Eine deutsche Nebelwerferbatterie, die hinter der Höhe 208 südlich von Oedheim stand, beschoss die feindlichen Stellungen zwischen Jagst und Kocher. Außerdem waren auch noch eine Anzahl Pakgeschütze (Panzerabwehrkanonen) zur Unterstützung der Infanterie vorhanden. Ein Angriff der feindlichen Infanterie mittags zu Heuchlingen wurde in kurzer Zeit unter empfindlichen Verlusten für den Feind abgeschlagen, denn die durch einen Hohlweg herauf anrückenden Amerikaner wurden von den Geschossgarben deutscher Maschinengewehre erfasst. Doch hatten auch die deutschen Truppen ziemlich große Verluste.
An diesem Tag waren in Oedheim glücklicherweise keine weiteren Ziviltoten zu beklagen. Gestorben ist jedoch in Schwäbisch Hall der am Vortage verwundete kleine Anton Spohrer.
Eine Anzahl Großvieh, vor allem Kühe, musste notgeschlachtet werden. Fleisch gab es in diesen Tagen umsonst und ohne Lebensmittelmarken, jedoch kaum Brot.
(Ergänzung von unserem Mitarbeiter Anton Spohrer: „In der Nacht zum 6. April durchschlug eine Granate schräg übers Eck das Haus Karle, Hauptstr. 38 und auch die Hauswand des Hauses Hauptstr. 36 – „Deutsches Haus“ – und explodierte in der Küche. Daraufhin wurde der in diesem Haus eingerichtete Verbandsplatz „Kaiser III“ in die Schulgasse in den Keller und Werkstatt des verstorbenen Sigmund Denzer verlegt. Ich selbst habe in dieser Nacht im Keller des „Deutschen Hauses“ geschlafen und nichts mitbekommen“)
Der 7. April, Samstag
Das Hauptquartier der 324. amerikanischen Fighter-Group berichtet an diesem Tag von einem bewaffneten Aufklärungsauftrag über Oedheim mit dem Auftrag Nr. 3354. Danach starteten 8 P 47 der 316. Jägerstaffel um 15.00 Uhr mit dem Ziel Oedheim. Im Ort wurden Rauchzeichen gesetzt.
48 Einschläge im Ort lösten 10 Brände aus und zerstörten 16 Gebäude.
Bei dem Fliegerangriff wurden durch Bombenvolltreffer vor allem die Kronengasse mit den Anwesen Gasthaus Krone (Bender) und Wilhelm Hofmann getroffen.
Dabei wurden im Scheunenkeller des Anwesens Hofmann die Personen Luise Hofmann, Witwe, geb. Schmierer, Schwiegertochter Anna Hofmann, geb. Barth, Tochter Josefine Heim, geb. Hofmann und deren Tochter Anneliese Heim sowie der französische Fremdarbeiter Robert Jean Alix verschüttet. 2 Tage lang konnte man Klopfzeichen hören. Bis zum schließlichen Freigraben konnten alle fünf nur noch tot geborgen werden. Sie alle mussten den Tod durch Ersticken erleiden. Am 10. April wurden sie zur letzten Ruhe in Reihengräbern auf dem Friedhof beigesetzt.
Ebenso fand die Postagentin Marie Zimmermann – genannt „Postmarie“ – im Anwesen Bender den Tod. Sie konnte erst nach mehreren Tagen aus den Trümmern ausgegraben werden. Vermutlich war sie sofort tot. Beerdigt wurde sie am 14. April auf dem Friedhof abends um 18.00 Uhr.
Auch andere Gebäude und Scheunen brannten oder wurden beschädigt: Haus Kirchenpfleger Bertsch, Scheuer und Stall Karl Schirmer, das Anwesen Küfer Binnig usw.
Wie durch ein Wunder blieb – abgesehen von indirekten Beschädigungen – unsere Kirche von einem Bombentreffer verschont.
Dem Oedheimer Volkssturm wurde von der Kreisleitung befohlen, in der Nacht zum 7. April um 1.30 Uhr nach Cleversulzbach abzurücken. Bürgermeister Joos war gezwungen, diesen Befehl zu missachten, weil sonst das Dorf in dieser Notsituation ohne Feuerwehr und ohne Löschtrupp ausgerüstet gewesen wäre. Daraufhin schickte die Kreisbefehlsstelle durch Kuriere Befehl auf Befehl in der gleichen Sache, die vom Bürgermeister jedoch alle nicht beantwortet wurden. Der berüchtigte Kreisleiter Drautz wollte ihn wegen Sabotage durch Erschießen oder Erhängen bestrafen. Dazu kam es glücklicherweise nicht.
Den Befehl des Kreisleiters Drautz vom 7. April, nach dem sich der gesamte Volkssturm und die Hitlerjugend am Weißen Sonntag, 8. April um 11.00 Uhr bei der Kapelle zum Appell anzutreten habe, beantwortete Dr. Husemann mit der Anordnung, dass im Kampfgebiet Oedheim die Abhaltung von Versammlungen und Appellen verboten sei.
(Der SS-Stabsarzt Dr. Husemann hat sich über die Kampfzeit in Oedheim zum Ortskommandanten selbst ernannt und wurde von seinem Vorgesetzten bestätigt.)
Am Morgen des Weißen Sonntags, 8. April um 10.00 Uhr wollte der Kreisleiter Drautz mit seinem Stab und einem Kommando von Neuenstadt aus nach Oedheim kommen, um den Bürgermeister Joos wegen Sabotage der Landesverteidigung zu bestrafen. Dazu ist es nicht gekommen. Drautz mit seinem Kommando mussten wegen starkem Beschuss der Straße Neuenstadt-Oedheim und wegen eines Luftangriffes auf Oedheim unverrichteter Dinge umkehren.
In der Abenddämmerung erfolgte auf der Heuchlinger Höhe ein Angriff feindlicher Panzer, doch wurde von den angreifenden 5 bis 6 Panzern einer durch ein deutsches Geschütz abgeschossen, worauf sich die anderen zurückzogen. Doch hatten auch die deutschen Truppen ziemlich große Verluste.
Fortsetzung folgt