Montag, der 9. April
Ein direkter großer Fliegerangriff auf unser Dorf erfolgte nicht an diesem Tag, jedoch richtete Bordwaffenbeschuss durch einzelne Jäger viele Schäden an Mensch, Vieh und Gebäuden an. Größere Verluste entstanden durch fast pausenlosen Beschuss der amerikanischen Artillerie und Panzer bei Tag und bei Nacht.
Folgende Anwesen wurden zerstört, beschädigt oder brannten:
Die Anwesen Muth, Binnig, Schenk, Durchdewald, Karl Josef Bertsch (zum 2. Mal, dieses Mal durch Volltreffer getroffen) Anton Schnaberich, Schulgasse, Konstantin Last, Klinge und Wilhelm Bauer, Fahrgasse.
Schlimmer waren die vielen Verwundeten und Toten.
Tote an diesem Tag:
Aloisia Bauer geb. Keicher, Volltreffer durchschlug Kellergewölbe, bestattet am 11. April im Reihengrab.
Karl Josef Bertsch, verschüttet in der Küche nach Volltreffer, bestattet am 17. April.
Albert Götzinger, getroffen von Granatsplitter, bestattet am 11. April.
Anton Karle, getroffen von Granatsplitter, bestattet am 10. April.
Maria Krauth, verschüttet im Keller, bestattet am 10. April.
Katharina Krauth geb. Keicher, verschüttet im Keller, bestattet am 10. April Reihengrab.
Melitta Schropp geb. Müller, verschüttet im Keller, bestattet am 11. April Reihengrab.
Verwundete an diesem Tag:
Siegfried Müller, verschüttet im Keller, Beine zerschmettert, innere Verletzungen, gestorben am 10. April, bestattet am 11. April.
Anton Schnaberich, verwundet im Unterleib durch Granatsplitter, gestorben am 10. April, bestattet am 11. April.
Jakob Herdecker, getroffen von Granatsplitter bei Löscharbeit, gestorben am 12. April in Schwäbisch Hall, 1946 überführt in den Heimatfriedhof.
Gertrud Krauth, innere Verletzungen durch Granatsplitter, verschüttet gemeinsam mit Mutter und Schwester im Keller, gestorben am 28. April in Schwäbisch Hall, 1946 überführt in den Heimatfriedhof.
Antonie Müller, verschüttet im Keller, schwere innere Verletzungen, gestorben am 30. April in Schwäbisch Hall, 1946 überführt in den Heimatfriedhof.
Josef Bertsch, durch Granatsplitter schwer verwundet bei Löscharbeiten, gestorben am 10. Mai in Schwäbisch Hall und ebenda begraben am 12. Mai.
Dienstag, der 10. April
Gerüchteweise hört man im Dorf, die SS-Truppe sei abgerückt, doch der fromme Wunsch vieler stand wohl als Pate der Gedanken. Die Gerüchte erwiesen sich als voreilig.
Der Tag verlief ruhig, jedoch setzte des Nachts wiederum Artilleriebeschuss ein.
Getroffen wurden die Scheuern von Josef/Wilhelm Denzer in der Neuenstadter Straße und die Scheuern von Karl Hofmann und Karl Schirmer in der Hauptstraße.
Verwundete und Tote unter der Zivilbevölkerung gab es an diesem Tag glücklicherweise nicht zu beklagen.
Mittwoch, der 11. April
Dieser Tag wurde für den Ort und die Bewohner Oedheims besonders verhängnisvoll.
Durch Fliegerangriff mit nachfolgendem Artilleriebeschuss brannte es an mehreren Stellen im Ort gleichzeitig. Die Löschwasserversorgung fiel teilweise aus, außerdem wurden Löschversuche durch feindliche Infanterie-Beschießung vom Neudorf aus stark behindert, denn inzwischen befand sich die rechte Kocherseite bereits in amerikanischer Hand. Bei den wenigen möglichen verzweifelten Löschversuchen wurden Oedheimer verwundet oder gar tödlich getroffen.
Folgende Wohnhäuser wurden ganz oder teilweise zerstört oder verbrannten:
Haus Alfred Schmelcher, Degmarner Straße
Haus August Herold/Mattes, Schlossstraße
Haus Luzia Herdecker/Bauer, Fahrgasse
Haus August Müller, Josef Karle und Haus Förch unter der Kirche
Haus Alfons Herdecker, Klinge, in der Nacht vom 11. auf den 12. April in Brand geschossen
Haus Anton Kegel, Karl Heimberger, Gänshof
Haus Karl Böhringer, Josef Bertsch, Hauptstraße 34, in der Nacht vom 11. auf den 12. April in Brand geschossen
Haus Wilhelm Knoll, Hofacker Weg
Folgende Scheuern wurden ganz oder teilweise zerstört oder verbrannten:
Scheuer Luzia Herdecker/Bauer, Fahrgasse
Scheuer Karl Last, Fahrgasse
Scheuer August Müller, Josef Karle und Förch unter der Kirche
Scheuer Alfons Herdecker, Klinge
Scheuer Anton Kegel, Karl Heimberger, Gänshof
Scheuer Alfons Spohrer, Karl Böhringer, Josef Bertsch, Hauptstraße
Scheuer Wilhelm Knoll, Neuenstadter Straße
Scheuer Josef Hiemer, Philip Schanzenbach
Scheuer Alfons Zimmermann, August Mosthaf, Rudolf Heil
Scheuer Gerster, Schirmer, Hauptstraße
Unter den genannten Wohnhäusern und Scheuern waren teilweise auch die Ställe, Remisen usw. betroffen.
(Unser Mitarbeiter Anton Spohrer erinnert sich noch gut an diese schlimme Nacht, als rings um sein Elternhaus, Hauptstraße 36/1 viele Scheuern und Häuser, wie auch das anschließende Gehöft Alfons Herdecker in der Klinge in Flammen standen. Wenn nicht seine Mutter, mit seinem „Franzonkel“, dem Traubenwirt Franz Spohrer, Karl Erlewein und Franz Denz beständig aus den Fenstern Wasser über die Außenmauern seines Elternhauses geleert hätten, wäre auch dieses ein Raub der Flammen geworden.)
Fortsetzung folgt