Siedlung der Alemannen und der Franken im Sulmtal beim Weissenhof und am Hühnerberg im Bereich der Gemarkung der Stadt Weinsberg
Von Klaus Heiland und Manfred Wiedmann
(Fortsetzung vom letzten Nachrichtenblatt Nr. 35/24)
Auch der Heimatforscher Wilhelm Mattes (1884 – 1960), Rektor in Heilbronn, erkundete im Bereich des Hühnerbergs Siedlungsreste, die zu dem v. g. Burgweiler passen könnten.
Dr. Robert Koch, Archäologe in Heilbronn, berichtete in „Schwaben und Franken“, 7/1974, von einer Siedlung im Sulmtal nahe des Weissenhofs und zwar:
„In der Gemarkung der heutigen Stadt Weinsberg gibt es mehrere Plätze, an denen im frühen oder hohen Mittelalter kleine Weiler oder Höfe standen. Zum Teil sind sie ganz verschwunden, aber durch die Flurnamen noch überliefert und lokalisierbar, wie es z. B. bei „Burchardswiesen, Gauchsberg und Lindach“ der Fall ist. Teilweise besteht noch als letzter Überrest ein einzelner Hof oder eine Mühle, wie beim Weißenhof. Wann in dem Winkel von Sulm und Eberbach die erste Siedlung im frühen Mittelalter entstand, lässt sich gut nachweisen, da in der Nachkriegszeit direkt westlich des heutigen Weissenhofs am Hang die Überreste eines kleinen fränkischen Friedhofs nachgewiesen wurden. Obwohl durch das tiefgründige Rigolen für die Weinberge die meisten Gräber stark gestört waren, sind doch unter den bescheidenen erhaltenen Beigaben charakteristische Trachtbestandteile und Gegenstände des 7. Jahrhunderts vorhanden. Die zugehörige Siedlung lag wahrscheinlich im Bereich des heutigen Weissenhofs. Dessen jetziger Name ist eine junge Benennung. Im 14. Jahrhundert wird er als Hardhof erwähnt. In neuester Zeit wurde ermittelt, dass der ursprüngliche, wohl in das 7. Jahrhundert zurückreichende Name „Rudolfshofen" lautete“.
Koch schreibt weiter in „Schwaben und Franken“, 5/1970, über die Grabungen im Bereich des Weissenhofs:
„Die 11 Skelettgräber, die 1951 und 1968 geborgen werden konnten, gehören zu einem Merowinger zeitlichen Reihengräberfeld, dessen höher liegende, flachere Bestattungen in früheren Jahren durch das Rigolen des noch im letzten Jahrhundert als Weinberg genutzten Hangs bereits zerstört worden sind. Die geborgenen Gräber und die aufgefundenen Grabbeigaben erlauben aber recht gut die Zeitspanne, in der das Gräberfeld angelegt wurde, zu bestimmen. Wichtig ist hierbei, auch für die siedlungsgeschichtliche Beurteilung, dass die Funde des 6. Jahrhunderts fehlen. Die ältesten Gegenstände aus der Mitte des 7. Jahrhunderts sind die Eisenbeschläge der dreiteiligen Gürtelgarnituren aus den Gräbern 3 und 4 von 1968. Im ausgehenden 7. Jahrhundert waren dagegen Saxgurte (Gürtelbesatz) mit zahlreichen Beschlägen und Riemenzungen wie in Grab 1/1968 in Mode. Für den fränkischen Charakter des Bestattungsplatzes ist wichtig, dass alle drei Tongefäße doppelkonische Form haben, die im Rheinland und in Nordfrankreich im 6. und 7. Jahrhundert gang und gäbe war.“
Lageplan von Dr. Koch über das Reihengräberfeld (blauer Punkt) im Bereich des Weissenhofs
Er schreibt weiter über die frühe Besiedlungsgeschichte des Sulmtals:
„Im Jahre 1860 wohnten dort, laut Oberamtsbeschreibung, noch 11 Einwohner. Nur wenige Hundert Meter nördlich des Weilers, jenseits des Eberbaches, liegt der Weissenhof. Er besteht heute aus einem ummauerten Wirtschaftshof und den neu erstellten Gebäuden der Heilanstalt. Der stattliche Wirtschaftshof war bis zur Gründung der Heilanstalt eine königliche Domäne und umfasste im Jahre 1860 noch 20 Morgen Äcker, Wiesen und Weinberge (ein schwäbischer Morgen umfasste eine Fläche von 3.152 m², 20 Morgen sind heute rd. 63 ha). Das Haus Württemberg hatte ihn, den Wirtschaftshof, im Jahre 1799 vom Kloster Schöntal erworben. Wir nehmen an, dass dieser Hof, zusammen mit einer eigenen Mühle, dem Kloster schon seit der Gründung im12. Jahrhundert gehörte und von da ab ständig in einer Hand blieb. Man wird vermuten dürfen, dass Schöntal den Hof von Wolfram von Weinsberg-Bebenburg erhielt, der zugleich auch der Gründer des Klosters war. Er hieß im 16. Jh. Hardhof. Wolfram von Weinsberg-Bebenburg (? – 1163) stiftete auf seinem Familiengut im Jahr 1153 das Kloster Schöntal/Jagst als Filialkloster des Klosters Maulbronn. Offenbar löste Wolfram ein Gelübde ein, das er als Teilnehmer des 2. Kreuzzugs von 1147 bis 1149 gegeben hatte. Der Weissenhof gehörte daher vor seiner Schenkung einem fränkischen Adelsherren und muss somit eine ältere Geschichte haben.
Ist dies zu belegen?
Kaiser Friedrich I. (1122 – 1190), genannt Barbarossa, nimmt das von Wolfram von Weinsberg-Bebenburg gestifte Kloster Neusaß (später Kloster Schöntal/Jagst) samt dessen Güter in seinen Schutz, Urkunde erstellt am 11. März 1157, vor fast 900 Jahren in Würzburg, Staatsarchiv Stuttgart, Signatur H51, U11
„Tatsachlich fand nun Rektor Mattes in unmittelbarer Nachbarschaft des ummauerten Hofs einen fränkischen Friedhof des 7. Jahrhunderts, der durch Dr. Robert Koch im Jahre 1969 weiter ausgegraben wurde. Die Beigaben dieses Gräberfelds werden in dieser Nummer gesondert besprochen, sodass sich hier eine Darstellung erübrigt. Somit steht also fest: Im 7. Jahrhundert stand hier ein Herrenhof, der einem fränkischen Adligen gehörte. Man könnte sogar noch einen Schritt weitergehen und annehmen, dass es dieser Mann namens „Win“ war, der dem benachbarten Berg seinen Namen („Winesperg“) gab.
Im Bereich dieser Herrenhöfe entstanden dann zu späterer Zeit kleine Weiler, in denen die Hintersassen und Handwerker des Hofs lebten. Sie besaßen Ländereien des Hofs (Huben, geograf. Objekt) als Erblehen und hatten dafür Hofdienste zu leisten. Aus Herrenhof und Weiler entwickelte sich dann das Dorf des Hochmittelalters. Nach unserer Auffassung kann kaum ein Zweifel daran bestehen, dass unser „Wolfsfhöfle“ der Rest eines einst zu dem fränkischen Herrenhof gehörigen Weilers war und mit ihm im Hochmittelalter ein Dorf bildete, dessen Name uns leider nicht überliefert ist. Der Name Hardhof kommt nicht infrage, denn er stammte aus einer Zeit, in der der alte Dorfverband schon längst nicht mehr vorhanden war“.
Dr. Gräf schreibt in seinem Buch: „Die Ämter Neuenstadt a. K. und Weinsberg an der Wende zur Neuzeit von 2004“, dass er die Siedlung Rudolfshofen im Bereich des Weissenhofbachs ins 3. bis 7. Jahrhundert datiert, d. h., dass dort schon eine Mühle und eine Siedlung bestanden. Weiter schreibt er: „so auch Dr. Koch von den Grabungen der Reihengräber des 7. Jahrhunderts auf dem Weissenhof“.
Dr. Heim in Schwaben und Franken, 5/1970, schreibt: „Im Sulmtal kreuzten zwei alte Heerstraßen, die eine kam von Heilbronn über den Sattel, zog zwischen Schemels- und Burgberg am Weissenhof vorbei ins Eberbachtal und weiter nach Öhringen. Die andere kam von Neckarsulm aufwärts und weiter in Richtung Sülzbach-Willsbach. Dort am Weissenhof entstand ein wichtiger Kreuzungspunkt von Straßen und es entstand dort am Westhang des Hühnerbergs sein kleiner Weiler.
Er war 1779 noch im Besitz der Stadt Weinsberg und hieß „Stadthöfle“.
Lageplanskizze von Stadtbaumeister G. Hauck (+1997) über frühe und abgegangene Siedlungen auf Gemarkung Weinsberg
Bestattungsriten der Franken
Bei den Franken gab es sowohl Feuerbestattung als auch Bodenbestattung für die Toten. Es wird angenommen, dass die Wahl der Bestattungsform von verschiedenen Faktoren, wie sozialem Status, religiösem Glauben oder regionaler Tradition, abhing. Feuerbestattung war eine weit verbreitete Praxis bei den germanischen Völkern, einschließlich der Franken. Dabei wurde der Verstorbene verbrannt und die Asche anschließend entweder in einer Urne oder einem speziellen Ort beigesetzt. Bei der Bodenbestattung wurde der Körper der/des Verstorbenen in einem Grab beerdigt. Da die Bestattungspraktiken der Franken im Laufe der Zeit variierten, wurden sie von anderen Faktoren wie regionalen Bräuchen oder religiösen Einflüssen gelenkt.
(Fortsetzung im nächsten Nachrichtenblatt Nr. 37/24)