Das Turiner Grabtuch, das Grabtuch Christi – Geschichte und Stationen – seine Aufbewahrung in der Johanneskirche Weinsberg im 13. Jahrhundert
Von Klaus Heiland und Manfred Wiedmann
Fortsetzung vom letzten Nachrichtenblatt Nr. 15/24
Deshalb wurde eine Kernbohrung im Bodenbereich im Bereich der Nordkammer und ein Maueraufbruch an dem großen zugemauerten verputzten Bogen links vom romanischen Blockaltar hinten im Chor in den 90er-Jahren durchgeführt. Die Bohrungen ergaben leider keinen vermuteten leeren Raum unter der Nordkammer. Er ist mit Geröll und Gestein aufgefüllt. Ob diese Füllmasse noch aus der Bauzeit stammt, man den Abfall oder Abraum einfach zwischen den Mauern entsorgt oder ob ein vorhandener Raum planmäßig unzugänglich gemacht wurde, entzieht sich unserer Kenntnis. Hier liegt unter Umständen noch eine Aufgabe für neugierige und zahlungskräftige nachfolgende Generationen. Wir haben nicht die Mittel und auch nicht das Recht auf den etwas vagen Verdacht hin den Fußboden der Nordkammer aufzubrechen und den darunterliegenden Raum vom Schutt zu befreien. Dies hat nur über das Denkmalamt von Baden-Württemberg zu erfolgen. Vielleicht läge die „Funkelnde" unter den Gesteinsbrocken, vielleicht auch nicht. Dann aber wären wohl Spott und Häme groß, wenn nichts gefunden würde. Der Misserfolg war schon immer ein ungeliebter Waisenknabe, während der Erfolg bekanntlich viele Väter hat.
Querschnitt der Johanneskirche in Weinsberg, 1. Bauabschnitt
Der Aufbruch der Mauer des großen Bogens im Turmchor brachte einen Hohlraum vom ca. 50 cm zum Vorschein und diesen ganzflächig hinter dem verputzten Backsteinmauerwerk. Leider wurde keine im Mauerwerk vermutete, versteckte Treppe nach unten und damit ein Zugang zu dem verschlossenen Raum unter der Nordkammer gefunden. Welchen Zwecken die große Nische im Chorraum einst diente, ist unbekannt. Spontan hat Mesner Hagen Lortz aus Weinsberg Überlegungen angestellt, ob so eine bauliche Vorrichtung, eventuell durch ein Gitter geschützt, nicht zu gewissen Zeiten Ausstellungsort zur Verehrung der von der Substanz her größten Reliquie der Christenheit durch besondere Herrschaften gewesen ist.
Das Ehepaar Weinsberg-Hohenlohe kaufte sich in Frankreich nach einem Zwischenaufenthalt in Toucy in der Burg des Bischofs von Auxerre den vakanten, weil ausgestorbenen Titel de Charny und de Savoisy. Das Grabtuch wurde in der Pfarrkirche von Sant-Pierre in Toucy verwahrt.
Zwischen den Adelshäusern Weinsberg und Charny besteht Wappengleicheit. Drei Schilder in einem Schild, siehe Bild.
Wappen des Hauses Charny, historisches Bild
Dr. Willi Müller nimmt an, dass außer Konrad von Brauneck das Ehepaar de Charny nach seiner Meinung von Frankreich aus zur Beisetzung in Weinsberg zurückgebracht wurde. Die Tatsache, dass zwei der aufgefundenen Körper (1 Mann, 1 Frau) vertieft in einem Grab in der Johanneskirche in Weinsberg aufgefunden wurden, das mit Kalk ausgegossen war, wertet er als Beweis dafür, dass die Leichen durch die Dauer des Transports von Frankreich nach Weinsberg und durch unfachmännische Behandlung so verfallen waren, dass man, um auch Krankheiten zu vermeiden, um die Körper beim Transport zu stabilisieren, die bei Seuchentoten übliche Verwendung von Branntkalk zur Stabilisierung der Körper angewandt hat
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Wappen des Hauses der Herren von Weinsberg
König Ludwig IX. von Frankreich, der Heilige, wurde bei einem Kreuzzug gefangen genommen. Er war der Anführer zweier Kreuzzüge. 1249 führte Friedrich II. geschickt die Verhandlungen, um ihn auszulösen. 1250 jedoch verstarb Friedrich II. und wurde in Palermo beigesetzt. Schon 1254 raffte eine Seuche seinen Sohn Konrad IV. dahin. Enzo, der zweite Sohn des Kaisers, war in Gefangenschaft in der Stadt Bologna, die aufseiten der Guelfen stand. Als Louis IX. aus der Gefangenschaft zurückgekehrt war, begann er das Exil des Palladiums abzusichern. Vermutlich mit Geldern, die zur ratenweisen Rückerstattung des Lösegeldes an den inzwischen verstorbenen Kaiser vorgesehen waren, begann man den Ausbau einer Burg des Amaury de Montfort, die dem Castel de Monte auffällig glich.
Die Familie de Charny nahm das Grabtuch mit in ihre Wohnung. Ihren Titeln durfte sie den Namen de Montfort beifügen.
Der weitere Weg des Grabtuchs nach dem Aufenthalt in Charny bis nach Turin:
1356 – 1389, unklare Transfers des Tuchs von Ost nach West
1356 – 1389, Lirey, Tuch kommt in eine kleine Kanonikerkirche
1453, das Grabtuch wird an das Haus Savoyen verkauft
1506, es wird in der Schlosskirche von Chambêry aufbewahrt
1532, bei einem Brand in Chambêry wird das Grabtuch beschädigt
1578, Turin wird Hauptstadt des Savoyen-Reiches. Dort wird es in einer Kapelle aufbewahrt.
1694, das Tuch findet in der Kapelle des Guarino Guarini seinen endgültigen Platz
1898, bei einer Fotografie entdeckt man den Negativcharakter seines Abbildes
1978, Untersuchungen durch amerikanische und italienische Wissenschaftler
1983, König Umberto II. von Italien hat in seinem Testament verfügt, dass das Grabtuch in den Besitz der Kirche übergeht
1988, C – 14 Datierung
1997, bei einem Brand in der Gnarinikapelle in Turin kann das Tuch rechtzeitig noch in Sicherheit gebracht werden
2018, das Grabtuch verbleibt in einer Seitenkapelle des Turiner Doms
Nach den Theorien von Wagner und Müller soll das Turiner Grabtuch, das Grabtuch Christi, im 13. Jahrhundert eine Zeit lang in der Johanneskirche in Weinsberg aufbewahrt worden sein. Anschließend brachten es Hans von Weinsberg und seine Gemahlin Kunigunde von Hohenlohe-Brauneck nach Frankreich. Wir berichteten darüber.
Fortsetzung im nächsten Nachrichtenblatt Nr. 17/24