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Vor genau 500 Jahren

Weinsberger Blutostern 1525 Geschichte zum Bauernkrieg 1524/25 von Klaus Heiland und Manfred Wiedmann (Fortsetzung vom letzten Nachrichtenblatt Nr....
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Weinsberger Blutostern 1525

Geschichte zum Bauernkrieg 1524/25

von Klaus Heiland und Manfred Wiedmann

(Fortsetzung vom letzten Nachrichtenblatt Nr. 8/25)

Am 7. Mai 1515 belastete sich Herzog Ulrich im Besonderen: Während einer Jagd im Wald zwischen Vaihingen und Böblingen hat er seinen Stallmeister und besten Freund, Hans von Hutten, offenbar aus Eifersucht brutal ermordet. Der Grund dafür: Es soll eine Liebesbeziehung von Ulrich zu Ursula von Hutten, der Ehefrau von Hans von Hutten, gegeben haben. Dafür sollte als Entschädigung Hans von Hutten durch die Übernahme der württembergischen Vogtei Urach von Herzog Ulrich bekommen. Dies verbreitete Hans von Hutten bei Hofe und machte dadurch Ulrich zur lächerlichen Person innerhalb seines Herzogtums und es wurde zum Lauffeuer innerhalb des Herzogtums. Aus Freunden wurden Feinde. Dies erreichte seinen Höhepunkt auf v. g. Jagdausflug im Böblinger Wald. Dieser Mord löste unglaubliches Entsetzen aus. Er hatte dadurch nicht nur die Familie von Hutten gegen Ulrich aufgebracht, sondern auch die ganze Ritterschaft und die bayrischen Herzöge. Sie standen nun alle gegen Herzog Ulrich. Die Gegner Ulrichs forderten eine gerechte Bestrafung durch den Kaiser Maximilian I. Ulrich sollte sechs Jahre lang keine Regierungstätigkeiten ausüben, das war deren Vorschlag. Ulrich von Württemberg stellte die Hinrichtung als Fememord (politischer Mord) dar und begründete die Hinrichtung wegen Untreue und Verrat.

Der Schwäbische Bund wies darauf hin, dass Herzog Ulrich in die kaiserliche Acht kommen sollte und aller Untertanenpflichten abgeschieden sei. Auch soll er mehrfach wortbrüchig und seine Verträge nicht eingehalten haben.

Daraufhin sollte er öffentlich als Landfriedensbrecher angeklagt und zu dem Strafvollzug in die Hände des Bundes übergeben werden. Dies lehnte er ab, worauf gegen ihn die kaiserliche Reichsacht am 24.3.1519 verhängt wurde.

Ulrichs Berater drängten ihn, doch auf den Kaiser zuzugehen und für sechs Jahre auf die Regierung zu verzichten. Herzog Ulrich ging dann nach langer Beratung auf den Vorschlag seiner Vertrauten nur scheinbar ein. Der Kaiser hob darauf die Reichsacht gegen ihn auf. Statt sich an die Vereinbarungen zu halten, ging er gegen seine Landstände von Württemberg mit grausamer Härte vor.

Kaiser Maximilian I. (1459 – 1519) „Der letzte Ritter“, Vater von Margarethe von Helfenstein

Maximilian gelang es beim Wormser Reichstag 1495 alle Reichsstände auf den „Ewigen Landfrieden“ einzuschwören. Es sollte in der Zukunft jede Fehde (gewaltsame Auseinandersetzung auf eigene Faust ohne Hilfe eines Gerichts im Mittelalter) für immer untersagt werden sowie jede eigenmächtige Verwendung von Waffengewalt als Landfriedensbruch verboten und bestraft werden. Eine der letzten größeren Fehden waren die des Herzogs Ulrich von Württemberg gegen die Stadt Reutlingen 1519.

Bedingt durch die zurückliegenden Vorgänge bildete sich eine Opposition gegen Ulrichs Herrschaft im Herzogtum Württemberg. Er ging gegen seine Gegner mit äußerster und grausamer Brutalität vor. Er ließ sich die Gebrüder Sebastian und Konrad Breuning (Sebastian Breuning war Untervogt in Weinsberg – wir berichteten 2014 darüber) mit dem Schwert in Stuttgart auf dem Marktplatz hinrichten. Die innenpolitischen Gegner wurden dadurch weitgehend ausgeschaltet.

Kaiser Maximilian I. verhängte daraufhin über Herzog Ulrich die Reichsacht.

Ulrich hatte im August 1518 den Befehl an seine Truppen erteilt, die kaiserlichen Erblande anzugreifen – dadurch drohte ein offener Konflikt mit unsagbaren Folgen. Dies erfolgte dann in der Weise – aufgrund von vielen Verhandlungen – nicht.

Beim Überfall auf die Reichsstadt Reutlingen 1519 überspannte er den Bogen und brachte die Reichsstädte gegen sich auf.

Herzog Ulrich war ein leidenschaftlicher Jäger und es war ihm ein Vergnügen, Rehe, Hirsche, auch Schweine und Bären, zu jagen. Um seine Jagdlust zu steigern, wurde das Wild in seinen Forsten besonders gehegt, wobei er zur Abschreckung von Wilddiebstahl zu besonderen Maßnahmen griff. Der erwischte Wilddieb wurde durch den Verlust seines Augenlichts oder durch schlimmere Kerkerhaft bestraft. Am 18. Januar 1519 besuchte der herzogliche Burgvogt von der Achalm (Hausberg bei Reutlingen) mit seiner Frau den Markt in Reutlingen. Sie kehrten abschließend im Gasthof zum Bären ein. Dort entwickelte sich zwischen dem Vogt und einigen Bürgern von Reutlingen ein Streitgespräch, wobei ein Gast ein Messer zog und es in den Leib des Vogts stieß. Der Vogt war sofort tot. Am 12. Januar 1519 ist Kaiser Maximilian I. in Wels in Oberösterreich verstorben. Herzog Ulrich war am 18. Januar 1519 an einer Gedenkfeier zum Tod von Kaiser Maximilian in Stuttgart anwesend und hatte sich anschließend an der Leichenschmausfeier beteiligt. Ein Bote brachte die Nachricht vom Tod des Vogts in Reutlingen nach Stuttgart. Als Herzog Ulrich davon erfuhr, bekam er einen jähzornigen Wutanfall und sprang von der Leichenschmaustafel hoch. Anschließend rüstete er sein Heer, um die Reutlinger Bürger zu bestrafen. Schon am nächsten Tag rückte Ulrich von Tübingen aus nach Reutlingen. Er griff die Stadt mit seinem Heer und den mitgebrachten Geschützen an. Von Verhandlungen mit der Stadt Reutlingen wollte er nichts wissen. Der Rat der Stadt sandte einen Boten zu den befreundeten Reichsstädten und dem Schwäbischen Bund, um rasche Hilfe bei ihnen zu erbitten. Herzog Ulrich hat mit seinen Geschützen – viele Steine und Feuerkugeln mit einem Gewicht bis zu einem Zentner – in die belagerte Stadt geschossen.

Stadt Reutlingen, Postkarte

Am Freitag, 28. Januar gab die Stadt die Verteidigung auf, nachdem keine Hilfe von den befreundeten Städten und dem Schwäbischen Bund kam – und machte für den Herzog Ulrich von Württemberg die Stadttore auf.

Herzog Ulrich ließ sich vom Bürgermeister von Reutlingen die kaiserlichen Freiheitsbriefe und das Siegel der Stadt geben und verlangte die Auslieferung des Mörders. Der war schon ausgerissen und nicht mehr in der Stadt Reutlingen. Der Bürgermeister, der Rat und die ganze Bürgerschaft mussten sich auf dem Marktplatz versammeln und mit erhobener Hand dem Herzog Ulrich Treue schwören und ihn als den neuen Herrn von Reutlingen anerkennen. Die kaiserlichen und städtischen Wappenbilder wurden abgenommen und durch die württembergischen Hirschhörner ersetzt.

Dadurch ist Reutlingen von einer freien Reichsstadt in eine württembergische Landstadt gewandelt worden. Reutlingen bekam eine 3.000 Mann starke württembergische Besatzung. Der Schwäbische Bund, in dem die Stadt Reutlingen Mitglied war, ließ sich dies nicht gefallen.

(Fortsetzung im nächsten Nachrichtenblatt Nr. 10/25)

Foto: Wiedmann
Erscheinung
Nachrichtenblatt für die Stadt Weinsberg
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Ausgabe 09/2025

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Weinsberg

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von Stadtgeschichte
28.02.2025
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