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Vor genau 500 Jahren

Weinsberger Blutostern 1525 Geschichte zum Bauernkrieg 1524/25 von Klaus Heiland und Manfred Wiedmann (Fortsetzung vom letzten Nachrichtenblatt...
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Weinsberger Blutostern 1525

Geschichte zum Bauernkrieg 1524/25

von Klaus Heiland und Manfred Wiedmann

(Fortsetzung vom letzten Nachrichtenblatt Nr. 8/25)

Die Bundestruppen rüsteten sich nun gegen Herzog Ulrich. An ihrer Spitze befand sich Herzog Wilhelm von Bayern. Das Heer versammelte sich im März 1519 bei Ulm und hatte eine Stärke von ca. 20.000 Mann zu Fuß und ca. 4.000 Mann zu Pferd. Herzog Ulrich verband sich mit dem Landgrafen Philipp von Hessen und warb weitere Truppen in der Schweiz und in anderen Ländern an. Er rüstete nun zum Angriff auf die Stadt Esslingen, aber die Eidgenossenschaft in der heutigen Schweiz bedrohte ihre von Ulrich angeworbenen Landsleute mit dem Verlust von Leib und Leben, Hab und Gut, wenn sie in den Diensten des Herzogs verbleiben würden. Nachdem die Schweizer ihren Sold erhalten hatten, zogen sie sich in ihre Heimat zurück.

Die Bundestruppen gingen von Ulm aus nach Langenau und weiter nach Heidenheim, Staufeneck, Göppingen, Plüderhausen, Waldhausen, Holzmaden, Schloss Teck, Kirchheim, Hedelfingen und weiter nach Stuttgart. Von dort aus zog ein Teil der Truppe ins Rems- und in das Bottwartal. Ein weiterer Zug ging über Vaihingen, Möhringen nach Herrenberg.

Herzog Ulrich hatte sich am 7. April 1519 aus Tübingen, bevor die Bundestruppen dort einzogen, entfernt. Er hinterließ dort im Schloss seine beiden Kinder, Anna und Christoph, mit weiterem auserlesenem Personal. Am Ostermontag, 25. April 1519 erhielt die Schlossbesatzung in Tübingen durch die Bundestruppen freien Abzug.

Am 10. Mai 1519 kam das Bundesheer nach Neckarsulm, rückte anschließend in Möckmühl ein. Götz von Berlichingen (um 1480 – 1562) hatte Herzog Ulrich zuvor zum Amtmann in Möckmühl gemacht. Auch wegen seiner Unterstützung des Reichsritters Franz von Sickingen wurde ihm die kaiserliche Reichsacht erklärt. Er kämpfte 1519 an der Seite von Ulrich gegen die Truppen des Schwäbischen Bundes. Möckmühl wurde erobert und trotz starker Gegenwehr von Götz von Berlichingen wurde er gefangen genommen und der Stadt Heilbronn zur Kerkerhaft (früher Vierecksturm, heute Götzenturm) bis 1522 übergeben. Er bekam in Heilbronn aber ein „ritterliches Gefängnis“. Mit dem Wirt der Herberge, wo er mit Weib und Kind wohnte, soll er noch lange Zeit danach wegen des hohen Kostgeldes und des liederlichen Weins, den dieser ausschenkte, gehadert haben.

Götz von Berlichingen, Grabmal im Kloster Schöntal/Jagst, Kreuzgang

Am Mittwoch, 11. Mai wurde die Burg Weinsberg vom Bundesheer angegriffen, wo Sebastian von Nippenburg im Auftrag von Herzog Ulrich mit seiner Besatzung lag. Er leistete nicht lange Widerstand, sondern übergab die Burg und Stadt Weinsberg am 12. Mai 1519 den Bundestruppen.

Ein Teil der Bundestruppen aber zog am 12. und 13. Mai von Weinsberg aus zur Festung nach Asperg weiter und belagerte sie. Weinsberg hatte daraufhin eine Besatzung des Bundesheers aus Soldaten des brandenburgischen Heers. Diese machten von Weinsberg aus in umfangreichen Streifzügen Jagd auf die Soldaten des Heeres von Herzog Ulrich von Württemberg.

Ungeachtet davon, hatten sich in und um Weinsberg herum die Reiterhorden des Reichsritters Franz von Sickingen (1481 – 1523) der rheinisch schwäbischen Ritterschaft längere Zeit aufgehalten und sämtliches Vieh, was sie aufspüren konnten, zusammengetrieben und in ihre Burg Ebernburg bei Bad Kreuznach transportiert. Die Bauern, die sich widersetzten, wurden gefangen genommen und abgeführt.

Der Weinsberger Reformator, Johannes Ökolampad, war 1522 auf der Flucht vom Frauenkloster Altomünster bei München, wo er 2 Jahre lang als Beichtvater weilte. Er ging anschließend als Burgkaplan und Beichtvater zu Franz von Sickingen (1481 – 1523) auf dessen Ebernburg bei Bad Kreuznach, wo er nur kurze Zeit dort tätig war.

Ökolampad fühlte sich auf der Burg Ebernburg nicht am richtigen Ort eingesetzt. Es zog ihn 1522 nach Basel, wo seine Mutter als Baslerin wohnte.

Franz von Sickingen

Die Stände des Schwäbischen Bundes hatten sich zur Beratung in Nördlingen versammelt, um sich festzulegen, wie es mit dem eroberten Herzogtum Württemberg weitergehen solle und nun als Folge davon den Krieg als beendet erklärt.

Herzog Ulrich war vorübergehend nach dem Krieg in die Pfalz geflüchtet.

Ein Teil der Bundestruppen des Schwäbischen Bundes wurde entlassen. Diese, die auf keine andere Weise als durch den Krieg sich zu ernähren gewohnt waren, kamen in Knittlingen zusammen, um sich von Herzog Ulrich, ihrem früheren Gegner, anheuern zu lassen und im August 1519 mit ihm zum Angriff gegen die Bundestruppen ins Feld zu ziehen. Ulrich unternahm von dort aus den Versuch, sein Land erneut mit angeheuerten früheren Bundestruppen zurückzuerobern.

Nach anfänglichen Erfolgen scheiterte dieser Gegenangriff von Herzog Ulrich. Er musste im Oktober endgültig fliehen.

Am 15. Oktober 1519 ist Herzog Ulrich nach Stuttgart zurückgeritten und hatte seiner Mannschaft sagen lassen, „es solle jeder selbst sein Bestes suchen, in dem er wohl sehe, dass er von jedermann verlassen sei“; da lief das Heer von Herzog Ulrich auseinander und löste sich auf. Zunächst begab sich Ulrich nach Solothurn in die Schweiz, wo er um Unterstützung warb. So wechselte er in den folgenden Jahren seinen ständigen Wohnsitz in Mömpelgard, von wo er mehrfache Reisen in die Schweiz und nach Frankreich unternahm. Die Grafschaft Mömpelgard, im heutigen Frankreich, ist Ulrich als gesondertes Reichslehen erhalten geblieben. In Basel war er auch, wo er erstmals mit Luthers Lehre in Kontakt kam. Dort traf er den aus Weinsberg stammenden Reformator, Johannes Ökolampad, Johann Geiling aus Ilsfeld und Guillaume Farel aus Gab in Südfrankreich. Farel und Geiling wurden anschließend von ihm als Prediger in Mömpelgard angestellt. 1524 besuchte er den Reformator Zwingli in Zürich. Im folgenden Jahr startete Ulrich einen neuen Versuch, sein Herzogtum zurückzuerobern. Dies misslang ihm. Kaiser Karl V. verhängte über Ulrich am 5. Juni 1525 zum dritten Mal die Reichsacht. Von einer Person der österreichischen Regierung erfuhr er auf Umwegen einen geheimen Plan, dass er gefangen und nach Spanien entführt werden sollte. Dies hätte mit Sicherheit seinen Tod bedeutet. Beim Landgraf Philipp von Hessen war er ab 1523 und hielt sich fast 8 Jahre dort auf. Er ließ sich im Marburger Schloss durch deutsche Reformatoren in die Reformation einführen (darüber werden wir gesondert berichten).

Ein weiterer sicherer Wohnsitz war die Festung Hohentwiel bei Singen. Schon 1511 hatte er sich dort seinen Wohnsitz im Falle eines Kriegs beim Besitzer, Heinrich von Klingental, zusichern lassen.

Von Bayern aus versuchte man den erst vierjährigen Sohn von Ulrich, Christoph, unter der Vormundschaft seiner Mutter Sabina zum Herzog von Württemberg zu machen – dies Vorhaben scheiterte an den geforderten Kriegskosten von 300.000 Gulden des Schwäbischen Bundes.

(Fortsetzung im nächsten Nachrichtenblatt Nr. 10/25)

Foto: wiedmann
Erscheinung
Nachrichtenblatt für die Stadt Weinsberg
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Ausgabe 10/2025

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Weinsberg

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von Stadtgeschichte
07.03.2025
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