Kultur

Vor genau 500 Jahren

Weinsberger Blutostern 1525 Geschichte zum Bauernkrieg 1524/25 von Klaus Heiland und Manfred Wiedmann (Fortsetzung vom Nachrichtenblatt Nr. 13/25)...
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Weinsberger Blutostern 1525

Geschichte zum Bauernkrieg 1524/25

von Klaus Heiland und Manfred Wiedmann

(Fortsetzung vom Nachrichtenblatt Nr. 13/25)

Am 5. April zogen die Bauern mit 800 Mann aus Sontheim ab und über den Heilbronner Steinbruch an Erlenbach vorbei nach Öhringen. Sie wurden angefeuert von der „Schwarzen Hofmännin“, Margarete Renner, einem hexenhaften Weib. Sie war die Witwe des Deutschordensmanns Hofmann aus Böckingen. Magarete Renner hatte sich Jäklein Rohrbach angeschlossen.

Chorherren-Stiftskirche in Öhringen

Am 6. April öffnete die Stadt Öhringen den Bauern ihre Stadttore. Am 11. April vereinigten sich der Odenwald- mit dem Neckartal-Haufen. Sie zwangen die Grafen Albrecht und Georg von Hohenlohe, die 12 Artikel der Bauern anzunehmen, was auch erfolgte. Am 12. April plünderten die Bauern das Chorherrenstift in Öhringen und anschließend das Nonnenkloster in Lichtenstern bei Löwenstein. Vorher plünderte der Odenwaldhaufen das Kloster Schöntal. Die Bauern hatten es anschließend auf die Städte Heilbronn, Weinsberg und Neckarsulm abgesehen. Dies schrieb der Deutschordenshauptmann, Konrad von Rodenstein, der um diese Zeit auf der Burg Scheuerberg bei Neckarsulm weilte, an den Heilbronner Rat. Am Tag darauf, dem Gründonnerstag, meldete der Rat der Stadt Heilbronn das Nahen des Bauernhaufens dem Schwäbischen Bund, ohne ein Hilfegesuch auszusprechen.

Am gleichen Tag ließ Dr. Lachmann, Geistlicher der Heilbronner Kilianskirche, eine Ermahnung an die Bauern aussprechen, dass er sich verwahrte, dass die bäuerliche Bewegung aus den Schriften Luthers ihren Begriff der Freiheit usw. ableite. Die Bauern äußerten sich, dass sie die Mönche, Nonnen und Pfaffen strafen werde. Gott aber bedarf zu seinem Wort weder Spieße noch Büchsen. Am Karfreitag sandte der Rat der Stadt Heilbronn dem Amtmann auf der Scheuerburg bei Neckarsulm die Nachricht, dass der Kurfürst Friedrich von der Pfalz seinen Marschall Wilhelm von Habers mit 200 Reisigen in den Kraichgau geschickt habe, dass Heilbronn für den Fall eines Angriffs der Bauern, Hilfe in Aussicht gestellt werde. Graf Ludwig von Helfenstein, württembergischer Obervogt zu Weinsberg, lag mit 60 Reisigen in Weinsberg. Der Graf hatte, als die Bauern noch in Öhringen lagen, die Bauern des Weinsberger Tales zu überzeugen versucht, unter Dietrich von Weiler, Obervogt von Bottwar und Beilstein, gegen die aufständischen Bauern zu ziehen, wobei er noch auf die zusätzliche Unterstützung durch die Bürger der Stadt Heilbronn rechnete. Dies wurde von den Bauern des Weinberger Tals versagt.

Am Karfreitag-Nachmittag wurden die Sturmglocken zu Heilbronn in Bewegung gesetzt. Ein Bauernhaufen aus Lichtenstern kommend näherte sich der Stadt Heilbronn, genauer gesagt dem Karmeliter-Kloster vor den Toren der Stadt Heilbronn. Der Bauernführer Jäklein Rohrbach erschien zeitgleich vor dem Heilbronner Stadttor, dem Sülmertor. Er war mit großem Hut auf einem Spieß zum Zeichen, dass er mit der Stadt verhandeln wolle, gekommen.

Daraufhin kamen der Bürgermeister und einige Ratsherren vor das Stadttor. Rohrbach erklärte ihnen, die Bauern würden an Heilbronn friedlich vorbeiziehen, wenn die Stadt nicht auf sie mit ihren Kanonen schießen würde. Der Heilbronner Rat erteilte daraufhin der Heilbronner Wehr Schießverbot. Die Bauern zogen an der Stadt Heilbronn vorbei und bewegten sich weiter zur Deutschordensstadt Neckarsulm. Am Samstag, 15.04. gelangten mehrere Schreiben von dem „Christlichen, hellen und lichten Haufen“, wie sich die Bauern seit Öhringen nannten, an den Rat der Stadt Heilbronn. Rohrbach nannte seine auf dem Weg nach Öhringen ziehenden Truppen den „Schwarzen Haufen“.

Klosterkirche in Lichtenstern bei Löwenstein

Der Rat der Stadt Heilbronn bekam am Samstag, 15.04. nochmals vom Grafen von Helfenstein die Hilfe in Aussicht gestellt. Dieser hatte die Wut der Bauern dadurch erregt, dass er, als die Bauern am 14.04. von Lichtenstern durch das Weinsberger Tal zogen, von der Burg Weinsberg aus auf die Bauern schießen und von seinen Knechten mehrere Bauern der Nachhut erstechen ließ. Helfenstein informierte die Bauern im Heerlager in Neckarsulm, dass er alle ihre Häuser, wenn sie nicht unmittelbar nach Hause gingen, anzünden lassen werde.

Die ist nicht erfolgt. Da ließen sich einige Bauern aus Weinsberg dazu bewegen und in Aussicht stellen, dass sie auch ihre Stadttore den Bauern öffnen könnten. Da entschlossen sich die Bauern, vorab der Schwabbacher Bürgermeister, Dionysius Schmidt und Hans Kober aus Bretzfeld auf Ursicht (gestehen, bekennen, geständiger Mund), zu einem Angriff auf Weinsberg.

Über die schwache Besatzung der Burg Weinsberg unterrichtete ein von der Burg vor Kurzem inhaftierter und nach Tagen entsprungener Häftling den Bauernhaufen. Am frühen Morgen des Ostersonntags, 16.04. zogen die Bauern vom Lager in Neckarsulm aus, das Sulmtal hinauf und griffen die Burg und die Stadt Weinsberg an.

Die nur gering von Reisigen bewachte und verteidigte Burg Weinsberg sowie die Stadt Weinsberg wurden sehr früh, zwischen 8.00 und 9.00 Uhr erstürmt, eingenommen, ausgeraubt und die Burg angezündet. Die auf der Burg Weinsberg weilende Gräfin Margarethe von Helfenstein wurde mit ihrem Sohn gefangen genommen und nackt (die Kleider hat man ihr bei der Gefangennahme vom Leibe gerissen) auf einem Mistwagen sitzend in die Stadt Heilbronn gebracht. Weiteres darüber berichten wir an einer anderen Stelle.

Der Odenwälder Haufen der Bauern

Der fränkische Bauernhaufen, auch Odenwaldhaufen genannt, kommt überwiegend aus dem Taubertal und dem Odenwald. Sie versammelten sich am 26. März 1525 bei Bad Mergentheim und wählten Jörg Metzler, Wirt aus Ballenberg, zu ihrem Hauptmann. Sie verbündeten sich zu dem „Odenwald-Haufen“. Weiter verbündeten sie sich mit dem Neckartal-Haufen und erstürmten Weinsberg und Heilbronn. Sie wandten sich gegen die Bischöfe von Mainz und Würzburg und den Kurfürsten der Pfalz. Die Adeligen, die von den Bauern ergriffen wurden, mussten auf die 12 Artikel ihren Schwur leisten. Der Haufen marschierte südwärts und nahm die Hohenlohische Amtsstadt Öhringen und das Kloster Schöntal im Jagsttal ein. Sie zogen weiter nach Neuenstein und Grünbühl bei Waldenburg, wo sie die Grafen Georg und Albrecht von Hohenlohe auf die 12 Artikel schwören ließen und sie sich dem Haufen anschließen mussten. Gründonnerstag, 13. April war der Haufen im Weinsberger Tal. Sie plünderten unter der Führung von Jäklein Rohrbach das Kloster Lichtenstern bei Löwenstein. Die Nonnen, Zisterzienserinnen, waren vorzeitig in ihren Pfleghof nach Heilbronn geflüchtet. Man hatte versucht, auch die Löwensteiner Grafen zum Eintritt in die Bauernschaft zu bewegen. Dies misslang, da sie schon vorher aus ihrer Burg geflohen waren.

Götz von Berlichingen hat unter Druck der Bauern die Hauptmannschaft des Odenwaldhaufens angenommen. Er wollte im Interesse des Adels Einfluss auf die Bauernbewegung gewinnen und sie in gemäßigtere Bahnen leiten.

In Hohenlohe begann der Aufruhr nicht als ein bäuerliches Erheben. Der hoch verschuldete Metzger Claus Salm aus Öhringen veranstaltete am 2. April 1525, entgegen den Vorschriften zur Fastenzeit, ein großes Kalbsbratenessen für die Öhringer Rädelsführer der Bauern. Die Teilnehmer am Essen nahmen dem Stadttorwart die Schlüssel der Tore der Stadt Öhringen ab und forderten den Stiftsturmtürmer auf, Alarm zu blasen. Inzwischen sind Scharen von Bauern aus Hohenlohe in Öhringen eingetroffen (etwa 10.000). Die Öhringer Bauern wollten die 12 Artikel in einem „Büchlein drucken“ lassen. Die weiteren Forderungen waren: kein Umgeld (Verbrauchssteuer) und keine Zölle mehr bezahlen, keinen Forstknecht mehr über ihre Wälder haben, keinen Weinzehnten bezahlen, mit Hand Lohn, Sterbefall, Leibeigenschaft, Wildbret soll es gehalten werden, wie im „gedruckten Büchlein“ stehe.

(Fortsetzung im nächsten Nachrichtenblatt Nr. 19/25)

Foto: Wiedmann
Erscheinung
Nachrichtenblatt für die Stadt Weinsberg
NUSSBAUM+
Ausgabe 18/2025

Orte

Weinsberg

Kategorien

Kultur
von Stadtgeschichte
02.05.2025
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