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Vor genau 500 Jahren

Weinsberger Blutostern 1525 Geschichte zum Bauernkrieg 1524/25 von Klaus Heiland und Manfred Wiedmann (Fortsetzung vom letzten Nachrichtenblatt Nr....
Foto: Wiedmann

Weinsberger Blutostern 1525

Geschichte zum Bauernkrieg 1524/25

von Klaus Heiland und Manfred Wiedmann

(Fortsetzung vom letzten Nachrichtenblatt Nr. 18/25)

Anschließend zogen die Bauern weiter zum Kloster Schöntal und verbündeten sich mit dem Odenwälder Haufen. Sie sammelten sich im Storchenwald über dem Kloster liegend, um es am 4. April zu überfallen, zu besetzen, zu plündern und teilweise zu zerstören. Frucht- und Weinvorräte wurden an die Bauern verteilt. Die Fenster der Kirche und die Orgel der Abtei wurden zerstört. Ein besonderes Interesse galt dem Archiv des Klosters, in dem die Lasten und Abgaben der Bauern in Urkunden dokumentiert waren. Der damalige Abt des Klosters war Erhard Oser (1511 – 1535). Er lenkte die Geschicke des Klosters im Bauernkrieg. Sein Nachfolger war Abt Elias Wurst (1535 – 1537).

Kloster Schöntal im Jagsttal

Nach dem Erfolg der Bauern in Hohenlohe und im Jagsttal hofften die Bauern, auch mit Weinsberg erfolgreich verhandeln zu können. Dort stießen sie am Karfreitag, 14. April auf gewaltigen Widerstand. Weinsberg gehörte wie alle württembergischen Besitzungen zu Österreich. Die Bauern forderten den Burgvogt Graf Helferich von Helfenstein auf, in ihre Bruderschaft einzutreten. Dies lehnte er aber ab.

Herzog Ulrich von Württemberg wurde 1519 wegen schwerer Vergehen aus seinem Herzogtum vertrieben. Wir haben schon darüber in diesem Aufsatz detailliert berichtet. Ein österreichischer Adeliger, Graf Ludwig Helferich von Helfenstein, Schwiegersohn des Kaisers Maximilian I., war als Amtmann von Weinsberg und zugleich Vogt aller württembergischen Burgen im Herzogtum für Vorderösterreich eingesetzt. Die Odenwälder Bauern wurden angeführt von Götz von Berlichingen und dem Verwaltungsbeamten Wendel Hipler aus Hohenlohe. Hipler bearbeitete Pläne, ein Bauernparlament in Heilbronn einzurichten.

Der Taubertaler Haufen unter weiterer Leitung von Florian Geyer (Reichsritter und Diplomat) aus Giebelstadt, südlich gelegen von Würzburg, blieb weiterhin bei seinem Vorhaben, Klöster und Burgen zu vernichten, während Götz von Berlichingen bevorzugte und die Adeligen dazu bewegte, sich der Sache der Bauern anzuschließen. Am Karfreitag zog das Heer der Bauern der Sulm entlang und nahm die Deutschordensstadt Neckarsulm ein. Die Bauern errichteten dort ihr Lager.

Florian Geyer

Die Gruppe der Bauern umfasste schließlich bis zu 12.000 Mann. Auf ihren Märschen legten die Bauern insgesamt etwa 355 km zurück.

Am 16. April 1525 wurde die Burg und die Stadt Weinsberg erobert und die Bauern massakrierten den oberösterreichischen Obervogt für Württemberg, Graf Ludwig, Helferich zu Helfenstein, und weitere Ritter.

Diese Bluttat blieb jedoch die Ausnahme im Bauernkrieg von 1525 (darüber werden wir gesondert berichten).

Die weiteren Bauernhaufen in Württemberg und in Baden, wie auch im Elsass

Am 16. April schlugen die Württemberger Bauern los. Zunächst waren sie ohne Ziel; 8.000 Mann schlossen sich ihnen an. Die Aufständischen wandten sich nach Stuttgart und rückten in die Stadt ein. Im Mai stießen sie in Richtung Böblingen vor. Kleinere Bauernhaufen bildeten sich im Gebiet der Städte Hall und Gmünd. Der „Gaildorfer Haufen“ hatte schließlich bis zu 3.000 Anhänger. Sie wandten sich gegen die Klöster Murrhardt und Lorch und ließen die Burg Hohenstaufen in Flammen aufgehen. Gegen den Bischof von Speyer waren die Aktionen der Kraichgauer und Badener Bauern im Gebiet Bruchsal gerichtet. Die Ortenauer Scharen bzw. der „Schwarzacher Haufen“ plünderten die Klöster im Rheintal bei Offenburg und im Kinzigtal.

Zehn Tage nach der Schlacht in Böblingen besiegte der Herzog von Lothringen die Elsässer Bauern bei Zabern.

Außer diesen größeren Aufständen fanden zahlreiche regionale Unruhen, Plünderungen und Brandschatzungen durch Bauern statt.

So klagten die Bauern in der Ortenau: „Wir müssen für die Herren schaffen und fronen. Das Wenige, was wir haben, müssen wir abliefern. Die Herren werden immer reicher, während wir nicht genug für das tägliche Leben haben. Wiesen, Felder und Wald haben sie sich angeeignet, die wir Bauern zuvor nutzen konnten. Jetzt dürfen wir weder jagen noch fischen."

Es war aber nur eine Frage der Zeit, bis sich die Herrschenden zum Gegenangriff formierten.

Die Südschwarzwälder- und Breisgauer Bauern

Am 23. Mai nahm ein Haufen von 18.000 Breisgauer- und Südschwarzwälder Bauern die Stadt Freiburg im Breisgau ein. Nach dem Erfolg wollte der Anführer, Hans Müller, den Belagerern von Radolfzell zu Hilfe eilen, doch nur wenige Bauern zogen mit ihm. Die kleine Streitmacht wurde von Erzherzog Ferdinand von Österreich kurz darauf geschlagen.

Waldburg-Zeil, der Bauenjörg, traf am 4. Juni bei Würzburg auf den „Hellen lichten Haufen“ der fränkischen Bauern. Würzburg wird auch die Kräuterstadt „Herbipolis“ (griech./latein.) genannt. Am Vortag hatte Götz von Berlichingen unter einem Vorwand den Bauernhaufen verlassen. Die führerlosen Bauern hatten keine Chance, sich gegen die Truppen des Bauernjörg durchzusetzen. In fast zwei Stunden wurden ungefähr 8.000 Bauern getötet. Nach diesem Sieg wendeten sich die Truppe des Bauernjörg (Truchsess) wieder nach Süden und besiegten im Allgäu Ende Juli die letzten aufständischen Bauern.

Es gibt viel Geschriebenes über den Bauernkrieg. Ein bekanntes Lied haben wir für Sie folgend (auszugweise) aufgeschrieben:

Ein Lied aus der Zeit des Bauernkriegs

„Wir sind des Geyers schwarzer Haufen

Heia, hoho

Und wollen mit Tyrannen raufen

Heia, hoho,

Refrain:

Spieß voran, drauf und dran, setzt aufs Kloster Dach den roten Hahn.

Bei Weinsberg setzt es Brand und Stank, heia, hoho. Gar mancher über die Klinge sprang, heia, hoho.

Geschlagen ziehen wir nach Haus , Hr. unsre Enkel fechtens besser aus, heia, hoho!

Refrain: Spieß voran, drauf und dran, setzt aufs Kloster Dach den roten Hahn“.

(Fortsetzung im nächsten Nachrichtenblatt Nr. 20/25)

Foto: Wiedmann
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Nachrichtenblatt für die Stadt Weinsberg
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Ausgabe 19/2025
von Stadtgeschichte
09.05.2025
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