Weinsberger Blutostern 1525
Geschichte zum Bauernkrieg 1524/25
von Klaus Heiland und Manfred Wiedmann
(Fortsetzung vom letzten Nachrichtenblatt Nr. 19/25)
Die Stadt Heilbronn zu Zeiten des Bauernkriegs
Moriz von Rauch (1868 – 1928), Archivar der Stadt Heilbronn, hat einen umfangreichen Artikel über den Bauernkrieg von 1525 verfasst. Wir werden nicht gesondert auf den Artikel von Rauch eingehen, weil er so umfangreich ist und den Rahmen dieser Textreihe sprengen würde. Im Archiv der Stadt Heilbronn waren fast sämtliche Schriftstücke aus dem Bauernkrieg noch erhalten, sodass von Rauch aus dem „Vollen“ schöpfen konnte. Dies war in Weinsberg nicht der Fall. Der Artikel kann bei uns eingesehen werden.
Zusammenfassend – Es ist über den Artikel von Rauch über den Bauernkrieg Folgendes zu bemerken
Dass die Unruhen in Heilbronn und teilweise auch in dessen Umgebung im Wesentlichen von zwei Gruppen getragen wurden, die eine Gruppe aus Weingärtnern und Handwerkern, die andere Gruppe um den Bauernführer Jäklein Rohrbach, die sich bäuerliches Gedankengut zu eigen machte und das „Göttliche Recht“ ihren Forderungen voranstellte.
Die Radikalisierung der Bauern am Neckar und im Weinsberger Tal, die in der Bluttat von Weinsberg ihren Höhepunkt erreichte, geht auf Jäklein Rohrbach und die „schwarze Hofmännin“ sowie die vielen Mitläufer der Bauernschaft zurück. Rohrbach suchte immer dabei seinen persönlichen Vorteil.
Die Wendung im Bauernkrieg 1525 kam nach dem BlutigenWeinsberger Osterfest in Weinsberg.
In den Habsburger Landen kam es zu einer letzten Welle von Erhebungen der Bauern gegen die Adeligen.
Diese Bauernbewegung ging an ihren inneren Widersprüchen zugrunde. Ansonsten blieben die Aufstände im Bereich der Alpen lokal begrenzt und wurden überall vernichtend geschlagen.
Mit anderen fränkischen Städten unterwirft sich auch Rothenburg dem Söldnerheer des Bundes und musste eine Buße von 4.000 Gulden bezahlen.
Die mächtigen Bauernführer in Süddeutschland sowie im südlichen Thüringer Wald und ihre Geschichten
Thomas Müntzer, Theologe, Reformator und Revolutionär während des Bauernkriegs
Die Schlacht bei Frankenhausen (Thüringen)
Aus seiner Überzeugung heraus, das Ende der Welt sei nahe, blieb Thomas Müntzer dabei, dass Veränderungen in der Gesellschaft nur durch eine revolutionäre Aktion des einfachen Volkes erreicht werden können, in dem er Gottes Werkzeuge sah. Er wurde in der Folgezeit aus mehreren sächsischen Städten ausgewiesen, bis sich 1524 die Gelegenheit bot, seine Überzeugungen in die Praxis umzusetzen. Seine Tätigkeiten waren spontan und unkoordiniert, bis er 1525 den Befehl erhielt, ein Bauernheer zu übernehmen. Er forderte in mehreren Manifesten die Abschaffungen von bestimmten Steuern und Lehnspflichten sowie die Wahl der eigenen Ortspfarrer.
Panorama-Museum in Frankenhausen/Kyffhäuser
Neben Thomas Müntzer predigte in Mühlhausen in Thüringen auch der Mönch Heinrich Pfeiffer. Gegen den Willen des städtischen Rates entstand der „Ewige Rat“, der sich aus zumeist nicht ratsfähigen Bürgern zusammensetzte.
Nach der Schlacht der Bauern aus Thüringen gegen die Armeen der Adeligen am 17.5.1525 bei Bad Frankenhausen wurden Thomas Müntzer und Heinrich Pfeiffer in Mühlhausen am 27.5.1525 gefangen genommen, gefoltert und anschließend enthauptet. Bei der Schlacht gab es bei den Bauern über 5.000 Tote.
Panorama-Museum in Frankenhausen: Bauernkrieg 1525, Teilausschnitt des Rundbilds
Anmerkung zum Bild
Das Bauernkriegspanorama ist ein monumentales Panoramabild über den Bauernkrieg mit dem Titel: Frühbürgerliche Revolution in Deutschland. Das Gesamtwerk über den Bauernaufstand von 1525 wurde durch den Kunst-Professor Werner Tübke von 1976 bis 1987 zum Gedenken an den Bauernkrieg und an den Bauernführer Thomas Müntzer geschaffen. Es ist 18 Meter hoch, hat einen Durchmesser von 44 Meter und besitzt eine Fläche von 1.722 m². Das Gesamtbild zählt zu den großen Panoramen der Welt. Das Bild wurde zu Zeiten der DDR in Frankenhausen gefertigt. In der Mitte des Bildes, schwarz gekleidet, hat der Künstler Thomas Müntzer dargestellt. Der Regenbogen (oberer Teil) soll ein Symbol für die Hoffnung und den Neubeginn sein.
Durch diesen Sieg der Fürsten und der Adeligen über die Bauern wurde die Ordnung im Reich, ohne Hilfe des Kaisers, im Großen und Ganzen wieder hergestellt.
Jäklein Rohrbach, Bauernführer aus Böckingen
Jäklein Rohrbach, ein wohlhabender Bauer aus dem Heilbronnischen Dorf Böckingen, gründete den „Schwarzen Haufen“ der Bauern und entwickelte daraus den „Neckartäler Haufen“ am 2. April 1525. Er war ein rebellischer, aber angesehener Mann, Lehnsbauer des Stifts in Wimpfen, mit einem großen Hass auf die Obrigkeit versehen. Er war im Wesentlichen für die Ermordung des Grafen Ludwig Helferich von Helfenstein im Anschluss bei der Belagerung und Einnahme von Burg und Stadt Weinsberg verantwortlich. Bei der Schlacht von Böblingen am 12.5.1525, der er beiwohnte, wurde er auf der Flucht bei Asperg durch den Vogt auf dem Asperg gefangen genommen. Rohrbach und weitere Gefangene wurden beim Durchzug des Heeres der Bündischen Truppen in Richtung Heilbronn dem Heerführer Truchsess übergeben. Georg Truchseß von Waldburg nutzte die Gelegenheit, Rache an ihm zu nehmen und ein Exempel zu statuieren. Jäklein, das war „ein vornehmes Wild“ für den Rachehunger des Adels. Sie beschlossen, ihn zu „braten“. Abends wurde er im Weidach an eine Kette gebunden, an einer Felbe (Weide) festgemacht, und, wie der Pfeifer Nonnenmacher von Ilsfeld (er war auch am 16. April in Weinsberg beim Spießrutenlauf der Adeligen beteiligt) mit Feuer umlegt, dass Rohrbach in grässlichem Totentanz unter Pfeifenschall und Trommeln im Feuerkreis um die Felbe tanzen musste. Am 21. Mai 1525 wurde Rohrbach auf einem Anger (Grünfläche vor einem Ort) des Heilbronnischen Dorfes Neckargartach an einen Pfahl gebunden und langsam verbrannt. Kinder wie weitere Anwesende sahen zu, bis sein letzter Ton verseufzte und er in sich zusammensank.
Margarete Renner aus Böckingen
Es ist nicht bekannt, wo sich Margarete Renner nach der „Weinsberger Bluttat“ aufgehalten hat – ob sie mit einem der Bauernheere weitergezogen oder sofort nach Böckingen zurückgekehrt ist. Am 26. August 1525 schrieb der Leibherr der Hofmännin, Jörg von Hirschhorn, einen Brief an den Rat der Stadt Heilbronn, aus dem hervorgeht, dass sie inzwischen im Heilbronner Gefängnis saß. Jörg von Hirschhorn setzte sich für ihre Freilassung ein; sie habe zwar einen „onverhutten mont" (ein offenes Mundwerk), schließlich sei es so, „dass das frowlich geschlecht iren handeln fit außricht dan mit mundt und mit den wercken kein noch druck“. Sie scheint daraufhin aus dem Gefängnis entlassen worden zu sein. Margarete Renner starb vermutlich zehn Jahre später in ihrem Heimatdorf, das die beiden rebellischen Böckinger heute durch Straßennamen und ein Denkmal gewürdigt hat. (In einem weiteren Artikel werden wir über Margarete Renner und Jäklein Rohrbach berichten).
Das Heer der Adeligen in Südwestdeutschland – Der Schwäbische Bund
Der größte Teil der in Deutschland verfügbaren Soldaten weilte seit Anfang 1525 in Norditalien, wo der junge Kaiser Karl V. die Entscheidung in der Auseinandersetzung mit König Franz I. von Frankreich suchte. Am 24. Februar 1525 kam es bei Pavia zur blutigen Schlacht dieses Jahrhunderts. Das Heer von Karl V. siegte. Die deutschen Söldner standen nun den deutschen Landesherrn zum Einsatz gegen die aufrührerischen Bauern zur Verfügung.
Der Schwäbische Bund, der Zusammenschluss einiger süddeutscher Fürsten und Reichsstädte zur Stärkung der kaiserlichen Macht, stellte ein erstes Heer aus Soldaten gegen die Bauern auf. Georg Truchseß von Waldburg-Zeil erhielt das Kommando. Er konnte bis zu 8.000 Landsknechte und 2.000 Reiter den aufständischen Bauern gegenüberstellen. Der Truchseß von Waldburg-Zeil versammelte sein Heer am 23. März 1525 bei der Stadt Ulm. Von dort zog er mit seinen Landsknechten donauaufwärts und dann wieder donauabwärts nach Leipheim, wo er zum ersten Mal einen dort sich befindlichen ständischen Bauernhaufen schlug.
(Fortsetzung im nächsten Nachrichtenblatt Nr. 21/25)