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Vor genau 500 Jahren

Weinsberger Blutostern 1525 Geschichte zum Bauernkrieg 1524/25 von Klaus Heiland und Manfred Wiedmann (Fortsetzung vom letzten Nachrichtenblatt Nr....
Foto: Wiedmann

Weinsberger Blutostern 1525

Geschichte zum Bauernkrieg 1524/25

von Klaus Heiland und Manfred Wiedmann

(Fortsetzung vom letzten Nachrichtenblatt Nr. 20/25)

Bei Weingarten kam es zu einer Begegnung (17. – 26. April), die nicht zu einer Schlacht, sondern zu einem Vertrag führte. Im „Weingartener Vertrag“ erhielten die Bauern vom Truchsess Zugeständnisse: Ein Schiedsgericht wurde zugesagt und den Bauern freier Abzug gewährleistet. Georg Truchsess von Waldburg-Zeil hatte den Befehl erhalten, mit seiner Mannschaft ins Unterland zu ziehen. In Eilmärschen zog er danach am 01.05.1525 vorbei an Dotternhausen, am 02. 05.1525 an Balingen über Rottenburg in Richtung Herrenberg. Er hatte den Befehl von der Regierung erhalten, dass er möglichst schnell ins Unterland in Richtung Weinsberg ziehen sollte.

Zuvor zog das Heer des Schwäbischen Bundes über Tuttlingen ins Neckartal. Bei Böblingen (12. Mai) und Plieningen (18. Mai) wurden die Bauern geschlagen. Nach kurzem anfänglich starkem Beschuss flohen die Bauern nach allen Seiten. Man machte möglichst wenig Gefangene, man erstach sie vor Ort.

Kurz nach dem Zusammenprall der Bauern (ca. 10.000 – 15.000 Mann) mit den Soldaten des Schwäbischen Bundes (ca. 7.500 Mann) flohen die Bauern in den nahen Schönbuch. Wahrscheinlich gab es bei den Bauern ca. 4.000 bis 6.000 Tote. Beim Schwäbischen Bund waren es 10 bis 15 Reiter und ebenso viele Tote bei den Fußknechten. Die Schlacht in Böblingen ging für die Bauern verloren und viele Bauern verloren dabei ihr Leben.

Am 13. Mai rückte Truchsess von Waldburg-Zeil mit seinen Truppen weiter auf die Filder, wo er 4 Tage mit seinen Truppen bei Plieningen und Neuhausen lagerte, um sich anschließend bei Neckarsulm, nach kurzem Zwischenaufenthalt am 18. Mai in Kornwestheim mit den Heeren des Kurfürsten Ludwig zu vereinigen.

Aber die Niederlage der Bauern bei Böblingen vom 12.05.1525 durch die Soldaten des Schwäbischen Bundes wurde als die Strafe Gottes, als „wütische“ Handlung aufgefasst und als 3. Ermahnung gesehen. Der restliche Bauernhaufen von der Schlacht bei Böblingen sammelte sich in Weinsberg am 17. Mai, es waren 1.200 Mann.

Wir werden im Folgenden über den Kriegszug des Heeres des Truchsess von Waldburg in Südwestdeutschland berichten. Auf die Kriegsvorgänge in Weinsberg werden wir gesondert eingehen.

Burg und Schloss Weinsberg, anno 1515, gemalt von Hans Baldung, genannt Grien

Nun wandte sich der Truchsess über Heilbronn nach Weinsberg, das von Bauern besetzt war, sein Heer eroberte es und brannte die Ortschaft Weinsberg (Weinsberg hatte zu diesem Zeitpunkt die Stadtrechte verloren) nieder (21. Mai). Zunächst wandte sich der Truchsess mit einem Teil seines Heeres weiter in den Kraichgau. Dort unterwarf er die rebellierenden Bauern. Der dortige Bauernführer, der radikale Eppinger Pfarrer Anton Eisenhut‚ der eine Bauernrepublik anstrebte, wurde gefangen genommen und in der Stadt Bruchsal enthauptet. Georg von Waldburg ließ von seinem Lager in Neckargartach aus fünf umliegende Dörfer anzünden. Anschließend zog das Heer des Truchsess weiter ostwärts nach Franken, wo bei Königshofen am 02. Juni die Neckartäler und Odenwälder und am 04. Juni südlich von Würzburg die fränkischen Bauern geschlagen wurden. Nach einem Marsch durch Ostfranken (Bamberg und Nürnberg) zog der Truchsess Ende Juni an Nördlingen, Leipheim und Memmingen vorbei ins Allgäu, wo Ende Juli das letzte Gefecht stattfand. In vier Monaten legte dieses große Heer des Schwäbischen Bundes etwa 1.020 km zurück. Dies mit vielen Kämpfen an verschiedenen Orten, über unwegsame Wege, im Wesentlichen im Frühjahr, bei Wind und Wetter, zusätzlich belastet mit der gesamten Kriegsausrüstung.

Das Ende des Kriegszugs des Schwäbischen Bundes war in Haldenwang bei Kempten. Als Dank zollte Kaiser Karl V. dem Bauernjörg (so nannte man den Truchsess von Waldburg) vollen Respekt und gewährte ihm die Wandlung seiner Reichspfandschaft Zeil im Allgäu in ein Reichslehen.

Neben den Erfolgen des Truchsess gegen die Bauern waren andere weitere Unternehmungen von geringerer Bedeutung. So ging Marc Sittich von Hohenems gegen die Hegauer und Klettgauer aufständischen Bauern vor. Er schlug am 04.11.1525, in jener Landschaft, in der die Bauernunruhen ein Jahr zuvor begonnen hatten, einen letzten Versuch der Bauern nieder. Kaiser Karl V. und auch Papst Clemens VII. dankten dem Schwäbischen Bund für sein Verhalten und seine Erfolge im Bauernkrieg von 1525.

Der pfälzische Marshall, Wilhelm Haber, welcher von Graf Ludwig Helferich von Helfenstein, dem Obervogt auf Burg Weinsberg, um weitere Unterstützung für die Verteidigung der Burg Weinsberg gebeten wurde, erschien mit 20 Reitern am 18.04.1525, 2 Tage zu spät in Weinsberg. Haber begegnete bei Mosbach 60 bis 70 Bauern, die ihn und seine Truppe mit den Worten „Her, her! Wir wollen deinen Haber ausdreschen“ empfingen. Sie wurden vom Marshall und seiner Truppe direkt angegriffen und an Ort und Stelle erschlagen.

Von Weinsberg aus brachen am 18.04.1525, in Richtung Heilbronn, die Bauernführerin, „die Schwarze Hofmännin“, (Margarete Renner aus Böckingen) und ihre Unterstützer zu weiteren Taten auf. In Heilbronn angekommen, soll sie geschrien haben: „Heilbronn soll ein Dorf werden wie Böckingen“.

Das im Osten und außerhalb der Stadt Heilbronn liegende Karmeliter-Kloster wurde von den Bauern angegriffen, eingenommen, geplündert, verwüstet, obgleich das Kloster vorher schon 200 Gulden Schutzgeld dagegen bezahlt hatte. Nach Jäger soll stillschweigend der Rat der Stadt Heilbronn der Plünderung zugestimmt haben. Die Stadttore der Stadt Heilbronn waren verschlossen. Die Bauern forderten aber Einlass. Dies wurde abgelehnt. Die Bauern forderten mehrfach um Einlass in die Stadt, drohten, sollte dies nicht geschehen, werden alle Rebstöcke in den Weinbergen in Heilbronn und Umgebung herausgeschlagen. Daraufhin stimmte der Rat der Stadt der Öffnung der Tore zu, mit der Auflage, dass nur 200 Bauern die Stadt betreten dürfen. Die Bauern waren mit der Bedingung einverstanden. Die Bauern hatten im Wesentlichen das Eigentum der Bürger der Stadt Heilbronn verschont, nahmen aber Besitz vom Gut der Geistlichkeit und vom Deutschen Orden. Im Rathaus von Heilbronn hatte der Bauernschultheiß, Hans Berlin, in Anwesenheit des Rats der Stadt Heilbronn, auch des Weinsbergers Baumeister des Kilians-Turms von Heilbronn, Hans Schweiner, die „Zwölf Artikel“ der Bauern öffentlich im Rathaus bekannt gemacht.

Hans Schweiner aus Weinsberg, Erbauer des Turms der Kilianskirche in Heilbronn – „Selbstbildnis“ im Bereich der Wendeltreppe des Kilianturms

Die Tore der Stadt wurden durch die Bauern besetzt, um zu kontrollieren, wer von der Stadt und in die Stadt ging.

Ein Teil des Bauernheeres zog nun zur Burg Scheuerberg bei Neckarsulm und nahm sie am 19.04.1525 ein, zündeten es an und vernichteten die Burg. Der Widerstand der Burgbesatzung war gering. Seitdem ist die Burg Scheuerberg Ruine. Die Burg wurde 1284 von den Herren von Weinsberg errichtet. Wir hatten 2021 darüber berichtet. Daraufhin erfolgte die Einnahme der Schlösser Horneck bei Gundelsheim und Domeneck bei Möckmühl durch die Bauern.

Im Bereich des nördlichen Herzogtums Württemberg gab es weitere lokale Bauernaufstände: Ein weiterer Bauernhaufen hauste im Tal der Zaber, von Cleebronn bis Lauffen. Ein anderer ging ins Bottwartal. Am Wunnenstein, nahe Beilstein, vereinigten sich mehrere Bauerngruppen und schlossen sich mit ca. 8.000 Mann zum „Hellen Haufen“ zusammen. Sie zogen weiter nach Besigheim, Bietigheim und nach Schwieberdingen. Ab 25.04.1525 lagerten sie in Stuttgart. Nach zweitägigem Aufenthalt in Stuttgart zogen die Bauern weiter zur Stadt Esslingen. Doch die Esslinger ließen die Bauern vor ihren geschlossenen Stadttoren stehen. Sie zogen erst von Esslingen weiter, nachdem sie die Klostergebäude vernichtet hatten, die vor der Stadt lagen. Von dort aus zogen sie ins benachbarte Rems- und auch ins Filstal. Der Kocher-Schenkische und der Hallische Bauernhaufen waren unter dem Bauernanführer Fierleir von Hall aus nach Backnang unterwegs. Sie vernichteten das Kloster Lorch im Remstal am 17.04.1525. Danach das Kloster Adelberg sowie Mutlangen und am 01.05.1525 die Burg Staufen, die Stammburg des Geschlechts der Hohenstaufen. Der Bauernzug ging weiter in Richtung Gmünd, Ellwangen, Gaildorf und Crailsheim.

(Fortsetzung im nächsten Nachrichtenblatt Nr. 22/25)

Foto: Wiedmann
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Ausgabe 21/2025

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von Stadtgeschichte
23.05.2025
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