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Vor genau 500 Jahren

Weinsberger Blutostern 1525 Geschichte zum Bauernkrieg 1524/25 von Klaus Heiland und Manfred Wiedmann (Fortsetzung vom letzten Nachrichtenblatt Nr....
Reichsritter Götz von Berlichingen (1480 – 1562)
Reichsritter Götz von Berlichingen (1480 – 1562)Foto: Wiedmann

Weinsberger Blutostern 1525

Geschichte zum Bauernkrieg 1524/25

von Klaus Heiland und Manfred Wiedmann

(Fortsetzung vom letzten Nachrichtenblatt Nr. 21/25)

Nach der Einnahme der Burg Hornberg im Neckartal übernahm am 24.4.1525 der mit Frau und Kind auf der Burg weilende Feldhauptmann, Götz von Berlichingen (1480 – 1562), die Führerschaft des Odenwälder/Neckartäler Bauernhaufens. Götz war ein einflussreicher Bauernführer, neben Wendel Hipler, früher Verwaltungsbeamter des Hauses Hohenlohe, auch Georg Metzler gehörte dazu. Sie hatten sich in der Stadt Buchen zusammengeschlossen. Nach dem Bekanntwerden der Gräueltaten der Bauern, vor allem in Weinsberg, hatte sich Götz von der von ihm übernommenen Führerschaft über die Bauern in Bretzfeld bei Öhringen gelöst. Später, im Jahr 1528, wurde ihm der Prozess gemacht. 1530, nach zwei Jahren Gefangenschaft, saß er wieder auf seinem Besitz, der Burg Hornberg.

Die Bauern zogen weiter über Walldürn nach Würzburg. Am 4.5.1525 verabschiedete der Bauernhaufen in Amorbach die sogenannte „Amorbacher Erklärung“. Hier handelt es sich um eine Modifizierung der „Zwölf Artikel“.

Diese wurde noch von Götz, Hipler und Weiteren, auch vom Bürgermeister der Stadt Heilbronn, Hans Berlin, unterzeichnet. Den Radikalen unter den Bauern ging die Amorbacher Erklärung nicht weit genug. Die „Schwarze Hofmännin“ aus Böckingen warf den Verfassern der „Amorbacher Erklärung“ Verrat an der Sache der Bauern vor und forderte ihre Mitstreiter auf, die verantwortlichen Unterzeichner, vor allem Hans Berlin, zu erstechen.

Einige Berichte aus der Vergangenheit bis hin zur Gegenwart über den Bauernkrieg von 1525

I. „Ursprung und Beschreibung der uralten Statt und Frey-Herrschafft Weinsperg“

Gedicht aus der Weinsbergischen Chronica von J.F. Österlin, zusammengestellt im Jahr 1758 (Auszug: Bauernkrieg)

„Als Fünfzehnhundert Jahr und Zwanzig Fünf man schriebe,

War bey dem Bauren-Volk, Unruhe weit und breit,

So, daß dieselbe vom Odenwald hertriebe,

Die auch in Raub und Mord hier suchten ihre Freud.

Am Ostertage kam der Bauren-Hauff gerennet,

Vors Unter-Thor der Statt, und hieb mit Äxten an;

Doch wurde in der Kirch die Meß nicht gleich zertrennet,

Weil unbewußt, was man bey diesem Thor gethan

Der Bauren grosser Hauff wolt sich zur Kirche wenden,

Und sahe sich daselbst nur die Fürnehmste aus,

Sie brachten ihrer auch etwelche zu Händen,

Und schlugen sie tod, bei diesem Gotteshaus.

Die andern fiengen sie, und jagten sie durch die Spiese,

Vorm Untern Thor, wo sie hineingekommen seynd;

Es ware gantz umsonst, was man auch nur verhieße,

sie warn aufs Blut verpicht, mehr als man je vermeynt.

Die Frau von Helffenstein bat um Ihrs Ehherrn Leben,

Den man der Statt zum Schutz nebest andern zugedacht;

Allein der Bauren-Hauff wollt kei Gehör ihr geben,

Und hat nicht ohne Schmach Sie nach Heilbronn gebracht.

Drauf hat vorm Untern Thor, man die Capell erbauet,

Auf deren Platz vorher die Spieß ward verricht;

Die Ursach war hierzu: weil man darauf geschauet,

Daß vor dem Todte man zu Gott die Fürbitt richt.

Bey Sindelfingen war der Bauren-Hauff geschlagen,

Und ihnen nach Verdienst hin wiederum gelohnt,

Etwas besonders ist nebst dem noch sagen

Vom Bauren-Pfeiffer, der zu ihrer Lust gefrohnt.

Denn als der Helffenstein, mit vielen edlen Herren,

Ward durch die Spieß gejagt, da pfiefe er dazu;

Die Rache aber kam und wollte ihn belehren;

Daß alle Schaden-Freud, dem Menschen stör die Ruh.

Es ward der Pfost gesteckt, und er daran gebunden,

So, daß ein Kette ihm den Umlauff nicht verwehrt,

Drauf Feuer ringsumher gemacht, daß er empfunden,

Wie Gottes Rach zuletzt der bösen Rott verzehrt.

Als mit den Bauren Straff der Krieg ein End genommen,

So fiel auf die Gemeind zu Weinsperg ein Verdacht:

Als wär den Bauren Sie, in dem zu Hülff gekommen

Was sie vor Grausamkeit an Edlen Herrn vollbracht.

Darauf der Schwäbisch Bund den Obristen gesendet,

Mit dem Befehl: daß er Weinsperg verbrennen sollt;

Er hat auch mit dem Volck sich bald dahin gewendet,

Man sahe fast nichts mehr als ein Hauffen Stein.

Des Statt-Rechts hat man sich auch gantz begeben müssen,

Um alle Freiheit war die Burgerschafft gebracht;

Den Wahn der der Bauren-Hülff mußt man hier also büssen,

Daß dieser Ort hernach ward als ein Dorf geacht:“

Soweit das Gedicht (Auszug, Bauernkrieg)) über die Weinspergische Chronica von J.F. Österlin von 1758.

Am Ende des Gedichts lautet die letzte Strophe:

„Hiermit empfiehlet der, Weinsperg in Gottes Gnaden,

So diese Chronica wahrhafft beschrieben hat:

Er wünschet diesem Ort viel Seegen auf den Schaden,

Daß immerhin florir sein gute Vatter-Statt.“

II. Text von Dr. F. L. J. Dillenius, Dekan in Weinsberg: Die Anfänge der Geschichte über den Bauernkrieg von 1525 aus seiner Weinsberger Chronik von 1860

Anmerkung:

Dillenius schöpfte sein Wissen aus den Resten des Archivs von Weinsberg und auch aus weiteren Archiven der Umgebung. Das Weinsberger Archiv ist am 19.8.1703 beim großen Stadtbrand in Teilen schon vernichtet worden. Was übrig blieb, wissen wir nicht. Der eventuell restliche Teil wurde am 12.4.1945 im Zweiten Weltkrieg beim Fliegerangriff auf Weinsberg vollkommen zerstört.

Der Bericht von Dillenius kann bei uns eingesehen werden.

(Fortsetzung im nächsten Nachrichtenblatt Nr. 23/25)

Stadt und Burg Weinsberg, anno 1500, Idealbild
Stadt und Burg Weinsberg, anno 1500, Idealbild.Foto: Wiedmann
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Ausgabe 22/2025
von Stadtgeschichte
30.05.2025
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