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Vor genau 500 Jahren

Weinsberger Blutostern 1525 Geschichte zum Bauernkrieg 1524/25 von Klaus Heiland und Manfred Wiedmann (Fortsetzung vom letzten Nachrichtenblatt Nr....
Kriegszüge von Truchsess Georg III. von Waldburg-Zeil gegen die aufständischen Bauern im Jahr 1525
Kriegszüge von Truchsess Georg III. von Waldburg-Zeil gegen die aufständischen Bauern im Jahr 1525Foto: Wiedmann

Weinsberger Blutostern 1525

Geschichte zum Bauernkrieg 1524/25

von Klaus Heiland und Manfred Wiedmann

(Fortsetzung vom letzten Nachrichtenblatt Nr. 22/25)

III. Ein Lied aus 1525, das sich in Fragmenten der Simmlerschen Sammlung in der Stadtbibliothek in Zürich befindet, lautet

Ein new lied von den baurn,

wie sie Weinsperg gestürmbt hand.

Nun höret hie groß wunder,

ist kund und offenbar,

als man zalt fünfzehnhundert

im fünfundzwenzigsten jar,

wie es zu Weinsperg ist ergangen

am heiligen ostertag:

die burger wurden geschossen und gefangen

und kamen in große not.

Die bawren teten zwen boten senden,

ist war und unverholn,

aus dem hellen Haufen behende

gen Weinsperg unter das tor,

man solt die statt ufgeben,

bewaren ir hab und gut,

es kost in sunst ir leben

und sterben in ierem blut.

Die botschaft ward vorhalten

zu Weinsperg vor der gemein

vom adel und vom gewalte,

der was bei in nit klein;

der adel tet zum boten schießen

und macht ein vorachtung drauß.

(nach Liliencron Nr. 378)

IV. Hans Schweiner (1473 – 1534) aus Weinsberg, Planer und Erbauer des Kilianturms von Heilbronn

Hans Schweiner, der Planer und Erbauer des schönsten Renaissance-Kirchturms nördlich der Alpen, lebte in der Zeit des Bauernkriegs in Heilbronn. Schweiner wurde in Weinsberg 1473 geboren. In seinen Gesellenjahren soll er nach Spies unter anderem in Rom an der Peterskirche und beim Bau der großen Treppe über dem Marktplatz von Schwäbisch Hall mitgewirkt haben. Schweiner bekam 1519 den Auftrag für die Planung und den Bau des Turmes der Kilianskirche in Heilbronn. Der damalige Diener Gottes der Kilianskirche Heilbronn, Dr. Lachmann, predigte schon 1524 nach dem neuen Glauben. Dr. Lachmann und Hans Schweiner waren gute Freunde. Er überzeugte Schweiner vom neuen Glauben. Schweiner wurde Anhänger der lutherischen Lehre und vom neuen Glauben treu bis zu seinem Lebensende. In der Erzählung über Hans Schweiner von Philipp Spies über den „Steinmetzen von St. Kilian“, wird auch auf den Bauernkrieg und die Reformation eingegangen. Schweiner hat beim Abriss des Heilbronner Klosters der Klarissen zu Zeiten des Bauernkriegs maßgebend mitgewirkt. Er wurde für diese Tat vom Heilbronner Rat beauftragt. Dadurch bedingt hatten sich die Eheleute Schweiner so sehr gestritten, dass seine Ehefrau Elsbeth in auf Jahre verlassen hatte, ohne eine Nachricht über ihr weiteres Leben zu hinterlegen. Hans litt darunter sehr. Es war auch nicht bekannt, wo sie sich aufhielt. Nach Jahren ihrer Abwesenheit hat sie Hans in Heilbronn aufgesucht. Er sagte zu ihr. „Armes, armes Kind, wie lange habe ich auf dich gewartet! Jetzt ist alles gut“. Sie ist nach dem Streit in den Klarissenorden eingetreten und weilte kurz in Neckarsulm, von wo sie nach Würzburg weiterzog. Im Kloster soll sie als Abtrünnige nicht gut behandelt worden sein. Sie hat es nicht mehr im Kloster ausgehalten und floh aus der Klostergemeinschaft. In einem stetigen Fußmarsch kam sie nach Heilbronn.

Nach dem Zusammentreffen der Ehepaare Schweiner war der Frieden in die Familie wieder eingekehrt. Schweiner hat sein Werk, die Planung und den Bau des Turms der Kilianskirche von Heilbronn nach dem Bauernkrieg 1529 fertiggestellt. Schweiner hatte mehrere Grundstücke in Weinsberg, die ihm seine Eltern vererbten. Seine gesamte Familie blieb dem katholischen Glauben treu. Hans starb 1534. Seine Frau überlebte ihren Mann um 7 Jahre.

Ein weiterer Bericht über die „Blutige Ostern in Weinsberg 1525“

Von Dekan Veith (1918 - 2007) aus Weinsberg. Er hat im Nachrichtenblatt der Stadt Weinsberg anlässlich der 475. Wiederkehr des Bauernkriegs einen Bericht verfasst.

Er kann bei uns eingesehen werden.

Justinus Kerner (1786 – 1862), Arzt, Heimatforscher und Dichter

Er hat über den Bauernkrieg im Jahr 1820 eine historische Abhandlung verfasst, auf die wir nicht eingehen werden. Sie behandelt folgendes Thema: „Die Bestürmung der württembergischen Stadt Weinsberg durch den hellen christlichen Haufen im Jahre 1525 und deren Folgen für diese Stadt“. Der Bericht kann bei uns eingesehen werden.

V. Ein Gedicht über den Bauernkrieg von Theobald Kerner, Sohn des Dichters Justinus Kerner

Der Bauernkrieg von 1525 hat auch den Sohn von Justinus Kerner, Theobald, beschäftigt. Er hat ein Gedicht darüber verfasst, indem er besonders über die Geschehnisse und die Grausamkeiten des Krieges eingegangen ist:

„Der Henker führt heut' einen scharfen Zug:

Schon achtzig Bauernköpfe sind gefallen –

Noch immer ist's dem Truchsess nicht genug.

Jetzt naht todbleich der jüngste noch von allen,

Ein Bäuerlein sich zitternd dem Schafott:

„O weh! Soll ich schon sterben, lieber Gott?“

So rief's indem sein Aug zum Himmel drang –

„Und habe doch mein ganzes Leben lang

Kaum zweimal erst am Brot mich sattgegessen!“

Ein Hieb, und ewig nun sein Hunger schlief –

Der feiste Bischof fromm aufseufzend rief:

„Das Bauerntier denkt selbst im Tod ans Fressen!“

Weinsberger Blutostern 1525 von Erich Weismann

Der Weinsberger evangelische Dekan Erich Weismann (1885 – 1970) hat in einem Büchlein über die Eroberung und Zerstörung der Stadt Weinsberg und des Schlosses Weinsberg im Bauernkrieg von 1525 eine Rekonstruktion der Vorgänge nach zeitgenössischen Augenzeugenberichten verfasst.

Wir haben im Einzelnen darüber in unserem Aufsatz berichtet, sodass wir im Zusammenhang nicht darauf nochmals eingehen werden.

VI. Ein weiterer Bericht über den Bauernkrieg, veröffentlicht 2021: „Die Opfer der Weinsberger Bluttat an Ostern 1525 und ihre Memoria“ von Hermann Ehmer aus Beilstein (auszugsweise)

Der frühere Direktor des landeskirchlichen Archivs Professor Dr. Hermann Ehmer aus Beilstein hat sich unter dem Titel: „schaden zum dott entpfangen“ – „Die Opfer der Weinsberger Bluttat an Ostern 1525 und ihre Memoria“ (zum Gedenken an), mit diesem Geschehen befasst.

Er hat dabei auf alle Historiker und Geschichtsforscher, die örtlichen und die nationalen, zurückgegriffen.

Er schöpft aus Dillenius, Kerner, Weismann, Veith, Ostertag, Dumitrache/Haag und Stadtarchiv geradeso wie bei Franz, Maurer, Blickle, Crusius, Keller, Losch, Pfaff, Steinhofer, Sattler, Bossert, Zimmermann und Friedrich Engels und natürlich auch aus dem Staatsarchiv in Stuttgart.

Die interessante Arbeit beginnt mit dem einzigen noch vorhandenen Erinnerungsmal an ein Opfer des Spießrutenlaufens.

Der oben kleingeschriebene Text steht auf dem Gedenkstein für den 1525 in Weinsberg zu Tode gekommenen Eberhard Sturmfeder in der

Jakobuskirche in Oppenweiler (Rems-Murr-Kreis).

Die ganze Inschrift dort lautet:

„Anno domini 1525 uff den hailigen Ostertag sampt andren vom Adel zu weinsperg schaden zum dott entpfangen“.

Auch ein Totenschild erinnert in der Kirche an den Ritter aus der ehemaligen Ortsherrschaft.

Im ersten Kapitel geht Ehmer auf die Einnahme von Stadt und Burg ein.

(Fortsetzung im nächsten Nachrichtenblatt, Nr. 24/25)

Dekan Erich Weismann bei der Glockenweihe der Johanneskirche in Weinsberg am 17.5.1952, linke Bildhälfte befindet sich Pfarrer Probst aus Weinsberg
Dekan Erich Weismann bei der Glockenweihe der Johanneskirche in Weinsberg am 17.5.1952, linke Bildhälfte befindet sich Pfarrer Probst aus Weinsberg.Foto: Wiedmann
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Nachrichtenblatt für die Stadt Weinsberg
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Ausgabe 23/2025
von Stadtgeschichte
06.06.2025
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