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Vor genau 500 Jahren

Weinsberger Blutostern 1525 Geschichte zum Bauernkrieg 1524/25 von Klaus Heiland und Manfred Wiedmann (Fortsetzung vom letzten Nachrichtenblatt Nr....
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WiedmannFoto: Herrmann, auf Spurensuche

Weinsberger Blutostern 1525

Geschichte zum Bauernkrieg 1524/25

von Klaus Heiland und Manfred Wiedmann

(Fortsetzung vom letzten Nachrichtenblatt Nr. 25/25)

Allgemeines

Am 16. April 1525, dem Ostersonntag, wurde Weinsberg Schauplatz eines grausamen Ereignisses im Deutschen Bauernkrieg. Die Besitznahme und Vernichtung der Burg Weinsberg und die Einnahme der Stadt durch aufständische Bauern und die anschließende Tötung von Graf Ludwig von Helfenstein und seinen Rittern, bekannt als „Weinsberger Blutostern“, markierten einen Wendepunkt in den Auseinandersetzungen zwischen Bauern und Adel. Dieser Tag wird als ein entscheidendes Ereignis in die Geschichte Weinsbergs und des Bauernkriegs eingehen und wird im Folgenden detaillierter betrachtet.

Die Geschichte von Weinsberg an Ostern, 16. April 1525

Vorgeschichte

Vor 500 Jahren, Ostersonntag, 16. April 1525, es war der bitterste Tag in der über 1.000-jährigen Geschichte von Weinsberg. Es gab kein friedvolles Ostern vor 500 Jahren an diesem Tag, sondern heftige Kämpfe wie in einem Krieg wurden vor und in der Burg und in der Stadt Weinsberg infolge des Bauernkriegs ausgeführt. Dabei fand der Burgvogt für Weinsberg, der zuständig für die Burgen in Württemberg war, Graf Ludwig Helferich von Helfenstein, mit weiteren Adeligen und Reisigen vor dem Unteren Stadttor ihr blutiges Ende. Wie es dazu kam, dass Weinsberg zum Schauplatz im Bauernkrieg 1525 wurde, diese Frage lässt sich nur beantworten, wenn man die Begebenheiten in Bezug und den Verlauf der Geschichte des Bauernkriegs betrachtet und auf die Ursachen seiner Entstehung eingeht.

Die Geschichte des Bauernkriegs in Südwestdeutschland

Seit Jahrhunderten bestand bei uns ein sogenanntes Feudalsystem (Wirtschafts-, Gesellschaft- und Sozialordnung des Mittelalters). Die Bauern mussten den Grundbesitzern, den Adligen und den Geistlichen, für ihre Pachthöfe, die Lehen dieser waren, Pachtzins oder auch den Zehnten ihrer Feldfrucht zahlen und entrichten und zusätzlich noch Frondienste gegenüber den Obigen leisten. Dieses System kam vermehrt ins Wanken. Ein gutes Beispiel leistete Herzog Ulrich von Württemberg, der den Aufstand der Bauern in Württemberg, „Armer Konrad“ von 1514, grausam niederschlug. Bei den Adeligen wurden immer größere und auch umfangreiche, auch wochenlange Feste zulasten der Bauern gefeiert, die immer mehr Geld kosteten. So war es auch mit Jagd- und Fischrecht, das ausschließlich die Privilegierten besaßen. Wir werden in dem Aufsatz darüber berichten. Herzog Ulrich ließ die Gewichte und Maße fälschen und betrog damit seine Bauern. Diese Zeit war eine Epoche des Umbruchs im Mittelalter. Es war die Zeit der Entdeckungen der weiteren Erdteile. Universitäten wurden gegründet. Letztendlich gab der Thesenanschlag von Martin Luther an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg 1517 den Bauern den moralischen Mut zum Bauernaufstand. In den Augen der Adeligen waren die Bauern dumm und ungebildet. Ein Aufbegehren und weitere Forderungen durch die Bauern zu stellen, war damals unvorstellbar. Schon damals bildeten sich vereinzelt Bauernhaufen von mehr als 1.000 Mann. Viele Bauern, Landsknechte, Handwerker, Geistliche des neuen Glaubens, zogen mit ihnen. Im Falle einer schlechten Ernte wünschten die Bauern eine Begutachtung ihrer Felder durch ehrbare Leute und eine Minderung des Pachtzinses. Die Grundherren blieben bei ihrer starren Haltung und lehnten Verhandlungen mit den Bauern ab. Im März 1525 beschlossen die Bauern, dass sie ihre Forderungen viel radikaler umsetzen müssten. Sie vertrieben den Adel aus ihren Burgen, aus Schlössern und die Geistlichen aus ihren Kirchen und ihren Klöstern. 1525 wurden mehr als 150 Adelssitze und mehr als 50 Klöster zerstört. Der Adel sah dem Treiben der Bauern nicht tatenlos zu. Er mobilisierte die Truppen des Schwäbischen Bundes (in Württemberg) unter der Leitung des Truchsessen Georg III. von Waldburg-Zeil, auch Bauernjörg genannt, der nun gnadenlos gegen die Bauern vorging. In verschiedenen Schlachten griff er mit über 2.000 Reitern und mehr als doppelt so vielen Landsknechten die Bauernhaufen an, die wegen ihrer fehlenden militärischen Ausbildung und der unzureichenden Ausrüstung im Wesentlichen chancenlos waren. Bei den Schlachten starben viele Bauern. Die Gesamtzahl in Deutschland wird wahrscheinlich die 100.000 Menschen (Gesamtzahl: Kriegsbeteiligte und Teile der Bevölkerung) überschreiten.

Graf Ludwig Helferich von Helfenstein war zu Beginn der Karwoche, im Jahr 1525, bei der Regierung in Stuttgart und forderte dort Verstärkung für das Militär in Weinsberg an. Graf Ludwig, ein junger Ritter, gerade 31 Jahre alt, war der Liebling des Erzherzogs von Österreich. Der Erzherzog war österreichischer Verwalter für das Herzogtum Württemberg. Man rechnete seit Längerem mit einem Angriff der Bauern auf Weinsberg. Die vereinzelten Erhebungen der Bauern zu Ende des 15. und anfangs des 16. Jahrhunderts, so der Pfeifer von Nicklashausen vor 1476, die „Bundschuhbewegung“ von 1502 und die Bewegung „Armer Konrad“ 1514 waren die ersten Aufstände der Bauern bei uns. (Wir berichteten 2017 darüber.)

Landkarte: Gebiete der „Bundschuhbewegung“ von 1502 und „Armer Konrad“ von 1514

Den Bauernaufstand benutzte Herzog Ulrich 1525, nach seiner Vertreibung 1519 aus seinem Herzogtum, zu dem Versuch, mithilfe der angeworbenen schweizerischen Söldner sein Land wieder zu erobern. Im raschen Marsch drang er bis Stuttgart vor und nahm zwei Vorstädte ein. Unter der bündischen Besatzung Stuttgarts, deren Fußvolk von dem Weinsberger Obervogt Graf von Helfenstein befehligt wurde, wurde Ulrich zurückgeschlagen. Am 13.4. verließen die Schweizer Ulrich und gingen in ihre Heimat zurück. Ulrich zog sich auf seine Festung Hohentwiel bei Singen zurück. Graf Ludwig Helferich von Helfenstein wohnte mit seiner Frau Margaretha und seinem Sohn Maximilian auf der Burg Weinsberg. Einige Tage vor Ostern 1525 wurde Helferich zur Regierung in eine Ratsversammlung nach Stuttgart berufen. Er nahm seinen Vertrauten Dietrich von Weiler mit nach Stuttgart. Man hatte beschlossen, dass Ludwig Spät, Sigmund Heßlich und Jürg Bühel mindestens 1.000 Knechte anwerben und Ludwig sie dann gegen die Bauern einsetzen solle; die sich dann wahrscheinlich zurückziehen werden. Dies kam nicht zustande. Man hoffte aber, dass das Land Baden und die Pfalz ihnen militärischen Beistand gewähren werden.

Wappen der Helfensteiner (Elefant)

Von Stuttgart aus konnten aber nur 15 Ritter mit 60 Knechten von der Regierung nach Weinsberg geschickt werden. Während seines Ritts von Stuttgart nach Weinsberg sah Helferich unterwegs, hie und da, auf den Feldern Bauern arbeiten, die er mit seiner Mannschaft sofort angriff und niederschlug. Das gab böses Blut bei den Bauern, dass sie Rache gegen ihn planten. Helferich traf in der Karwoche mit seiner Mannschaft am Mittwoch, 12.4. in Weinsberg ein. Er wusste aber, dass die mitgebrachte personelle Verstärkung aus Stuttgart für eine Verteidigung der Burg Weinsberg nicht ausreichte. Er schrieb von Weinsberg aus nach Stuttgart zurück, dass er mit seinen wenigen Leuten zeitlich gesehen nicht lange dem Druck der Bauern widerstehen könnte. Er bat um weitere Verstärkung. Der Graf erfuhr bei seiner Ankunft in Weinsberg, dass mit Ausnahme des Orts Eberstadt alle anderen Dörfer der Vogtei Weinsberg mit den Bauern sympathisierten. Ludwig schrieb noch am Ostersamstag nach Stuttgart: Man möge unbedingt und baldigst die zugesagten pfälzischen Reiter schicken. Daher bat er das Amt Weinsberg und benachbarte Adlige um weitere Unterstützung.

Der Odenwälder Bauernhaufen raubte vorher das Kloster Schöntal am 9.4. aus und zog über Grünbühl in Richtung Öhringen weiter. Die Bauern zogen zum Kloster Lichtenstern weiter und raubten es aus. Am Karfreitag, 14.4. forderten die an der Burg Weinsberg vorbeiziehenden Bauern den Helfensteiner und die Burgbesatzung auf, in ihre Bruderschaft einzutreten. Dies wurde strikt abgelehnt. Die Bauern zogen dann weiter in ihr Feldlager nach Neckarsulm, das sie dort aufgeschlagen hatten.

(Fortsetzung im nächsten Nachrichtenblatt Nr. 30/25)

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Wiedmann.Foto: Wiedmann
Erscheinung
Nachrichtenblatt für die Stadt Weinsberg
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Ausgabe 29/2025
von Stadtgeschichte
17.07.2025
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