Weinsberger Blutostern 1525
Geschichte zum Bauernkrieg 1524/25
von Klaus Heiland und Manfred Wiedmann
(Fortsetzung vom letzten Nachrichtenblatt Nr.: 30/25
Der Turmwächter der Johanneskirche wollte Sturm läuten, aber der Graf verbot es ihm, um die Bürger von Weinsberg nicht übermäßig zu verunsichern. Dietrich von Weiler, ein selbstbewusster Rittersmann, sah in den Bauern nur „Rossmucken“. Weiler glaubte nicht, dass die Bauern ernstlich angreifen werden, wenn sie entsprechende Gegenwehr erhielten. Nach der Ankunft der Herolde im Feldlager, setzten die Bauern sich in drei Gruppen auf Weinsberg zu in Bewegung. Eine Gruppe war für die Burg und die zwei weiteren für den Angriff der Stadt vorgesehen.
Burg Weinsberg um 1525 vor der Zerstörung im Bauernkrieg
Florian Geyer leitete die Gruppe zur Burg, Jäklein Rohrbach begleitete die Gruppen in Richtung Stadt. Die Verteidiger von Stadt und Burg feuerten mit ihren Waffen Kugeln gegen die Bauern. Zur Zeit des Angriffs der Bauern befanden sich nur acht Mann Besatzung auf der Burg. Das hatten die Bauern von einem in der Nacht aus der Burg ausgebrochenen Mann, Semmelhans, ein Salzführer aus Neuenstein, erfahren. Auf der Burg waren drei „Falkonetten“ (Kanonen) eingesetzt. Zu den weiteren Anführern beim Angriff auf die Burg zählten Dionysius Schmid aus Schwabbach und Hans Kober aus Bretzfeld. Die Wirkung der Kanonen soll nicht groß gewesen sein. Auch die Bauern hatten Feuerwaffen im Einsatz. Die Burg wurde gegen 8 Uhr angegriffen. Sie wurde bald eingenommen, weil die Burgbesatzung dem großen Druck der Bauern nicht standhalten konnte. Die Einnahme der Burg durch die Bauern wurde durch eine Fahne angezeigt, als Siegeszeichen von Florian Geyer und seiner Schwarzen Schaar. Diese waren meist Bauern der Rottenburger Landwehr, eingelernte und erfahrene Kriegsmänner. Sie hatten genügend erlebte Kenntnisse wie man gut gebaute Burgen erstürmt und einnimmt. Dann wurden die Wertsachen durch die eingedrungenen Bauern auf der Burg geplündert und die Gefangenen abtransportiert. Anschließ3end wurde die Burg angezündet und niedergebrannt.
Die Burg Weinsberg brennt am 16.4.1525.
Dieser Erfolg der Bauern regte die Angreifer gegen die Stadt an, sie schnell einzunehmen. Schwierigkeiten bereiteten die Tore der Stadt einzubrechen. Schließlich gelang es. In der Stadt gab es Bürger, die mit den Bauern sympathisierten und an der Öffnung der Tore von Innen mitwirkten. Doch wurde die ganze Stadt innerhalb kurzer Zeit von den Bauern eingenommen. Helferich von Helfenstein willigte schließlich den Übergabeverhandlungen zu, mit der Bedingung, dass alles am Leben bleiben solle. Aus der Sicht der Bauern wollte man den Bürgern das Leben lassen, den Adligen und Rittern aber nicht. Es hieß „Was Stiefel hat und Sporen trage, müsse umgebracht werden“. Durch diese Einstellung bedingt, versuchten die Adligen und Ritter einen Ausbruch, der aber von sympathisierenden Bürgern der Stadt für die Bauern verhindert wurde. Zu diesem Zeitpunkt war es für eine Flucht aus der Stadt zu spät. Die Stadt hatte nur zwei Tore, die gut verteidigt wurden. Nachdem die Tore aufgebrochen und geöffnet waren, strömten die angreifenden Bauern zu Tausenden in die Stadt, nahmen Nahrung, Waffen und Sonstiges in Besitz, alles, was sie vorfanden an sich. Dietrich von Weiler rief den Bauern zu: „Friede! Friede! …, wir wollen uns übergeben“!
Die Burgruine Weinsberg nach 1525
Dieser Wunsch der Adligen und Ritter fand bei den Bauern kein Gehör. Nun zogen sie sich in die gut gebaute Johanneskirche zurück und hofften auf Hilfe von außen. Sie kam nicht! Schließlich zogen sich einige in den höheren Kirchturm zurück. Schon auf dem Wege dorthin wurden die Ritter Sebastian zu Ow, Eberhard Sturmfeder und Rudolf von Eltershofen von den Bauern eingeholt und erschlagen. Die Weiteren in der Kirche zogen sich in die hintersten Winkel zurück, wo sie von den Bauern aufgefunden und gefangen genommen wurden. Dietrich von Weiler rief vom Kirchturm herab, er wolle 30.000 Gulden bezahlen, wenn man ihn am Leben ließe. Dies wurde von Bauern abgelehnt. Als Dietrich von Weiler, sein Angebot weiter darlegte, wurde er von Bauern, die sich auf dem Kirchhof befanden, erschossen. Zwei weitere Adlige warf man vom Kirchturm von oben bei der Uhr auf den Kirchplatz herunter. Sie waren sofort tot.
Auf die Frage nach dem Grafen riefen die Bauern.“ Auch der Graf, selbst wenn er golden wäre, müsse sterben“.
Der Kampf um die Stadt näherte sich seinem Ende. Die Bürger von Weinsberg flüchteten in ihre Häuser.
Unter der Zusicherung ihres Lebens ergaben sich Graf Helfenstein und seine Ritter und lieferten ihre Waffen ab. Mit der Zusicherung war es nicht weit her, denn der Tod von Helfenstein und seinen Rittern war bei den Bauern eine beschlossene Sache. Auserwählte Bauern führten die Gefangenen, den Grafen, neun Ritter und einige Knechte, unter großem Gejohle die Kirchstaffel hinab bis zu der Wiese vor dem Unteren Tor. Zwischen 10 und 11 Uhr spielte sich das letzte Kapitel des Ostersonntags ab. Dies ging in die Geschichte unter dem Namen Blutostern von Weinsberg ein.
Der Harnisch des Grafen von Helfenstein wurde nach seiner Ermordung dem Grafen von Hohenlohe in Öhringen überbracht.
Helferichs Tod
Allgemeines:
Graf Ludwig V. von Helfenstein-Wiesensteig, auch bekannt als Ludwig Helferich von Helfenstein, wurde am 13. November 1493 geboren und war ein Spross aus dem angesehenen Geschlecht der Grafen von Helfenstein. Er war der jüngere Sohn von Graf Ludwig IV. von Helfenstein-Wiesensteig und Elisabeth von Limpurg-Speckfeld-Obersontheim. Ludwigs Karriere nahm eine Wendung, als er 1517 Margaretha, verw. Hille, heiratete, eine uneheliche Tochter Kaiser Maximilians I. Durch diese Verbindung stand er in der Gunst des Kaisers und später von Erzherzog Ferdinand I. Helfenstein wurde Pfleger (Verwalter) auf der Burg Thaur (bei Hall) in Tirol. Im Frühjahr 1525, während der Wirren des Bauernkrieges, war Graf Ludwig von Helfenstein als Amtmann von Weinsberg und Obervogt über die württembergischen Burgen eingesetzt. Am Karfreitag, dem 14. April 1525, zog ein großes Bauernheer, der sogenannte "Helle Christliche Haufen", auf Weinsberg zu. Helfenstein hatte sich zuvor auf der Burg Weinsberg verschanzt und war mit etwa 60 Landsknechten und Rittern zur Verteidigung der Stadt von Stuttgart eingetroffen. Ludwig von Helfenstein hatte sich jedoch durch sein rücksichtsloses Vorgehen gegen die Bauern den Zorn der Aufständischen zugezogen. Auf seinem Weg nach Weinsberg hatte er Bauern, denen er begegnete, ohne Gnade aufgegriffen und ermordet. Als die Bauern am Ostersonntag, dem 16. April 1525, vor Burg und Stadt Weinsberg standen und die Übergabe forderten, ließ Helfenstein auf ihre Unterhändler schießen – ein schwerer Verstoß gegen das Kriegsrecht, der die Wut der Bauern noch weiter anheizte. Die Bauern stürmten daraufhin die Burg und die Stadt Weinsberg. Nach heftigen Kämpfen wurden die Verteidiger, darunter Graf Helfenstein und seine Ritter, gefangen genommen. Das Schicksal Helfensteins war besiegelt. Am Ostersonntag, dem 16. April 1525, wurde Graf Ludwig von Helfenstein zusammen mit 15 weiterer Adliger von den aufständischen Bauern am heutigen Lindenplatz in Weinsberg „durch die Spieße gejagt“. Dies bedeutete, dass sie durch eine Gasse von Spießträgern getrieben wurden, die sie zu Tode stachen. Dieses brutale Ereignis ging als "Weinsberger Blutostern" in die Geschichte ein und löste bei den Herrschenden im Deutschen Reich einen Schock aus, da sie ihre eigene Stellung bedroht sahen. Seine Frau, Margarethe von Helfenstein, und ihr kleiner Sohn M aximilian wurden verschont und nach Heilbronn gebracht.
Die Geschichte:
Graf Ludwig von Helfenstein wurde im Jahr 1525 in Weinsberg während des Bauernkriegs ermordet. Er war Obervogt in Weinsberg, im Herzogtum Württemberg. das wurde verwaltet vom Erzherzogtum Vorderösterreich durch Erzherzog Ferdinand I., Regent für das Herzogtum Württemberg und Bruder von Kaiser Karl V. Auf seinem Weg von Thann in Österreich nach Weinsberg hatte Graf Helfenstein unbarmherzig Bauern verfolgt und ermordet, die sich ihm in den Weg stellten. Diese Grausamkeiten schürten den Hass und Rachedurst der aufständischen Bauern aus dem Weinsberger Tal, dem Neckartal sowie dem Odenwald und anderen Landesteilen.
Als die Bauern die Übergabe von Stadt und Burg Weinsberg forderten, ließ Helfensteins Gefolge auf die Unterhändler der Bauern schießen. Dieser Bruch des Kriegsrechts heizte die Gemüter der Bauern weiter an und ließ ihnen kaum eine andere Wahl als den Sturm auf Weinsberg. Die Bauern sahen in Graf Helfenstein einen Repräsentanten der adligen Unterdrückung. Die entwürdigende Art der Hinrichtung, das "Spießrutenlaufen", bei dem die Gefangenen unter den Spießen der Bauern hindurchgejagt wurden, unterstreicht diesen Aspekt. Seine Hinrichtung war somit ein Akt der Rache für erlittenes Unrecht und eine machtvolle Demonstration ihrer Stärke gegenüber dem Adel.
Die Hinrichtung des Helfensteiners und seiner Ritter „dürfte“ in der Stadt Weinsberg durch die Bauern ausgiebig gefeiert worden sein.
(Fortsetzung im nächsten Nachrichtenblatt Nr.:32/25)