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Weinsberger Blutostern 1525 Geschichte zum Bauernkrieg 1524/25 von Klaus Heiland und Manfred Wiedmann (Fortsetzung vom letzten Nachrichtenblatt...
Spießrutenlauf in Weinsberg, Bild von 1525, aus Frundbergers Kriegsbuch
Spießrutenlauf in Weinsberg, Bild von 1525, aus Frundbergers KriegsbuchFoto: Aus Frundsbergers Kriegsbuch von 1525, Zeichnung Peter Harrer

Weinsberger Blutostern 1525

Geschichte zum Bauernkrieg 1524/25

von Klaus Heiland und Manfred Wiedmann

(Fortsetzung vom letzten Nachrichtenblatt Nr. 31/25)

Das Ereignis ging als die „Weinsberger Bluttat“ in die Welt-Geschichte ein. Informationen über ein seinem Stand entsprechendes Begräbnis von Helfenstein in Weinsberg im Jahr 1525 sind uns nicht bekannt. Die Umstände seines Todes deuten jedoch darauf hin, dass eine traditionelle kirchliche Bestattung durch die aufgebrachten Bauern wohl kaum stattgefunden haben dürfte. Es ist wahrscheinlicher, dass sein Leichnam und die der anderen Opfer zunächst unbeachtet liegen blieben oder an einem unbekannten Ort „verscharrt“ wurden. Einige Quellen erwähnen zwar die Reaktionen auf die Bluttat und die Trauer der Gräfin Margaretha von Helfenstein, aber keine Details über eine formelle Beisetzung in Weinsberg. Die Umstände des Todes von Graf Ludwig-Helferich von Helfenstein im Bauernkrieg von 1525 in Weinsberg waren sehr gewalttätig.

Daher gab es keine traditionelle Bestattung in dem Sinne, wie wir sie heute kennen. Es ist wahrscheinlich, dass die Leichname der Opfer des Massakers nicht in einer ehrenvollen oder namentlich bekannten Grabstätte beigesetzt wurden, das ist angesichts der chaotischen und gewalttätigen Umstände verständlich. Es ist kaum denkbar, dass für die Ermordeten der damalige Bestattungsort um die Johanneskirche herum genutzt werden konnte. In der Nähe des Lindenplatzes befanden sich die Grabstätten für Seuchen- und Pestkranke, auch für Mörder (Lage: heutiger Friedhof). Wir gehen davon aus, dass die Ermordeten in dieser Grabstätte bestattet, vielleicht auch nur „verscharrt“ wurden.

Später wurde auf Anordnung (Urfehde) der Stuttgarter Regierung eine Kapelle im Bereich des Lindenplatzes errichtet, um an die Ereignisse zu erinnern. Auf diesem Friedhof in Weinsberg soll eine Steinfigur gestanden haben, von der berichtet wird, dass sie Ludwig-Helferich von Helfenstein darstellte und von der Stuttgarter Regierung nach dem Stadtbrand am 21.5.1525 gestiftet und dort aufgestellt wurde.

In Weinsberg im Bereich des Geisterturms befand sich zu Zeiten von Justinus Kerner eine Steinbüste, die Ludwig von Helfenstein darstellte. Leider wurde sie vor ein paar Jahren böswillig beschädigt, sodass heute nur ein Torso vorhanden ist (siehe Bild). Wir berichteten 2024 darüber. Wie die Büste vom Friedhof nach etwa 300 Jahren Standzeit zum Geisterturm und in den Besitz von Justinus Kerner gelangte, darüber haben wir keinen Nachweis finden können. Wahrscheinlich stand die Büste abseits im Bereich des Weinsberger-Lagerplatzes für Grabmäler und man war froh, dass ein Besitzwechsel standfand. Kerner, Justinus und sein Sohn Theobald sammelten mit großer Begeisterung historische Artefakte. Das beigefügte Bild wurde in einem Aufsatz über Graf Ludwig von Helfenstein des städtischen Archivs Geislingen im Jahr 2004 veröffentlicht. Der Aufsatz kann bei uns eingesehen werden. Das Bild zeigt die Büste von Graf von Helfenstein als mittelalterlicher Ritter mit Hut und Panzer bekleidet, im Hintergrund zeichnet sich die Hildthalle in Weinsberg ab.

Im 16. Jahrhundert waren die Bestattungsformen in Europa stark von religiösen und sozialen Normen geprägt. Die Behandlung von ermordeten und feindlichen Menschen unterschied sich dabei erheblich von den üblichen Begräbnispraktiken. Da das 16. Jahrhundert in Europa stark vom Christentum geprägt war, folgten die meisten Bestattungen christlichen Riten. Dazu gehörte das Läuten der Kirchenglocken, die Aufbahrung des Leichnams in seinem Hause, Totenwachen, die Aussegnung und eine Prozession von seiner Wohnung zur Kirche oder zum Friedhof. Die Körperbestattung war die übliche Form. Der Leichnam wurde gewaschen, gekleidet und in einem Sarg oder Leichentuch beigesetzt. Die Ausrichtung des Grabes war meist von Westen (Kopf), mit Blick zur aufgehenden Sonne, nach Osten (Füße). Kirchhöfe waren die bevorzugten Bestattungsorte, da man sich so in der Nähe des geweihten Bodens der Kirche und der Möglichkeit der Auferstehung sah. Innerhalb der Kirche wurden oft bedeutende Persönlichkeiten bestattet. Grabbeigaben waren nicht unüblich und konnten je nach sozialem Stand und regionalen Bräuchen variieren. Für die Verstorbenen wurden oft Seelenmessen gelesen und es gab regelmäßige Totengedenktage. Die Bestattung von ermordeten Menschen konnte variieren, hing aber oft von den Umständen des Mordes und dem sozialen Status des Opfers ab. Wenn der Ermordete ein Mitglied der christlichen Gemeinschaft war und nicht exkommuniziert war, konnte er in der Regel ein christliches Begräbnis erhalten. Die Umstände des Todes konnten jedoch die Art der Zeremonie beeinflussen. Hingerichtete Kriminelle, die als „ermordet“ durch staatliche Autorität angesehen wurden, wurden oft außerhalb geweihter Friedhöfe bestattet, manchmal an unauffälligen Orten oder in Massengräbern. Dies spiegelte die gesellschaftliche Verachtung und die kirchliche Distanzierung von schweren Verbrechen wider. In einigen Fällen, besonders wenn der Mord im Verborgenen geschah oder dass das Opfer sozial niedrig gestellt war, erhielten die Leichen möglicherweise nur eine einfache oder gar keine formelle Bestattung.

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass die Ermordung Graf von Helfensteins in Weinsberg eine Folge seiner eigenen brutalen Handlungen, der Eskalation des Bauernkriegs und des tief verwurzelten Hasses der Bauern auf die adlige Herrschaft war. Die „Weinsberger Bluttat“ schockierte die Zeitgenossen und trug maßgeblich zur weiteren Radikalisierung des Konflikts bei.

Die genauen Grabstätten der ermordeten Ritter des Spießrutenlaufs an Ostern 1525 in Weinsberg sind nicht in allen Fällen bekannt und viele sind wohl nicht erhalten geblieben. Die Hinrichtung der Adeligen, darunter Graf Ludwig von Helfenstein, fand am Lindenplatz in Weinsberg statt, wo sie „durch die Spieße“ gejagt wurden. Dieser Ort dient heute als Gedenkstätte. Es gibt Hinweise darauf, dass die Leichname der Erschlagenen noch am Ostermontag am Weg lagen. Soweit bekannt ist, Eberhard III. von Sturmfeder, war das einzige Opfer, an das heute noch ein Grabmal erinnert. Sein Grabmal befindet sich im Chor der evangelischen Jakobus-Kirche in Oppenweiler (Rems-Murr-Kreis, siehe Bild). Es handelt sich hierbei um ein Denkmal, das nachträglich angefertigt wurde, da es seinen Tod in Weinsberg festhält. Es ist unwahrscheinlich, dass es für alle Opfer individuelle, erhaltene Grabstätten in Weinsberg gab, da die Ereignisse sehr brutal und chaotisch waren.

Zusammenfassend

Die Ermordung von Graf Ludwig von Helfenstein und seinen 15 Rittern am Ostersonntag, 16. April 1525, in Weinsberg – bekannt als die „Weinsberger Bluttat“ oder „Weinsberger Blutostern“ – war ein Wendepunkt im Deutschen Bauernkrieg und hatte tiefgreifende Konsequenzen für die beteiligten Bauern und die Bevölkerung. Die Ermordung Graf von Helfensteins in Weinsberg war eine Folge seiner eigenen brutalen Handlungen, der Eskalation des Bauernkriegs und des tief verwurzelten Hasses der Bauern auf die adlige Herrschaft. Die „Weinsberger Bluttat“ schockierte die Zeitgenossen und trug maßgeblich zur weiteren Radikalisierung des Konflikts bei. Städte, die mit den Bauern sympathisierten oder in die Ereignisse verwickelt waren, wie Weinsberg, wurden schwer bestraft und teilweise dem Erdboden gleichgemacht. Martin Luther verfasste seine Schrift „Wider die mörderischen und räuberischen Rotten der Bauern“, die den Adel zur gnadenlosen Niederschlagung des Aufstands aufrief. Er schrieb: „Man soll sie zerschmeißen, wirken stechen. Heimlich und öffentlich, wer da kann, wie man einen tollen Hund erschlagen muss“. In diesem Klima der Rache gab es keinen Raum für Ehrungen der Opfer durch die herrschende Seite. Gedenkstätten und Grabmale für Opfer des Bauernkriegs wurden, wenn überhaupt, von ihren Familien, Freunden oder späteren Generationen errichtet. Für Graf Helfenstein ist bekannt, dass er einer der Hauptleidtragenden der Weinsberger Bluttat war. Dass eine Steinbüste im Bereich seiner Grabstätte in Weinsberg im Auftrag der Stuttgarter Regierung zu dieser Zeit gefertigt und aufgestellt wurde, kann als belegt angesehen werden.

Es ist jedoch eindeutig historisch nur belegt, dass für Eberhard III. von Sturmfeder, ein weiterer Adliger, der bei der Weinsberger Bluttat ums Leben kam, ein Grabmal in der evangelischen Jakobus-Kirche in Oppenweiler gefertigt und aufgestellt wurde. Dies ist aber ein Einzelfall und wurde mit Sicherheit von seiner Familie geschaffen und nicht von der Regierung in Stuttgart.

(Fortsetzung im nächsten Nachrichtenblatt Nr. 33/25)

Erscheinung
Nachrichtenblatt für die Stadt Weinsberg
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Ausgabe 32/2025
von Stadtgeschichte
05.08.2025
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