Weinsberger Blutostern 1525
Geschichte zum Bauernkrieg 1524/25
von Klaus Heiland und Manfred Wiedmann
(Fortsetzung vom letzten Nachrichtenblatt Nr.: 34/25
Ein weiters Gedicht über den Bauernkrieg von Weinsberg, Blutostern von Weinsberg (Auszug), 1525, von Senckenberg
Darnach am Ostermontag fruh
die Bauern liefen Weinsperg zu
Und sahen sich nit vast umb
kamen hinter dem Schemelsberg herumb,
Und lieffens Schloßs gevvaltig an
das Stattlein vvoltens nit verlahn
Das rede ich gantz offenbahr
darinn der wohl geboren war,
Der frum edel -Graff von Helffenstein
und mancher Edelmann ich mein
Die tbeten all redlich Leuth
nun hörent vveiter zu der Zeit,
Sie meinten die von Weinsperg schon
sehen auch haben das best gethan
nun hörent vveiter uff den bescheidt
sie stunden all in grosem leyd,
Und liessens ober thor auf zerren,
und konnten sich doch nit fast vvehren
Also kommen die Bauren hinein
fingen den Graffen von Helffenstein
Mit sambt dem löblichen Adel
die Ehrbarung hat grossen Zade!
Sie musten leiden grose noth
Sie schrauben allesambt sich todt.
Da sprach der Graf frist mir mein leben,
Ich will euch alle mein gutb geben
Das wolt mit nichten nit geschehen
$ie sprachen du must ein anderes sehen
Ja das ist eigentlichen wohr,
Sie führten Ihn für das unter thor
Auch mit sambt den Edlen die ich nenn
als Philips von Bernhaußsen,
Und auch Eberhardt Sturmfeder
mit sambt Friederiech und Jörg Wolff von Neuhaußsen
Luins Dieterieb von Wetterstetten
auch Sebastian von Auen,
Und Ludolff von Ebershoffen
Auch Hanßs Conrad Spedt des Dieterichs Sohn und ich mei und auch von Hirschheim
Auch Bleichart von Ehingen,
und auch Burghbardt von Ehingen,
Auch Jörg von Kaltenthalvon thentbal
der must leyden großse QuahI".
Der weitere Textteil, den wir Ihnen nicht vorbehalten möchten:
…. „Auch Dieterich von Weiler der ersah gar erschröckliche mehr Drum ist er uff den Kirchthurm geloffen, daselbst ist er worden erschoßsen. Damit bat man all ihr Leben abbrochen warrlich es bleibt nit ohngerochen. Dann Sie waren all von Adel frumm und vestnun hörent zu Ihr Herrn und Gäst. Wie ich dann weiter hab geleßsen. Ihr seynd mit einem fünffzehn gewesen. Nun mercket weiter wie ich sagdarnach am Ostermontag. Wie ich dann weiter hab vernommen wie etlich seynd von Heylbronn kommen. Zum Bauren daßs will ich hie jehen. Sie hettend ein theil viel lieber gesehn. Das Heylbronn war zu schaden kommen warrlich es bringt Ihn kein frommen. Doch bat ein ehrsamer weiser Raht zu Heylbronn war zu schaden komme“.…..
Das Lager des Truchsesses bei Neckargartach (Fürfeld).
Zwischenlager nach der Schlacht bei Böblingen und der kommenden bei Königshofen
Am 12. Mai 1525 besiegte im Wesentlichen das Heer des Schwäbischen Bundes mit den verbündeten Städten und der Fürstbischöfe bei der Schlacht in Böblingen die Bauernhaufen in Südwestdeutschland. Das bündische Heer war besetzt mit 1.200 wohlgerüsteten Reitern und soll bis zu 11.000 Mann zu Fuß gezählt haben. Es fielen bei der Schlacht in Böblingen insgesamt 10.500 Bauern. Die Bauern-Führer wurden vor Ort hingerichtet.
Die Angabe von Justinus Kerner im Morgenblatt von 1820, dass am Tage der Schlacht bei Böblingen Boten auf der Wahlstatt erschienen seien und von denen, was bei Weinsberg vorgegangen, Kunde gebracht haben, worauf der Truchsess im Schmerz, dann in Wut ausgebrochen sei, und geschrien habe, „flammende Sühne will ich euch bereiten“, steht nur im Schmucke der Erzählung da. Es ist nicht nur nicht glaubhaft, dass die Bauern bei Weinsberg, die am 14. April erfolgte Niederlage die bei Wurzach, wie Kerner angibt, schon am 16. April früh, der Truchsess hingegen an letzteren Tage vorgefallene Ereignis bei Weinsberg erst am 10. Mai erfahren haben solle.
Die ersten Unruhen im Bauernkrieg begannen im August 1524 in der Grafschaft Stühlingen, setzten sich am Oberrhein um Waldshut herum fort, erfassten Anfangs 1525 Oberschwaben, wo auch die „Zwölf Artikel“ formuliert wurden.
Das Heilbronner Programm des Bauernparlaments enthielt den Gedanken einer wirklichen Neuordnung des Reiches. Die angestrebte Ordnung sollte die Stellung des Kaisers gegenüber den Fürsten des Landes „um der Wohlfahrt des Heilig. Röm. Reiches willen stärken". Gemeinsam mit den schwäbischen, den elsässischen und den rheinischen Bauern wollte der Bauerführer; Wendel Hipler aus Neuenstein, eine feste Organisation bilden, die eine Kanzlei in der Reichstadt Heilbronn dauerhaft einrichten wollte. Zur Gründung des Parlaments wurden abgeordnete Bauern nach Heilbronn entsandt.
Stadt Heilbronn, mittelalterliches Modell, gefertigt nach dem Zweiten Weltkrieg, mit Kilianskirche (rotes Dach), Rathaus, Marktplatz, Deutschordensmünster u. W. Der rote Punkt unter dem Deutschhof, dort befand sich der Schöntaler-Hof. Der Kiliansturm war zu Zeiten des Bauernkriegs noch nicht fertiggestellt. Der Weinsberger Baumeister Hans Schweiner hat ihn im Jahr 1529 vollendet.
Die erste Sitzung fand am 12.5.1525 im Schöntaler Hof in Heilbronn unter der Leitung von Wendel Hipler statt. Die Tagesordnung sah vor, Münzen, Gewichte und Gerichtsverfahren zu vereinfachen, Binnenzölle abzuschaffen und noch Weiteres war auf der Tageordnung.
Doch die Sitzung wurde zu spät einberufen. Am Eröffnungstag, am 12.5.1525, erlitten die Bauern eine große Niederlage gegen das Heer des Schwäbischen Bundes in Böblingen. Die angereisten Bauern, als sie dies in Heilbronn erfuhren, flohen fluchtartig und kehrten in ihre Heimatorte zurück. Wendel Hipler versuchte daraufhin bei Weinsberg (Wo er auf die Bauern stoßen wollte) eine in der Tat neue Aufnahmestellung und rasch ein neues Angebot zu errichten. Es kamen in das Lager am Schemelsberg in Weinsberg etwa 2000 Bauern. Diese Aufnahmestellung löste sich nach der verlorenen Schlacht bei Böblingen sehr schnell auf. Einige Bauern zogen ins Fränkische, andere gingen in ihre Heimatorte zurück, weitere versteckten sich in den benachbarten Wäldern und warteten das Geschehen ab. In dieser für Heilbronn erneut bedrohlichen Situation wandte sich die Stadt eiligst an den Schwäbischen Bund und bat um Hilfe. Gleichzeitig forderte der Bauernhaufen von Würzburg aus zum Zuzug nach Weinsberg und warnte die Stadt Heilbronn mit dem Bund sich einzulassen. Hipler ritt von Weinsberg aus nach Würzburg weiter. Er öffnete am 7.6.1525 den Truchsessen die Stadttore. Der fränkische Haufen löste sich daraufhin auf. Hipler geriet in Gefangenschaft in Heidelberg; vor seinem Prozess 1526 starb Wendel Hipler dort.
„Es wäre gut, wenn alle Zölle und Steuern abgetan würden. Nur dem Röm. Kaiser solle eine Steuer (Reichssteuer) vorbehalten sein. Alle Münzen sollen in ein Korn und Gewicht gebracht werden. Im Hlg. Röm. Reich soll ein Maß, gleiches Gewicht, eine Länge der Tücher... aufgerichtet werden. Die Gesellschaften wie die Fugger
und Welser sollen abgestellt werden, da sie arm und reich nach ihrem Belieben beschweren".
Auch die Tiroler Landesordnung wollte neue Verhältnisse schaffen:
Michael Gaismair, Schreiber des Bischofs von Brixen, wollte in der Tiroler Landesordnung von 1526 einen Bauernstaat aufrichten.
In seinem Idealstaat „soll es keine Edelleute mehr geben ... sollen alle Sonderrechte aufgehoben werden ... sollen alle Ringmauern der Städte, alle Schlösser und Befestigungen im Land niedergerissen werden ... soll es keine Städte mehr geben ... sollen die Regenten (Regierungen) auch etliche von den Bergwerksarbeitern gewählt werden ... sollen die Klöster in Spitäler und Schulen umgewandelt werden".
Die bedeutendsten Führer der Bauern waren Wendel Hipler (in Franken), Michael Gaismair (in Tirol), Thomas Müntzer (in Thüringen), auch die Ritter wie Florian Geyer und Götz von Berlichingen.
(Fortsetzung im nächsten Nachrichtenblatt Nr.:36/25)