In den letzten Wochen haben die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 7 des Ottheinrich-Gymnasiums ihre Lesefähigkeiten im Fach Französisch unter Beweis gestellt. Jede Klasse mit Französisch als zweiter Fremdsprache kürte ihren besten Leser oder ihre beste Leserin im Rahmen eines klasseninternen Vorlesewettbewerbs.
Am Donnerstag fand der finale Wettbewerb in der Mensa des Gymnasiums statt. Fünf talentierte Schülerinnen und Schüler traten gegeneinander an: Emily Rouse (7a), Emil Bansamir (7b), Fridolin Graf (7c), Kathrin Katzschner (7d) und Mika Gaida (7e). Das Publikum bestand aus Mitschülerinnen und Mitschülern sowie einer fachkundigen Jury. Diese setzte sich zusammen aus den beiden Schülerinnen Helena Luboeinski (10d) und Ella Schauer (J1), einer Französischlehrerin sowie dem Ehrengast Jean-Christophe Tixier, einem bekannten französischen Jugendbuchautor. Das Ottheinrich-Gymnasium freut sich, den Autor erneut begrüßen zu dürfen, um den Schülerinnen und Schülern die französische Literatur und Sprache näherzubringen.
Im ersten Durchgang lasen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine ihnen bekannte Passage aus der Geschichte „La plage, c’est chouette“ von René Goscinny und Jean-Jacques Sempé. Die Herausforderung bestand darin, die Passage flüssig, in fehlerfreiem Französisch und mit Ausdruck vorzulesen. In der zweiten Runde mussten die fünf Vorleserinnen und Vorleser einen ihnen unbekannten Text lesen. Hier zeigte sich, wer auch ungeübte Passagen sicher bewältigen kann. Den ersten Platz belegte Fridolin Graf aus der 7c, den zweiten Platz Kathrin Katzschner aus der 7d und den dritten Platz Mika Gaida aus der 7e. Tixier war beeindruckt von den schon sehr guten Französischkenntnissen und der hervorragenden Aussprache der Schülerinnen und Schüler.
Im Anschluss an den spannenden Vorlesewettbewerb für die Jahrgangsstufe 7 hatten die Schülerinnen und Schüler der zehnten Klassen mit Französisch als zweiter Fremdsprache die besondere Gelegenheit, mit Tixier ins Gespräch zu kommen. Nachdem er den Schülerinnen und Schülern aus seinem neuesten Jugendroman „Guilty“ vorgelesen hatte, beantwortete er in einem lebendigen Austausch zahlreiche Fragen zu seinem Leben, seiner Inspiration und seiner Arbeit als Autor. Die Schülerinnen und Schüler waren beeindruckt von Tixiers authentischer und mitreißender Art. Eine Schülerin berichtet, dass Tixiers Aussage „L’existence est une chose fragile“ (Die Existenz ist eine fragile Sache) ihr besonders im Gedächtnis geblieben ist. Diese tiefgründige Erkenntnis regte die Jugendlichen zum Nachdenken an und zeigte, wie kraftvoll Literatur sein kann.
Tixier selbst zeigte sich sehr berührt von den an die Tafel geschriebenen Worten „Vive l’amitié franco-allemande“ (Es lebe die deutsch-französische Freundschaft). Er erzählte, dass fast auf den Tag genau sein Urgroßvater vor über 100 Jahren bei der Schlacht in Verdun im Ersten Weltkrieg ums Leben kam. Seine Familie floh daraufhin ins Baskenland, und seine erste Novelle „Rosalie“ erzählt die Geschichte seiner Großmutter, die mit nur fünf Jahren ihren Vater im Krieg verlor. „Und heute darf ich hier in Deutschland sein und die deutsch-französische Freundschaft leben“, beendet Tixier gerührt seine Erzählung. Die Lesung und das Gespräch mit Tixier waren für die Schülerinnen und Schüler eine inspirierende Erfahrung, die die Bedeutung von Literatur, Sprache, Geschichte und Freundschaft auf eindrucksvolle Weise miteinander verbanden. (ohg/red)