Im Ortschaftsrat gibt es einige neue Gesichter. Jan Döring ist eines davon. 35 Jahre ist er jung. Er ist gebürtiger Sachse, seit 2012 Karlsruher und Grötzinger seit 2019. Der Familienvater ist verlobt. Er ist Polizeihauptkommissar bei der Bundespolizei und als Zugführer einer Sondereinheit in ganz Baden-Württemberg unterwegs. Er ist studierter Diplom-Verwaltungswirt und hat zudem einen Master in Governance. Der Hundebesitzer ist in seiner Freizeit bei den NotenChaoten aktiv. Nachgefragt.
Grötzingen Aktuell: Sie sind seit kurzem Ortschaftsrat. Was war Ihr bisher prägendstes Erlebnis?
Jan Döring: Das erste prägende Erlebnis war die erste Fraktionssitzung. Gerade weil sich fünf Menschen in einer Fraktion mit gemeinsamen Werten zusammenfinden, aber trotzdem als Team neu einspielen müssen. Das ist sehr spannend.
GA: Was hat sich seitdem bei Ihnen verändert?
Döring: Der Terminkalender ist ein kleines bisschen voller, aber nicht so voll wie in der Zeit, als ich noch Stadtrat in Karlsruhe war. Insofern lässt sich die Tätigkeit gut mit Familie und Beruf vereinbaren.
GA: Wie haben Sie Ihr Dasein als Ortschaftsrat in Ihren Alltag integriert?
Döring: Ich bin weiterhin für die Bürgerinnen und Bürger ansprechbar und präsent. Das Sichten der Unterlagen habe ich natürlich in den Abend verschoben, wenn meine Tochter im Bett ist.
GA: Wie erleben Sie die Ortschaftsrats-Sitzungen?
Döring: Durch meine Zeit im Karlsruher Gemeinderat bin ich eine etwas strengere Sitzungsführung gewohnt. Auffälliger ist, dass die Debatte offener ist und nicht so sehr von parteipolitischen Gesinnungen geprägt. Tatsächlich habe ich das Gefühl, dass Vorgaben aus den Parteizentralen nicht so stringent umgesetzt werden. Die persönlichen Ansichten der Ratsmitglieder sind für die Entscheidungsfindung tatsächlich ausschlaggebender. Das macht die Meinungsfindung innerhalb der Fraktionen spannender.
GA: Warum sind Sie Ortschaftsrat geworden?
Döring: Um die lebenswerte Gemeinschaft, die es in Grötzingen gibt, auch zu erhalten. Denn in Zeiten von knappen Kassen fallen jene Dinge dem Sparzwang zum Opfer, die das Leben vor Ort bereichern. Ich gehe davon aus, dass die nächsten Jahre ein harter Sparkurs auf diese Stadt zukommen wird. Bei einem solchen fallen zuerst die freiwilligen Leistungen in den Bereichen Kunst, Kultur und Soziales weg. Daher müssen wir Mehrheiten im Rat finden und uns darauf einigen, was unsere Prioritäten sind. In dem Fall wird Anträge stellen nicht so wichtig werden, wie Einheit im Rat zu schaffen.
GA: Welche Themen bewegen Sie?
Döring: Tatsächlich wird es der Erhalt der Ortsverwaltung und des Serviceangebots, wie wir es kennen, sein. Zudem liegt mir als junger Vater auch das Betreuungsangebot im Ort besonders am Herzen.
GA: Welche Ziele haben Sie?
Döring: Ziel für mich ist es, dass wir das gute demokratische Miteinander der Parteien vor Ort erhalten. Dazu gehört es, hart in der Sache zu streiten und trotzdem höflich miteinander umzugehen. Das ist nicht für alle selbstverständlich und auch nicht für alle politischen Kräfte denkbar.
Die Fragen stellte Jennifer Warzecha.