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Vorstellung eines Vereins gegen Misshandlung

Seit über 40 Jahren: Schutz für Frauen und für Kinder Vor über vier Jahrzehnten – im Jahr 1981 – gründeten zehn engagierte Frauen aus verschiedenen...
Ulrike Stihler, Geschäftsführerin des Vereins, Volljuristin, und Anja Rook, Sozialarbeiterin mit traumapädagogischer Weiterbildung, besprechen gemeinsam den Jahresbericht für den Verein.
Ulrike Stihler, Geschäftsführerin des Vereins, Volljuristin, und Anja Rook, Sozialarbeiterin mit traumapädagogischer Weiterbildung, besprechen gemeinsam den Jahresbericht für den Verein.Foto: sh

Seit über 40 Jahren: Schutz für Frauen und für Kinder

Vor über vier Jahrzehnten – im Jahr 1981 – gründeten zehn engagierte Frauen aus verschiedenen Karlsruher Organisationen den „Verein zum Schutz misshandelter Frauen und deren Kinder e.V.“. Anfangs fand die Arbeit in einer kleinen einfachen Wohnung in der Weststadt statt, schnell wurde klar: Der Bedarf ist groß. Als dem Verein ein Haus vererbt wurde, eröffnete sich eine neue Perspektive – ein fester Schutzraum, der bis heute erhalten geblieben ist.

Das Haus ist ein Ort der Sicherheit, Beratung und Unterstützung, der verständlicherweise anonym gehalten wird. Es ist mehr als nur ein Dach über dem Kopf – es ist ein Raum der Ruhe, des Rückzugs und des Wieder-Zu-Sich-Findens. In der Fachsprache spricht man vom „äußeren sicheren Ort“ – genau das möchte der Verein schaffen.

Im Jahr 2024 fanden 47 Personen Zuflucht im Haus – 22 Frauen und 25 Kinder. Leider konnten 100 weitere Frauen und 104 Kinder nicht aufgenommen werden, da das Haus ausgelastet war.

Rückzugsort für Betroffene schaffen

Seit 1994 bietet der Verein neben dem Frauenhaus zusätzlich eine Frauenberatungsstelle. Sie unterstützt Frauen, die keinen Wohnplatz benötigen, aber Rat und Begleitung auf dem Weg in ein selbstbestimmtes Leben suchen durch psychologische und psychosoziale Fachberatung. Daneben bieten dort einmal in der Woche ehrenamtliche Rechtsanwältinnen erste rechtliche Orientierung an – ein wichtiges Angebot, denn juristische Fragen sind oft ein großes Hindernis bei der Trennung vom gewalttätigen Partner.

Im Jahr 2006 wurde darüber hinaus gemeinsam mit dem Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) die sogenannte Clearingstelle ins Leben gerufen. Nach einem Polizeieinsatz nimmt die Beratungsstelle – mit Zustimmung der betroffenen Frau – proaktiv Kontakt mit Betroffenen auf. Diese direkte Unterstützung ist in akuten Krisen besonders hilfreich.

Auch Kinder und Jugendliche werden nicht vergessen: Seit 2010 hilft das Projekt „AUFtauchen“ betroffenen Kindern und Jugendlichen im Alter von 4 bis 17 Jahren. Häusliche Gewalt ist eine Kindeswohlgefährdung, auch wenn die Kinder und Jugendlichen nicht selbst der Gewalt ausgesetzt waren. Betroffene durch die vergangene und unbearbeitete oder noch anhaltende Krisensituation zu begleiten, sie in ihrem Selbstbewusstsein zu stärken und sie bei ihrer individuellen Verarbeitung der Gewalterlebnisse zu unterstützen, das ist das Ziel des Kinder- und Jugendangebots.

Weitere Projekte der Vereinsfrauen

2014 erfolgte eine Erweiterung des Angebots in der Beratungsstelle für von Gewalt betroffenen Frauen mit Migrationshintergrund. Oft spielt die Kenntnis des kulturellen Hintergrunds und die daraus erwachsenen Probleme eine große Rolle bei der Beratung und Unterstützung. 2016 startete das Gruppenangebot „inneHALTEN“ für Frauen, die nach oft langer Zeit wieder ihre eigenen Bedürfnisse wahrnehmen, ihre Kräfte und Stärken (wieder-)entdecken wollen.

2020 ergänzte der Verein weiter seine Präventionsangebote: So z. B. mit „fairLIEBEN“ für Schüler:innen, „aufHORCHEN“ für Multiplikator:innen, „anSPRECHEN“ für Fachkräfte im Gesundheits- und Sozialwesen, „einLEBEN“ für Sprach- und Integrationslehrer:innen und zuletzt mit „verBINDEN“ einem Angebot für Frauen mit Assistenz- und Unterstützungsbedarf.

Auf Spenden angewiesen

Im Jahr 2024 haben insgesamt 389 Frauen die Beratungsstelle des Vereins zum Schutz misshandelter Frauen und deren Kinder e.V. in der Karlsruher Kriegsstraße 148 erstmalig kontaktiert, es gab 1.340 Beratungsgespräche. 1.125 Personen haben an deren Präventionsveranstaltungen teilgenommen.

Der Verein ist keine städtische Einrichtung. Das Haus und die Beratungsstelle werden getragen vom unermüdlichen Einsatz ehrenamtlich arbeitender Vorstandsfrauen und ist auf Spenden, Mitgliedsbeiträge und Zuschüsse angewiesen. Kontakt- und Spendenmöglichkeit ergeben sich unter: www.frauenhaus.de. Der Verein dankt allen, die seine Arbeit ideell oder finanziell unterstützen und damit ein klares Zeichen gegen Gewalt setzen.

Im Frauenhaus sind drei Kolleginnen für die Frauen und zwei Kolleginnen für die Kinder zuständig. In der Beratungsstelle stehen zwei Fachberaterinnen sowie eine Psychologin für die Frauen und eine Psychologin für die Kinder zur Verfügung. (sh)

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von Redaktion NUSSBAUMRedaktion NUSSBAUM
17.04.2025
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