Vortrag bei junge alte. Alexander Mauritz: Unser Abwassersystem – Was passiert im Klärwerk?

Rechen, fangen, klären, beleben, filtern, faulen Kein einziger Tropfen geht verloren! Das macht Alexander Mauritz sehr schnell mit Hilfe eines kleinen...
Bevor das Abwasser wieder in den Wasserkreislauf zurückgeführt wird, muss es gereinigt werden. Das berichtet Alexander Mauritz vom Klärwerk Mannheim.
Bevor das Abwasser wieder in den Wasserkreislauf zurückgeführt wird, muss es gereinigt werden. Das berichtet Alexander Mauritz vom Klärwerk Mannheim.Foto: rist

Rechen, fangen, klären, beleben, filtern, faulen

Kein einziger Tropfen geht verloren! Das macht Alexander Mauritz sehr schnell mit Hilfe eines kleinen Films deutlich. Er spricht bei junge alte im Rahmen der Evangelischen Erwachsenenbildung im Gemeindezentrum Am Zwinger über „Unser Abwassersystem – Was passiert im Klärwerk?“ Alexander Mauritz ist Bauingenieur und Betriebsleiter des Eigenbetriebs Stadtentwässerung Mannheim.

Kein einziger Tropfen Wasser also geht auf der Erde verloren. Denn im Wasserkreislauf erwärmt sich das Wasser durch Sonnenenergie, verdunstet, steigt gasförmig auf und fällt dann als flüssiger Regen oder fester Schnee wieder zurück auf die Erde.

Nur ein kleiner Teil nutzbar

Dort verdunstet es wieder oder wird zu Grundwasser und gelangt so in Flüsse und Seen. „Allerdings steht uns nur ein kleiner Teil zur Verfügung“, so Alexander Mauritz. In der Oberrheinebene gebe es den großen Vorteil, dass das Grundwasser ohne weitere Aufbereitung genutzt werden könne. Wassersparen sei aufgrund des steigenden Bedarfs wichtig. Denn genutztes Wasser muss erst wieder gereinigt werden, bevor es, meist über einen Fluss, in den Wasserkreislauf zurückgelangen kann. Das geschieht in den Klärwerken.

Verschiedene Reinigungsstufen

„Alles, was die Menschen ins Wasser reintun, das müssen wir in den Klärwerken wieder herausholen“, so Alexander Mauritz. Etwa 90.000 Kubikmeter Abwasser flössen über 830 Kilometer Kanal täglich durch das Klärwerk in Mannheim. Dabei durchlaufe es verschiedene Reinigungsstufen. Mit einem Rechen würden Feuchttücher, Speisereste, Hygieneartikel und anderes herausgerecht, insgesamt 1.000 Tonnen im Jahr. „Speisereste und vor allem Feuchttücher haben im Abwasser nichts zu suchen“, stellt Alexander Mauritz klar. Letztere seien ein großes Problem, da sie die Pumpen verstopften und dann von Menschen mit der Hand herausgenommen werden müssten.

Energiegewinnung

Auf das Rechensystem würden der Sandfang und der Fettfang folgen. „Dort setzen sich Sand und andere mineralische Stoffe am Boden ab“, erklärt der Ingenieur. „Leichte Stoffe, vor allem Fette, schwimmen auf.“ Beides könne so aus dem Abwasser entfernt werden. Ein Durchfluss durch ein Vorklärbecken beende die mechanische Reinigungsstufe. Es schlössen sich Belebungsbecken an. Dort würden Stickstoff, Phosphor und Kohlenstoff durch verschiedene Mikroorganismen biologisch aus dem Abwasser entfernt.

Ablauf

In den Nachklärbecken setze sich dann der Belebtschlamm ab, werde gefiltert, und größtenteils zurück ins Belebungsbecken geleitet. Der Rest werde behandelt, eingedickt und in Faulbehälter gepumpt. Dort herrschten 38 Grad. Der Schlamm durchlaufe den Behälter in 25 bis 30 Tagen und es entstünde Faulgas. „Das nutzen wir in Blockheizkraftwerken zur Energiegewinnung oder um Wärme in Form von erhitztem Wasser zu speichern“, so Alexander Mauritz.

Spurenstoffe

Allerdings kämen im Klärwerk auch viele so genannte Spurenstoffe, etwa Arzneimittel, in minimalen Mengen an. Sie würden in einer vierten Reinigungsstufe mit Hilfe von Ozon oder Aktivkohle behandelt werden. Hier sei Mannheim weltweit führend. „Auch die Spurenstoffe haben Auswirkungen“, sagt er. Östrogene etwa würden dazu führen, dass männliche Fische verweiblichen. „In Karlsruhe hat das Klärwerk in der Corona-Zeit viel geleistet“, erläutert Alexander Mauritz. „Hier wurde im Abwasser die Virenlast durch das Corona-Virus sehr gut überwacht.“ So sei der Trend der Infektionsdynamik gut zu beobachten gewesen: Wenn langsam wieder vermehrt Viren ausgeschieden wurden, seien kurz danach die nachweisbaren Infektionen angestiegen. (rist)

Erscheinung
Grötzingen Aktuell
Ausgabe 19/2024
von Redaktion Nussbaum
10.05.2024

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