Kirche & Religion

Vortrag bei junge alte: Bernd Braun über Friedrich Ebert

„Ich werde als der Beauftragte des ganzen deutschen Volkes handeln“ „Die Quellenlage bei Friedrich Ebert ist schwierig“, sagt Professor Bernd...
1925 wurde Friedrich Ebert auf dem Bergfriedhof in Heidelberg beigesetzt. Reihe junge alte
1925 wurde Friedrich Ebert auf dem Bergfriedhof in Heidelberg beigesetzt.Foto: pr

„Ich werde als der Beauftragte des ganzen deutschen Volkes handeln“

„Die Quellenlage bei Friedrich Ebert ist schwierig“, sagt Professor Bernd Braun. Der Historiker, Germanist und Politikwissenschaftler ist seit April 2023 Geschäftsführer und Vorstandsmitglied der “Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte“.

Die Stiftung habe die Aufgabe, das Andenken an Friedrich Ebert (1871 - 1925) als erstes demokratisches Staatsoberhaupt in der deutschen Geschichte zu wahren und einen Beitrag zum Verständnis der deutschen Geschichte seiner Zeit zu leisten.

Wenig Dokumente

Bernd Braun berichtet bei „junge alte“ im Rahmen der Evangelischen Erwachsenenbildung Karlsruhe über „Friedrich Eberts Erbe? – Eine Demokratie mit Perspektive“. Weiter sagt er: „Es gibt nur ein einziges Tondokument von Friedrich Ebert und elf Filmminuten aus seinem Leben, vor allem von seinem Begräbnis, vor allem von seinem Sarg.“

Mit dem Südwesten verbunden

Eine Million Menschen hätte den Trauerzug 1925 in Berlin begleitet. Allerdings: „Friedrich Ebert wollte in Heidelberg beigesetzt werden. Er war dem Südwesten immer sehr verbunden“, erklärt Bernd Braun. Eberts Ehrengrab befindet sich auf dem Heidelberger Bergfriedhof.

SPD-Parteitag

Friedrich Ebert gilt als bedeutende Persönlichkeit der deutschen Demokratiegeschichte. Geboren wird er am 4. Februar 1871 in Heidelberg. Er besucht die Volksschule, wird Sattler. Auf seiner Wanderschaft beginnt er, sich gewerkschaftlich zu engagieren. 1889 tritt er der sozialdemokratischen Partei bei und lässt sich später als Gastwirt in Bremen nieder. Er wird Abgeordneter im Bremer Landesparlament, arbeitet als Arbeitersekretär und berät Arbeiter. 1904 gelingt es ihm, einen reibungslosen Parteitag der SPD in Bremen zu organisieren.

Politische Karriere

Das macht ihn bekannt. 1905 wird er in den SPD-Parteivorstand gewählt, von 1912 bis 1918 gehört er dem Reichstag an. Als einer von zwei Parteivorsitzenden, 1913 gewählt, führte er die SPD durch den Ersten Weltkrieg. Am 9. November 1918 überträgt Reichskanzler Prinz Max von Baden, Friedrich Ebert, die Regierungsgeschäfte.

Demokratisch gewähltes Staatsoberhaupt

Friedrich Ebert stellt die Weichen zur ersten deutschen Demokratie und trägt dazu bei, einen Bürgerkrieg zu verhindern. Am 11. Februar 1919 wählte ihn die Nationalversammlung zum ersten deutschen Reichspräsidenten. Er steht in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg vor großen Herausforderungen. Friedrich Ebert sieht sich als Reichspräsident aller Deutschen und tritt für Ausgleich unter den Parteien und eine stabile politische Lage ein. Das führt dazu, dass ihn rechte und linke Demokratiefeinde, die die junge Republik bedrohen, angreifen und diffamieren. Er wehrt sich juristisch und muss wegen eines Prozesses einen Operationstermin verschieben. Am 28. Februar 1925 stirbt er in Berlin an einer verschleppten Blinddarmentzündung. Zu seinem Nachfolger wird der Antidemokrat und Monarchist Paul von Hindenburg an die Spitze des Staats gewählt. „Deutschland hat sein erstes demokratisch gewähltes Staatsoberhaupt verloren, aber das Ende der Weimarer Republik war damit nicht vorgezeichnet, die Entwicklung war offen“, so Bernd Braun. (rist)

Info:

ebert-gedenkstaette.de

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„Der Völkerversöhnung und der Völkergemeinschaft muss die Zukunft gehören. Wohl ist der Weg dorthin weit und schwierig, verzagen dürfen wir aber nicht.“ Friedrich Ebert auf der Gedenkfeier für die Opfer des Ersten Weltkrieges, am 23. November 1919

„Ich will und werde als der Beauftragte des ganzen deutschen Volkes handeln, nicht als Vormann einer einzigen Partei.“ Friedrich Ebert in der Nationalversammlung nach seiner Wahl zum Reichspräsidenten am 11. Februar 1919

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Grötzingen Aktuell
Ausgabe 34/2025
von Redaktion NUSSBAUMRedaktion NUSSBAUM
20.08.2025
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