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Vortrag bei junge alte von Gerold Boennen

Jüdisches Leben am Oberrhein im Mittelalter Auf eine Reise zu den SchUM-Städten am Rhein lädt Professor Gerold Boennen im Gemeindehaus Am Zwinger 5...
Professor Dr. Gerold Boennen spricht bei "junge alte" über Jüdische Stätten und jüdisches Leben am Oberrhein im Mittelalter.
Professor Dr. Gerold Boennen spricht bei "junge alte" über Jüdische Stätten und jüdisches Leben am Oberrhein im Mittelalter.Foto: rist

Jüdisches Leben am Oberrhein im Mittelalter

Auf eine Reise zu den SchUM-Städten am Rhein lädt Professor Gerold Boennen im Gemeindehaus Am Zwinger 5 ein. Bei „junge alte“ spricht er im Rahmen der Evangelischen Erwachsenenbildung über „Jüdische Stätten und jüdisches Leben am Oberrhein im Mittelalter“.

Gerold Boennen ist Leiter des Stadtarchivs Worms und des Jüdischen Museums Worms und Mitglied der Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen und der Gesellschaft zur Erforschung der Geschichte der Juden. Als „SchUM-Städte“ werden Speyer, hebräisch SCHripa, Worms, hebräisch Warmaisa, und Mainz, hebräisch Magenza, bezeichnet.

UNESCO-Welterbe

Die drei Städte waren für die Entwicklung des Judentums im mittelalterlichen Deutschland bedeutend. Im Juli 2021 hat das Welterbe-Komitee SchUM-Stätten zum UNESCO-Welterbe ernannt. Dazu gehören der Speyerer Judenhof, der Wormser Synagogenkomplex und die Alten Jüdischen Friedhöfe in Worms und Mainz.

„In Worms sind die jüdischen Zeugnisse mehr ausgeprägt als in Mainz und Speyer“, sagt Gerold Boennen. Die SchUM-Städte seien vielfach Vorbild für Bauten in anderen Gemeinden gewesen. So sei etwa im 13. Jahrhundert in Speyer ein Synagogen-Anbau entstanden, der dem Wormser Vorbild ähnele. Der Wormser Dom sei von 1120 bis 1180 zeitgleich mit der Synagoge errichtet worden.

Urbane Elite

Seit dem 10. Jahrhundert seien in diesen Kathedralen-Städten jüdische Gemeinden entstanden. Sie seien auf ein städtisches Umfeld angewiesen gewesen und hätten später eine urbane Elite in Wissenschaft, Wirtschaft und Handel gebildet. Die Lehrhäuser hätten Schüler von weither angezogen. Dort, wo es einen Bischof gab, seien sie unter dessen Schutz, auch vor Übergriffen, gestanden. Angesiedelt wurden die jüdischen Familien häufig an der Peripherie innerhalb der Stadtmauern. Auch in den SchUM-Städten habe es christliche Judenfeindlichkeit gegeben, etwa 1096 bei der Attacke, einem „unvorstellbaren Blutbad“, so Gerold Boennen, im Verlauf des Ersten Kreuzzugs.

Allgemeingültige Regeln

Um 1200 seien die Grundrechte für jüdische Gemeinden in Worms festgelegt worden. Dabei seien die Wormser Gelehrten in Austausch mit denen in Speyer und Mainz gewesen und es sei ein Gemeindebund gegründet worden. „Alles, was im Judentum entstanden ist, beruht darauf“, sagt Gerold Boennen. Regeln zum Recht, zum Bauen, zu Finanziellem, zu Scheidungen seien verbindlich geregelt worden, einzelne würden heute noch gelten. Ab dem 13. Jahrhundert seien die Judenniederlassungen gewachsen, besonders in den neu wachsenden Städten. 1348 habe Karl IV. die Rechte der Juden an die Städte abgegeben, sodass der Stadtrat vor Ort die entscheidende Autorität wurde.

Er besteuerte, beaufsichtigte und erließ Regelungen. Der König und der Bischof seien nun nicht mehr wichtig gewesen. „Der Rat hatte nun auch Zugriff auf den Besitz, wie Steuerverzeichnisse belegen“, so Gerold Boennen. Sie hätten jedoch immer mehr Einschränkungen erfahren. Viele Juden-Städte seien verschwunden, in Worms jedoch hätten die Juden es geschafft, zu bleiben.

Mit den Pest-Pogromen 1349 und der fast vollständigen Zerstörung der meisten jüdischen Gemeinden in Deutschland sei die Blütezeit der SchUM-Gemeinden vorbei gewesen. Später seien sie zunächst wiedererstanden. „In Mainz und Speyer endeten die mittelalterlichen Gemeinden nach zahlreichen Vertreibungen im 15. Jahrhundert“, sagt Gerold Boennen. „In Worms konnten Juden bis zum Holocaust kontinuierlich leben.“ (rist)

Info

Jüdisches Museum Worms Raschi-Haus

Hintere Judengasse 6, 67547 Worms

Telefon 06241 853 4701

E-Mail: stadtarchiv@worms.de

www.juedischesmuseum-worms.de/juedisches-museum

Die jüdischen Friedhöfe in den SchUM-Städten sind sehr alt.
Die jüdischen Friedhöfe in den SchUM-Städten sind sehr alt.Foto: privat
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von Redaktion NUSSBAUMRedaktion NUSSBAUM
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