LandFrauen Oberriexingen
71739 Oberriexingen
NUSSBAUM+
Dies und das

Vortrag „Gnade vor Recht ?“ / Rückblick

Der Vortrag des württembergischen Generalstaatsanwalts a.D. Klaus Pflieger hat einmal mehr unter Beweis gestellt, dass das gängige Klischee, das Interessensspektrum...
Foto: LF-ORI

Der Vortrag des württembergischen Generalstaatsanwalts a.D. Klaus Pflieger hat einmal mehr unter Beweis gestellt, dass das gängige Klischee, das Interessensspektrum der LandFrauen beschränke sich primär auf familiäre und landwirtschaftliche Themenschwerpunkte, durchaus nicht mehr der heutigen Realität entspricht. Im Gegenteil: die LandFrauen-Bewegung, die sich inzwischen aus Frauen aller Bildungs- und Berufsschichten zusammensetzt, hat es sich schon lange zur Aufgabe gemacht, sowohl Mitglieder als auch interessierte Gäste durch ein breitgefächertes Bildungsangebot anzusprechen.

Daher hat es uns besonders gefreut, am Donnerstag (03.04.2025) unter den ca. 40 Zuhörern nicht nur Damen, sondern auch zahlreiche Herren zu dem Thema dieses Abends begrüßen konnten.

Nach einer kurzen Vorstellung seiner Person und seines beruflichen Werdegangs ging der seit einigen Jahren pensionierte Jurist Punkt für Punkt auf die in der Vorankündigung seines Vortrags genannten Fragestellungen ein, indem er diese stets anhand von konkreten Fällen erläuterte.

Auch wenn rückblickend nicht auf jedes Detail seiner ca. 1 ½ stündigen Ausführungen eingegangen werden kann, so seien dennoch an dieser Stelle einige wichtige Stichworte genannt: Unterschied zwischen Mord und Totschlag (samt der im Einzelfall möglichen Facetten), zwischen Jugend- und Erwachsenenstrafrecht, zwischen lebenslänglich und lebenslang, zwischen Begnadigung durch Justiz und Begnadigung durch Bundes- oder Ministerpräsidenten u.v.m.

Trotz der Fülle an Informationen und der Komplexität mancher juristischen Problemstellungen gelang es Klaus Pflieger, die Aufmerksamkeit im Raum sowohl durch die Schilderung konkreter Präzedenzfälle aus neuerer Zeit als auch durch Insider-Wissen aus der Phase des RAF-Terrors zu fesseln.

Insbesondere die fast 30 Jahre andauernde, linksterroristische Bedrohung durch die „Rote-Armee-Fraktion“ mit immer neuen Mordanschlägen und insgesamt 33 (indirekt sogar 34) Opfern, bezeichnete Klaus Pflieger als eine der größten Herausforderungen für unseren Rechtsstaat, in deren Folge es zu zahlreichen Gesetzesänderungen kam (u. a. Einführung der teils umstrittenen „Kronzeugenregelung“, dank derer die Aufklärung mancher Straftat erst durch einen „Verrat“ ermöglicht wird und den „Verräter“ für seine Mithilfe mit Strafmilderung belohnt).

Während jüngere Zuhörer diese hochbrisante Zeit nur noch aus Geschichtsbüchern, Fernseh-Dokumentationen oder den Erzählungen ihrer Eltern kannten, wurden bei älteren Teilnehmern längst verschüttete Erinnerungen an ständig neue Anschlagsmeldungen, verstärkte Polizeipräsenz, Autokontrollen etc. wach.

Im Rahmen der abschließenden Diskussionen verwies Klaus Pflieger auf die oft schmale Gratwanderung zwischen durchaus legalen Protestbewegungen und einer Steigerung hin zu ideologischer Verblendung, die dann bei einzelnen fanatischen Splittergruppen in heimtückischen und höchst gefährlichen kriminellen Aktionen zur Erreichung eines „vermeintlich“ richtigen Ziels gipfeln kann (wie dies z. B. bei der RAF der Fall war).

Das Résumé des Abends lässt sich am treffendsten mit der internen Bemerkung einer Dame auf den Punkt bringen, die wörtlich meinte: „Ich hätte noch stundenlang zuhören können“! (A.R.)

Erscheinung
Mitteilungsblatt Oberriexingen – Amtsblatt der Stadt Oberriexingen
NUSSBAUM+
Ausgabe 15/2025

Orte

Oberriexingen

Kategorien

Dies und das
Panorama
Dieser Inhalt wurde von Nussbaum Medien weder erfasst noch geprüft. Bei Beschwerden oder Anmerkungen wenden Sie sich bitte an den zuvor genannten Erfasser.
Meine Heimat
Entdecken
Themen
Kiosk
Mein Konto