Natur ist nicht irgendwo weit draußen, sie kann und soll auch mitten in den Städten sein. Martin Klatt, Diplombiologe und Referent für Arten- und Biotopschutz beim NABU Baden-Württemberg, zeigt, dass es in den Städten Möglichkeiten gibt, die urbane Natur zu unterstützen. Er spricht bei junge alte im Rahmen der Evangelischen Erwachsenenbildung im Gemeindezentrum Am Zwinger über „Mehr Natur in unserer Stadt - die übersehenen Lebensräume“. Den Leser:innen des Wochenjournals gibt er eine kleine Vorschau auf seinen Vortrag.
Martin Klatt: Seit 2007 leben global mehr Menschen in Städten als im ländlichen Raum. In den urbanen Räumen haben sich teilweise sehr artenreiche Lebensgemeinschaften entwickelt, um die sich der Naturschutz kümmern sollte.
Klatt: Die komplexe biologische Vielfalt ist die Grundlage unserer Existenz. Der unmittelbare Nutzen für den Menschen ist dafür nicht entscheidend, da allen Arten eine Funktion in den Ökosystemen zukommt. Sie können Nahrung für andere Arten sein, Nutz- und Wildpflanzen bestäuben oder Biomasse zersetzen und dadurch Mineralien wieder freisetzen.
Klatt: Ausgewiesenes Bauland erlaubt die Bebauung. Dazu zählt auch die Gestaltung des unbebauten Teils dieses Grundstücks. Gartengestaltung ist jedoch eine private Entscheidung. Ein Rasen zum Spielen fördert die Bewegung der Kinder. Als Lebensraum ist ein Rasen schlicht eine verschenkte Möglichkeit für die Biodiversität. Wer einen Lebensraum für Tiere und Pflanzen gestalten will, sollte ein vielfältiges Angebot an heimischen Wild-Gehölzen und –Kräutern pflanzen.
Klatt: Bereits kleine Grünflächen in den Siedlungen können sich als Lebensräume entwickeln, wenn sie mit heimischen Pflanzen und möglichst vielfältig gestaltet wurden. Wichtig ist, dass diese Inseln nur wenige hundert Meter auseinander liegen. Verantwortlich dafür ist einerseits die Kommune und ihre Stadtplanung. Dazu beitragen kann jedoch andererseits jeder, der ein Stückchen Grün hat.
Klatt: Seit 2020 ist es in Baden-Württemberg verboten, solche Schotterflächen neu anzulegen. Bestehende Flächen ließen sich mit einem Gemisch aus Sand und Grünschnittkompost bedecken und mit Wildblumen- oder Saummischungen, das sind besondere Mischungen aus Wildblumensamen, einsäen oder bepflanzen.
Klatt: Es gibt viele Beispiele für öffentliche Grünflächen, Industrie- und Gewerbegebiete und private Gärten, in denen sich aufgrund der Gestaltung artenreiche Lebensgemeinschaften entwickeln konnten: das öffentliche Grün in Stutensee, Bretten oder Malsch, die Werke von Daimler-Truck in Gaggenau und Rastatt etwa.
Klatt: Karlsruhe spielt hinsichtlich der Pflege der städtischen Grünanlagen schon seit Längerem eine positive Rolle. So werden die größeren Zufahrtstraßen teilweise extensiv gepflegt und lassen Raum für die Entwicklung von Blumenwiesen.
Klatt: Der Vortrag richtet sich an alle Menschen, die sich für die Natur vor der eigenen Haustür interessieren. Die vielfältigen Möglichkeiten, auch auf kleiner Fläche die Entwicklung von Natur im Siedlungsraum zu ermöglichen, sind das Hauptthema des Vortrags. (rist)
Am Mittwoch, 7. Mai, hält Martin Klatt um 10 Uhr einen Vortrag mit dem Thema „Mehr Natur in unserer Stadt – die übersehenen Lebensräume“. Die Veranstaltung findet hybrid im Gemeindehaus Durlach und online statt. Die Kosten betragen 4 Euro.