Kultur

Vortrag über den Kulturkampf in Hohenzollern

Unter dem Titel „Zwischen Kruzifix und Pickelhaube“ beschäftigt sich der Historiker Helmut Eisler in einem Vortrag am Dienstag, 24. Juni 2025 mit...
„Zwischen Berlin und Rom“ – Karikaturistische Darstellung des Kulturkampfs als Schachspiel zwischen Bismarck und Papst Pius IX. im Kladderadatsch 1875.
„Zwischen Berlin und Rom“ – Karikaturistische Darstellung des Kulturkampfs als Schachspiel zwischen Bismarck und Papst Pius IX. im Kladderadatsch 1875.Foto: Wikimedia, gemeinfrei

Unter dem Titel „Zwischen Kruzifix und Pickelhaube“ beschäftigt sich der Historiker Helmut Eisler in einem Vortrag am Dienstag, 24. Juni 2025 mit den Hohenzollernschen Lande als Bühne für Bismarcks Kulturkampf in den 1870er- und 1880er-Jahren. Der Vortrag beginnt um 20:00 Uhr im Hohenzollerischen Landesmuseum, Veranstalter ist der Hohenzollerische Geschichtsverein.

Im Jahre 1871 kam es zur Einigung eines Großteils deutscher Staaten, wodurch ein Vertreter des Hauses Preußen erstmals das Oberhaupt eines gesamtdeutschen Staates werden konnte. Für die überwiegend katholisch geprägte Bevölkerung, insbesondere in den Hohenzollernschen Landen, bedeutete der Ausschluss Österreichs, Teil einer konfessionellen Minderheit auf dem deutschen Staatsgebiet zu werden. Zugleich verfolgte der neu geschaffene Reichskanzler Otto von Bismarck das Ziel, nach der äußeren Einigung auch eine innere politische Konsolidierung herbeizuführen, die insbesondere auf einer gemeinsamen Front gegen interne Feindbilder basierte. Dafür benötigte er die Mehrheit im Reichstag, die er bei der Nationalliberalen Partei und anderen Liberalen fand, welche sich als Erben der Aufklärung und Vorkämpfer der Modernisierung verstanden.

Auf der oppositionellen Seite erstarkte mit der neu gegründeten Zentrumspartei auch der politische Katholizismus im Deutschen Reich. Dieser machte es sich zur Aufgabe, die Anliegen seiner Klientel in den Hallen der Politik zu vertreten. Mit der fast zeitgleichen Proklamation der päpstlichen Unfehlbarkeit in Glaubensfragen avancierte diese Partei in den Augen Bismarcks zum politischen Arm einer ausländischen Macht, deren Einfluss auf innerdeutsche Belange abgewehrt werden musste.

Das kleine Hohenzollern, das aufgrund seiner ländlichen Prägung und des fast ausschließlichen Bekenntnisses zur römisch-katholischen Kirche ein besonderes „Schlachtfeld“ darstellte, geriet in eine doppelte politische Front. Die Region, in der die Wurzeln des deutschen Kaiserhauses verortet sind, gehörte erst seit 1850 zu Preußen mit seinem protestantischen Herrscher. Die damit verbundenen administrativen, wirtschaftlichen und infrastrukturellen Vorzüge standen jedoch im Spannungsfeld mit den tiefgreifenden Differenzen zwischen der lokalen Verwaltung und den tradierten Strukturen des heimischen Klerus.

In dem Vortrag wird eingehend beleuchtet, wie die preußische Gesetzgebung – von den ersten sogenannten Maigesetzen 1873 bis hin zu den „Friedensgesetzen“ 1886/87 – die regionale Selbstverwaltung und das Zusammenleben in diesem historisch gewachsenen Raum veränderte. Dabei werden nicht nur die staatlichen Maßnahmen selbst, sondern auch ihre weitreichenden Auswirkungen auf verschiedene gesellschaftliche Bereiche dokumentiert. Neben der Analyse der Gesetzgebungsdynamiken rückt die Darstellung der Berichterstattung in den zentrumsnahen Zeitungen sowie der Diskurs mit einer liberalen Gegenspielerin ins Blickfeld, aber auch die Haltung des Fürstenhauses Hohenzollern, das einerseits Teil des Kaiserhauses war, andererseits treu der katholischen Kirche verbunden war.

Erscheinung
Stadtspiegel Hechingen – Lokalzeitung mit den Amtlichen Bekanntmachungen
Ausgabe 25/2025
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