Dies und das

Vortrag über Justus Dahinden: Gaggenau als Altstadt der Zukunft

Auf reges Interesse stieß der Vortrag „100 Jahre Justus Dahinden – Das Parkhotel Gaggenau und die Altstadt der Zukunft“ von Professor Dr. Stefan...
Dahinden ließ die Formen sprechen: die Fassade des Parkhotels mit ihren einzigartigen Fenstern.
Dahinden ließ die Formen sprechen: die Fassade des Parkhotels mit ihren einzigartigen Fenstern.Foto: Stadt Gaggenau

Auf reges Interesse stieß der Vortrag „100 Jahre Justus Dahinden – Das Parkhotel Gaggenau und die Altstadt der Zukunft“ von Professor Dr. Stefan Lindl im Bürgersaal. Etwa 60 Zuhörerinnen und Zuhörer waren gekommen.

Lindl zeichnete das Bild eines Regelbrechers und Einzelgängers, der der international hoch angesehene Nachkriegsarchitekt war. „Dahinden wandte sich gegen die Dogmatik des rechten Winkels und den Funktionalismus der Moderne“, stellte Lindl fest und belegte dies an verschiedenen Beispielen, etwa in Zürich, in Limburg an der Lahn, aber auch in Bratislava und in Uganda. Nach Gaggenau kam der Schweizer Architekt, der in diesem Monat 100 Jahre alt geworden wäre, über die Kontakte des damaligen Oberbürgermeisters Dr. Helmut Dahringer. „Dahinden bevorzugte schräge Fassaden, ineinander verkeilte Mauerzüge und kleine, zeltartige Strukturen“, erläuterte Lindl und sprach von einer Formensprache und -philosophie. Seine Bauten sind geprägt von einer expressiven, oft pyramidenförmigen Formensprache, dem bewussten Einsatz von Licht. Weitere Formen wie Oktogon (Achteck), Bubble (Blasenform) und Trigon (Dreieck) sind Gestaltungsgrundlagen von Dahinden.

Welche Bedeutung die Formen im Parkhotel haben und wie der Architekt die Umgebung in seinen Plänen berücksichtigt, schilderte Lindl. So weist zum Beispiel eine Ecke des Parkhotels genau auf die St. Josefs-Kirche. Das Parkhotel – damals Stadthotel – plante Dahinden zeitgleich mit der TU in Wien. Auch hier gibt es architektonische Parallelen. Weltweit entwarf Dahinden mehr als 30 Sakralbauten. Charakteristisch sind steil aufragende Dächer und der gezielte Einsatz von Licht als Symbol des Göttlichen. Weiter plante er die Bibliothek der Technischen Universität Wien, die Pyramide am See in Zürich, Restaurants, das Schwabylon in München – und eben die futuristischen Kettenhäuser „In der Gass“ in Gaggenau sowie das Stadthotel in Gaggenau. Beides steht seit 2024 unter Denkmalschutz und ist laut Kulturhistoriker Lindl für Gaggenau von unschätzbarem Wert. Nach dem Zweiten Weltkrieg war von Gaggenau nicht viel übrig, eine Altstadt gibt es derzeit – noch – nicht. Doch was in den 80er Jahren hochmodern war, steht inzwischen unter Denkmalschutz. In Lindls Augen hat Gaggenau durchaus Potenzial, als „Altstadt der Zukunft“ beachtet zu werden.

Erscheinung
Gaggenauer Woche mit städtischen Amtsblatt
Ausgabe 21/2025
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