Die „Rudolfinischen Tafeln“, die Johannes Kepler auf Grundlage der Daten seines Prager Kollegen Tycho Brahe erstellte, sind eines seiner astronomischen Hauptwerke. Er schmückte es mit einer kunstvollen Grafik, einem allegorischen Tempel für die Muse der Astronomie Urania, und er stellte ihm ein Lehrgedicht „Idyllion“ voran, in dem der Aufbau dieses Tempels beschrieben wird. Beides erläuterte die Privatdozentin Dr. Laetitia Rimpau einem sehr interessierten Publikum bei einem Vortrag im Klösterle, organisiert vom Stadtarchiv in Zusammenarbeit mit dem Heimatverein. Sie konnte daran zeigen, wie Kepler seinen eigenen Stellenwert in der astronomischen Forschungsgeschichte sah, wie sich seine Auseinandersetzungen mit den Brahe-Erben darin widerspiegeln und dass sich solche künstlerisch-literarischen Zeugnisse auch wissenschaftsgeschichtlich gewinnbringend interpretieren lassen.