„Mein Gartenjahr“ ging vergangenen Donnerstag in die nächste Runde. Sein aktuelles Thema „Fruchtgemüse“ stellte Karlheinz Gräßer wieder einmal kurzweilig und aufschlussreich dar. Schon am Eingang in den Rathaussaal präsentierten sich dem Ankömmling eine Vielzahl an Gemüsezöglingen. Aus dem vorangegangenen Vortrag weiß der „Mein Gartenjahr“-Begleiter, wie Karlheinz diese Prachtexemplare empor gebracht hat. Nun geht es darum, den Pflänzchen zu den schmackhaftesten und hoffentlich auch schönsten Früchten zu verhelfen. Dies erfuhr man im bilderreichen Vortrag.
Die Grundvoraussetzungen sind folgende: Bodenstruktur, Saatgut, Jungpflanzenqualität, Pflege, Düngung, Fruchtfolge und nicht zu vergessen: die Gestirne. Beim letzten Aufzählungspunkt schaute Karlheinz herausfordernd in seine Zuhörerschaft. Ja, davon könne jetzt jeder halten, was er wolle, aber die wissenschaftlich begleiteten Schriften der Maria Thun stellen für ihn eine sinnvolle und schlüssige Ergänzung für sein Gartenjahr dar.
Denn das A und O einer gesunden Pflanzenbildung sei zunächst einmal die Mischung der Erde. Was viele Hobbygärtner nun, nachdem die Beimischung von Torf verboten wurde, vor neue Herausforderungen stellt. Aber Herr Gräßer überlässt nichts dem Zufall: Mit viel Fleiß, Akribie und jahrelanger Erfahrung richtet er seinen Garten meisterhaft für den Saisonstart her. Als Boden regt er natürlich Komposterde an. Er empfiehlt, Jauche von Beinwell und Brennnessel zum Düngen und das Anziehen der Pflanzen an gespitzten Rankhölzern. Diese sollten intensiv flambiert werden, damit sie lange halten und nicht faulen. So läuft im Kleingartenbetrieb Gräßer – mit eifriger Unterstützung seiner Ehefrau – alles rund. Wenn die Pflänzchen ins Beet gesetzt werden, muss man unbedingt auf die richtige Nachbarschaft achten: Auberginen vertragen sich zum Beispiel gut mit Blumenkohl oder Salat – neben Erbsen, Paprika oder Kartoffeln gedeihen sie aber nicht richtig. Und dem Zuhörer drängte sich mit jedem der Vortragsbilder über Wachstumsfortschritt in den Gräßerschen heiligen Hallen die Vermutung auf, dass Herr Gräßer nicht nur einen grünen Daumen besitzt, sondern sogar einen ganz besonderen Draht zu Mutter Natur.
Trotzdem, dass Karlheinz sein Saatgut nur bei ausgewählten Bioanbietern bezieht, die mit ausgefallenen Sorten punkten können, kommt es schon mal vor, dass die Pflänzchen nicht ganz den hohen Ansprüchen des Oberweierer Tomatenflüsterers genügen. Aber Aufgeben ist keine Option. Es wird probiert und studiert, wie nun verfahren werden könnte, damit doch noch ein wenig Ertrag abfällt. Und so schafft es ab und zu ein vermeintlicher Krüppel, trotz aller Widrigkeiten, dem erfahrenen Gärtner ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, wenn er sich ihm mit einer hübschen Blüte oder originellen Fruchtform präsentiert. Da verzeiht der Gärtner auch schon mal großzügig mangelnden Ertrag.
Und so bot dieser Vortrag ein weiteres Mal den Gärtnern von Oberweier gute Gelegenheit zum Fachsimpeln, Beraten und Austauschen. Jetzt, nach der letzten Eisheiligen, der kalten Sophie, kann seit dem 16. Mai auch ohne Sorge die Freilandpflanzung starten. Denn nun sind alle Tipps gegeben und Herr Gräßer reckte seinen grünen Daumen und wünschte gutes Gelingen. Zum Abschied durften sich noch alle Zuhörer an seinen großzügig bereitgestellten Jungpflanzen bedienen. Bei Fragen wisse ja jeder, wo er wohne.