Der Assamstadter Wald steht vor einer wegweisenden Dekade. Eine neue, umfassende 10-Jahres-Forsteinrichtungsplanung soll den Wald fit für die Herausforderungen des Klimawandels machen und dabei seine vielfältigen Funktionen als Wirtschafts-, Tourismus- und vor allem Erholungsgebiet sichern. Am Freitag bot ein Waldbegang des Gemeinderats inklusive Bürgermeister Joachim Döffinger mit Revierförster Michael Häfner einen tiefen Einblick in den aktuellen Zustand und die strategische Neuausrichtung. Der Assamstadter Wald präsentiert sich im regionalen Vergleich als „besonders vital und gesund“. Dies ist primär den guten Feinlehm-Standorten zu verdanken, die für beeindruckende Zuwächse sorgen. „Unsere Bäume sind oft zehn Meter länger als anderswo. Das zeigt die herausragende Qualität unserer Böden“, erklärte Michael Häfner. Doch auch hier seien die Spuren des Klimawandels nicht zu übersehen. Besonders die alten Buchenbestände kämpften mit langen Hitze- und Trockenperioden. Am Steffeskirchle zeigten sich bereits deutliche Trockenschäden: Abgestorbene Äste und Bäume seien ein klares Zeichen der Belastung. Der Förster führte dies auf die Überhitzung der Zellflüssigkeit in den Blättern zurück, die zu einem frühzeitigen Laubabwurf führe und die Bäume daran hindere, notwendige Nährstoffe einzulagern – ein Teufelskreis, der bereits geschwächte Bäume schneller sterben lasse. Die nun anstehende Forsteinrichtungsplanung, eine „Zehnjahresplanung, bei der jeder Bestand einzeln geplant wird“, sei ein zentrales Instrument zur Anpassung des Waldes an die sich ändernden klimatischen Bedingungen. Grundlage sei eine detaillierte Analyse jedes Waldbestandes, die durch einen externen Forsteinrichter und den Förster vor Ort durchgeführt werde. „Wir sind dafür jeden Bestand im Gemeindewald abgelaufen, um uns ein genaues Bild zu machen“, so Häfner. Ein Hauptaugenmerk der neuen Planung liege auf dem Abbau hoher Vorräte in den überalterten Buchenbeständen. Dies sei entscheidend, um einer massiven Entwertung des Holzes durch Trockenschäden zuvorzukommen. Bisher setzte man oft auf den sogenannten „Femelschlag“, bei dem kleine Lichtungen geschaffen würden, um junge Bäume zu etablieren. Doch die Erfahrungen zeigten: „In den Altbuchenbeständen mit Femellöchern kommt es zu Sonnenbrand und die Buchenkrone wird geschädigt. Das gesamte Bestandsgefüge wird immer schlechter“, erläuterte der Forstexperte. Daher werde nun auf die „räumliche Nutzung“ umgeschwenkt. Das bedeute, dass ganze Flächenabschnitte der alten Buchen entnommen werden, um Platz für die nächste Waldgeneration zu schaffen. Anschließend werde der neu entstehende Jungbestand durch eine „Schlagpflege“ gefördert: Alles, was umgeknickt, angeschoben oder beschädigt ist, werde entfernt, damit nur die vitalsten jungen Bäume wachsen könnten. Die Priorisierung der Einschläge erfolge nach Dringlichkeit, wobei die am stärksten geschädigten Bestände wie am Steffeskirchle zuerst behandelt würden. Im Gemeindewald seien fast die Hälfte der Fläche, 44 Hektar, alte Buchenbestände, was die Dringlichkeit der Maßnahmen unterstreiche. Ein weiterer Eckpfeiler der neuen Planung sei die erhöhte Diversifizierung der Baumarten. Um die Widerstandsfähigkeit des Waldes gegenüber dem Klimawandel zu steigern, soll der Anteil an sonstigen Laubbaumarten wie Bergahorn, Esche, Hainbuche, Feldahorn und Linde deutlich erhöht werden. „Wer streut, der rutscht nicht“, zitierte Michael Häfner einen oft verwendeten Spruch aus der Forstwirtschaft, der die Bedeutung der Baumartenvielfalt unterstreiche. Durch gezielte Mischwuchsregulierung und die Auswahl von „Zukunftsbäumen“ verschiedener Arten werde die Mischung im Wald aktiv gefördert. Diese Zukunftsbäume seien besonders vitale Bäume mit einer großen Krone und guter Qualität, die bewusst ausgewählt und gefördert würden. „Die Vitalität ist dabei das Wichtigste“, betonte der Förster. Ziel sei es, etwa 60 dieser Zukunftsbäume pro Hektar zu etablieren und diese konsequent frei zu stellen, damit sie ihre Kronen optimal entwickeln könnten. Eine große Krone bedeute eine große Wurzel und somit einen vitalen Baum. Besonders wichtig sei dies in jungen Beständen, wo die „Erstdurchforstung“ mit der Auswahl der Zukunftsbäume den Grundstein für die nächsten 150 Jahre Waldbau lege.
Auch die Erholungsfunktion des Assamstadter Waldes spiele in der neuen Planung eine wichtige Rolle. Besonders in stark frequentierten Bereichen wie rund um den Sport- und Reitplatz sowie am Grabhügelweg werde die Verkehrssicherungspflicht verstärkt beachtet. Hier müssten zum Beispiel trockene Äste, die eine Gefahr darstellen könnten, frühzeitig entfernt werden – ein Unterschied zu weniger frequentierten Waldwegen, wo dies erst im Rahmen regulärer Hiebe geschehe.
Ein hervorragendes Beispiel für die Kombination aus Nachhaltigkeit und praktischer Umsetzung sei die kürzlich angelegte Kulturfläche mit Kirschen, Flatterulmen und Douglasien. Hier seien nicht nur klimastabile Baumarten gepflanzt worden, die in Zukunft auch als Samenbäume dienen könnten, sondern auch ein innovativer Ansatz für den Zaunbau verfolgt. Statt teure und schwer abbaubare verzinkte Zäune zu verwenden, kämen hier „Hordengatter“ aus unverwertbarem Fichtenholz zum Einsatz. „Wir nutzen unser eigenes Holz mit unseren eigenen Leuten. Das ist nachhaltig und erspart uns später den aufwendigen Abbau von Zäunen, die nicht verrotten“, erklärte der Förster begeistert. Die vorläufigen Ergebnisse der Waldbegehung wurden den Gemeinderäten bereits vorgestellt. Die endgültige Planung werde im Herbst erwartet und soll voraussichtlich im November oder Dezember in einer Gemeinderatssitzung mit dem Forsteinrichter diskutiert und beschlossen werden. Damit werde der Grundstein gelegt, wie der Gemeindewald die nächsten zehn Jahre bewirtschaftet wird. Der Assamstadter Wald sei ein wertvolles Ökosystem und eine wichtige Ressource für die Gemeinde. Durch die proaktive Anpassung an den Klimawandel und die Berücksichtigung aller Funktionen soll er auch in Zukunft ein vitaler und erholsamer Ort für Mensch und Natur bleiben. „Es bleibt spannend zu sehen, wie sich diese detaillierte Planung in den kommenden Jahren im Wald manifestieren wird und wie der Wald seinen Status als regionaler Vorreiter behaupten kann“, beschloss Michael Häfner den Rundgang.