Im Frühjahr 1926 erscheint in Mannheim ein schmales grünes Bändchen in der Reihe „Bücher der Heimat“ mit dem Titel „Waldenbuch auf den Fildern“. Es enthält zwölf originale Holzschnitte von Joachim Lutz, einem Holzschneider, den heute kaum noch jemand kennt. Das Besondere: Das Bändchen wird von Martin Lang mit einer umfangreichen Einführung eingeleitet, in der er sich ausführlich mit dem Charakter Waldenbuchs und der Waldenbucher von damals beschäftigt. Kennzeichen Waldenbuchs – so Lang – ist seine bäuerlich-protestantische Prägung. Unterworfen der ewigen Abfolgen von Morgen und Abend, Frühjahr, Sommer, Herbst und Winter, Geburt, Aufwachsen, Alter und Tod, geht hier alles seinen uralten Gang: saure Arbeit, raue Kost, schwerer Schlaf. Tag für Tag, Jahr um Jahr. So ist Heimat in Waldenbuch; ergänzt durch fromme Andacht und Bibellesen, Volkslied und Amselruf. War es so? – Im Original klingt die Beschreibung so:
„Lutz hat die Dämonie des Rhythmus inne, in dem bäuerliches Leben umläuft. Man spricht von ihm und seiner Waldenbuch-Mappe, wenn man von bäuerlichem Dasein spricht. Angesichts dieser Blätter kann man nur die Bibel lesen. Ein Volkslied noch am Abend klingt darein, und der schmelzende Flötenruf der Amsel vom Schlossgiebel oder dem höchsten Birnbaumast. Man hört bei Licht die Andacht aus Starks Hausbuch und ein Kapitel aus der Schrift lesen, die das Tagwerk beschließt und heiligt. Zwischen den Deckeln des Bibelbuchs liegt auch das Geistige, das Ewige dieser protestantischen bäuerlichen Welt beschlossen. Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Samen und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht. Und immer wieder leuchtet der Friedensbogen über gesegneten, gefährdeten Fluren. Das Heim ist Stall und Scheuer und Haus für Mensch und Vieh, das Heim ist Tisch und Bett und Wiege. Saure Arbeit, schwerer Schlaf, rauhe Kost. Das ist der Kern. Das ist die Lebensluft des Städtchens.“
(Seite 11; die originale Schreibweise ist beibehalten.)
S. Schulz