Mit einer feierlichen Eröffnung wurde die Wanderausstellung „Vinzenz Rose – einer von uns?!“ im Schulzentrum Neckargemünd vorgestellt. Die Ausstellung, die von Geschichtslehrer Bernhard Edin und der Geschichte-AG der Realschule Obrigheim ins Leben gerufen wurde, widmet sich dem bewegenden Schicksal eines Verfolgten.
Der deutsche Vinzenz Rose, Sinto und Überlebender des nationalsozialistischen Völkermords an den Sinti und Roma, wurde nach dem Holocaust zu einer wichtigen Stimme der Bürgerrechtsarbeit und setzte sich lebenslang für Anerkennung und Gleichberechtigung ein.
Zur Eröffnungsfeier begrüßte Schulleiter Ulrich Falter den Landtagsabgeordneten und Grünen-Stadtrat Hermino Katzenstein sowie Vertreter der Stadt, des Stadtrats, des Gymnasiums, des staatlichen Schulamts und Schüler der Realschule Obrigheim mit ihrem Lehrer Bernhard Edin. Der Lehrer-Schüler-Chor der Realschule Neckargemünd unter der Leitung von Annette Ziegler umrahmte die Ausstellung mit bewegenden hebräischen Liedern wie „Shalom Chaverim“ und „Keshet I’vana – A white Rainbow“.
Die Ausstellung fand auf Anregung von Hermino Katzenstein ihren Weg nach Neckargemünd. In der Realschule stieß er mit seinem Vorschlag bei Schulleiter Ulrich Falter und Ralph Schalich (Fachleiter Geschichte) auf offene Ohren, wie Falter berichtete. Das Thema wurde in den Unterricht integriert und dort aufbereitet. Ort, Schule und Menschen spiegelten das Thema wider, erklärte Falter. Das Schullogo „Miteinander Nebeneinander Füreinander“ kristallisiere den Gedanken, dass hier junge Menschen aus vielen verschiedenen Ländern gemeinsam lernten. Am Beispiel zweier persönlicher Geschichten verdeutlichte Falter die Bedeutung der „Identigration“ – dem Bewahren der eigenen Identität und gleichzeitigen Werden als Teil der Gesellschaft.
Anschließend würdigte Katzenstein das beeindruckende Engagement der Geschichts-AG der Realschule Obrigheim, die das Thema mit großem Einsatz aufbereitete. Er erinnerte daran, dass die Auseinandersetzung mit der Geschichte von Vinzenz Rose – der bis in die 1970er-Jahre mit seiner Familie das Neckargemünder Kino betrieb – ein wertvoller Beitrag zur Erinnerungskultur sei. Auch für die Neckargemünder Schüler, so seine Anregung, könne dieser regionale Aspekt der Geschichte weiter erforscht werden.
Schulamtsdirektorin Florence Brokowski-Shekete betonte die Bedeutung der Ausstellung als Beitrag gegen Alltagsrassismus. Sie erinnerte daran, dass Sinti und Roma seit Jahrhunderten in Deutschland leben und trotz ihrer tiefen Verwurzelung weiterhin mit Vorurteilen und Diskriminierung konfrontiert werden. „Stereotypen lassen sich durch positive Erfahrungen heilen“, sagte sie und appellierte an die Anwesenden, Vielfalt als Chance zu sehen. Bürgermeisterstellvertreter Maximilian Bernauer verwies auf die Grundwerte des Grundgesetzes, das dieses Jahr sein 75-jähriges Bestehen feiert. Die Würde, Freiheit und Gleichheit aller Menschen müssten jederzeit geschützt werden. Die Erinnerung an die Vergangenheit, in der Sinti und Roma all ihrer Rechte beraubt wurden, sei Verpflichtung, Diskriminierung entgegenzutreten und für Vielfalt und gesellschaftlichen Zusammenhalt einzutreten.
Geschichtslehrer Ralph Schalich erläuterte, wie Erinnerungskultur an der Realschule Neckargemünd gelebt wird. Die jährlichen Besuche eines Konzentrationslagers durch die 9. und 10. Klassen gehören ebenso dazu wie die Beschäftigung mit dem Thema Antisemitismus. Mit der Aufarbeitung des Lebens von Vinzenz Rose rücke ein Einzelschicksal in den Fokus, das die Schrecken des NS-Regimes eindrucksvoll veranschauliche. Die Schülerinnen Melina Alpantakis, Leonie Schwibbe, Leni Wendt und Devon Drescher von der Geschichts-AG der Realschule Obrigheim präsentierten die Ergebnisse ihrer Arbeit und berichteten von Vinzenz Roses Leidensweg und seiner späteren Entwicklung zum engagierten Bürgerrechtler. Ihre Beiträge ergänzten filmische Interviewsequenzen mit Romani Rose, dem Neffen von Vinzenz Rose und langjährigen Vorsitzenden des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma.
Mithilfe von 15 informativen Plakaten zeichnet die Ausstellung das Leben und die Verfolgungsgeschichte von Vinzenz Rose nach. Die Wanderausstellung „Vinzenz Rose – einer von uns?!“ ist von montags bis freitags noch bis zum 15. November jeweils von 13.30 Uhr bis 18 Uhr im Schulzentrum Neckargemünd zu sehen. Sie lädt dazu ein, sich mit der Geschichte und Bedeutung des Überlebenskampfs von Rose und der bleibenden Aktualität seiner Botschaft auseinanderzusetzen. (du)