
Belächelter Klassiker: nachdem die Temperaturen bereits im November oft blitzartig erstmal zu Werten abstürzen, die der Badenser als ‚saukalt‘ beschreibt, stellt sich dann Richtung Jahresende das beliebte badische ‚Weihnachtsgrillwetter‘ ein: zweistellige Plusgrade, gerne regnerisch, nachts oft um 8 Grad - wie die ganze Woche gesehen. Was wir kurz mit Augenrollen quittieren und dann abhaken, hat für die Tierwelt Folgen. Milde Winter sind nicht nur negativ, natürlich fördern sie auch einige Tierarten. Vögel finden länger und mehr Nahrung und stellen von Zug- auf Standverhalten um, Amphibien können früher wandern, Reptilien länger jagen, Bestäuber länger fliegen. Allerdings sind viele Vorgänge in der Natur sehr genau aufeinander abgestimmt und kommen bei raschen Veränderungen des Klimas erstmal durcheinander, zumal etliche Arten sich weniger an Temperatur als an der natürlich unveränderten Tageslänge orientieren. Einfache Beispiele: frühe Obstbaumblüte - Hinterherhinken der Bienenpopulationen oder Brutzeiten von Vögeln - Entwicklungsmaxima von Futterinsekten. Wechselnde Wintertemperaturen sind ein großes Problem für Winterschläfer und -ruher, die Wärme als Weckreiz wahrnehmen, herumirren, nichts zu fressen finden und geschwächt werden oder erliegen. Das betrifft Insekten ebenso wie Fledermäuse, Siebenschläfer, Igel und sogar Amphibien. Der Einzelne kann hier immerhin unterstützen, indem er das eigene Gelände so naturnah wie möglich gestaltet, anstatt veralteten Vorstellungen von winterlichem Abräumen und Wegwerfen zu folgen. Viel und unterschiedliche Struktur ermöglicht es Tieren, in solchen Zwischenaktivitätsphasen vielleicht doch noch Fressbares zu finden und sich bei anschließenden Kälteeinbrüchen wieder in sichere Unterschlüpfe zurückzuziehen. Laubhaufen, Totholz- und Steinhaufen, Altgrasbestände, Verwelktes, Verfilztes ist hier überlebenswichtig. Der Sinn wird leicht klar, wenn man sich die Artenvielfalt etwa auf einem glatten Fußballplatz vorstellt.


