Immer wieder wird behauptet, die Heddesheimer Liste habe bei der Kommunalwahl über 21 % der Stimmen geholt. In Pressemitteilungen und öffentlichen Auftritten entsteht der Eindruck, als gelte dieses Ergebnis primär dem Verein oder seiner Idee. Doch diese Darstellung verzerrt die Realität.
Kommunalwahlen sind keine Parteiwahlen. Sie sind Personenwahlen. Die Stimmen wurden nicht in erster Linie für einen Vereinsnamen oder ein Konzept abgegeben, sondern vielmehr für Menschen, denen man etwas zutraut. Persönlichkeiten, die in Heddesheim bekannt, engagiert, geschätzt sind – sei es durch Vereinsarbeit, berufliches Wirken oder persönliches Auftreten. Menschen wählen Menschen, nicht Strukturen.
Die ursprüngliche Idee der Heddesheimer Liste trug diesem Umstand Rechnung: Politik sollte ohne Lagerdenken funktionieren. Nicht die Parteizugehörigkeit sollte zählen, sondern das individuelle Engagement. Die Liste war gedacht als offener Zusammenschluss selbstbewusster, eigenständiger Persönlichkeiten – als Plattform für „White-Label-Kommunalpolitik“, bei der Vielfalt und Eigenverantwortung im Mittelpunkt stehen.
Doch diese Idee hat sich zunehmend verflüchtigt. Aus dem offenen Projekt ist ein Verein mit wachsendem Führungsanspruch geworden. Der ursprüngliche Fokus auf Individualität ist mehr und mehr einer vereinsgeprägten Selbstverortung gewichen. Aus dem Wunsch, politische Gräben zu überwinden, ist ein neues politisches Lager entstanden.
Statt den Gemeinderat als Ort der Zusammenarbeit zu fördern, wurde durch die Außendarstellung durch Teile des Vereins ein Ton gesetzt, der Distanz und Polarisierung erzeugt. Der Heddesheimer Liste e. V. tritt kommunikativ nicht als Brückenbauer auf, sondern verstärkt durch Tonfall, Abgrenzung und Selbstbetonung eher Misstrauen und Reibung.
Hinzu kommt: Nach der Wahl hat sich der Verein inhaltlich neu aufgestellt. Der Fokus liegt heute stärker auf zivilgesellschaftlichen Projekten – ehrenamtlich, außerhalb der Gremienarbeit. Die Fraktion dagegen arbeitet politisch, gestaltet im Gemeinderat, trifft Entscheidungen. Es wurde deutlich: Verein und Fraktion gehen zunehmend getrennte Wege. Auch wenn es personelle Überschneidungen gibt, braucht es eine klare Unterscheidbarkeit– im Sinne der politischen Kultur und der Bürgerinnen und Bürger.
Teil 2 folgt in der nächsten Ausgabe:
Was jetzt wichtig wird – und wie wir weiter machen.
Stefanie Schmidt, Martin Kemmet, Simon Jarke, Steve Kühny, Tobias Köber