Bis etwa 1750 war Wiesental ein „Reihendorf“. Entlang der einzig vorhandenen Straße – von Süden nach Norden – stand ein Fachwerkhäuschen neben dem anderen. Auf der Ostseite, hinter den Hausgärten der einstigen Oberdorf- und Unterdorfstraße (heute Kirch- und Wagbachstraße) gab es einen breiten Bachlauf.
Dieser namenlose Bach, der noch im 18. Jahrhundert relativ viel Wasser führte, leitete das überschüssige Saalbachwasser dem Wagbach zu. Anhand von Grabungen ist heute noch in einem Querschnitt von 2 Meter ein kieshaltiger Boden festzustellen. Im Laufe der Zeit trocknete der Wasserlauf aus.
Von Anfang an bestand Wiesental aus zwei Teilen: dem oberen Dorf und dem unteren Dorf. In vielen Gemeinden erstreckt sich – wie in Wiesental – das Oberdorf in südliche Richtung, so wie der Oberrhein den südlichen Rheinabschnitt bildet. Mitunter lag das Oberdorf etwas höher als das Unterdorf, daher die namentliche Unterscheidung. In Wiesental sind es nur ca. ein bis etwa eineinhalb Meter Höhenunterschied.
Manchmal gilt das Oberdorf als ältester Teil eines Dorfes. Dorthin hat sich die Siedlung zunächst ausgedehnt. Auch hier? Im Wiesentaler Oberdorf befanden sich – gleich bei den ersten Häusern – die Kirche, das erste Schulgebäude, das erste Rathaus.
Der Überlieferung nach, die bis heute noch bekannt ist, war im schlimmen Pestjahr 1666 das untere Dorf vom oberen Dorf – um eine Ansteckungsgefahr auszuschließen – durch eine meterhohe Bretterwand voneinander getrennt.
Niemand sollte den anderen Dorfteil betreten, um sich und die Mitbürger zu schützen.
Also waren damals das Oberdorf und das Unterdorf nicht zusammengewachsen, sondern lagen etwas voneinander getrennt. Sonst hätte man eine solche Teilung von Wiesental in zwei Hälften nicht vornehmen können.
(W. Schmidhuber)