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Warum in Deutschland weniger geflogen wird – die Luftverkehrssteuer spielt nicht die Rolle

Schutzgemeinschaft Filder cc G. Visintin, www.schutzgemeinschaft-filder.de Tel. 0179/ 2050 449 Seit Monaten jammert der Bundesverband der Luftverkehrswirtschaft...

Schutzgemeinschaft Filder cc G. Visintin, www.schutzgemeinschaft-filder.de Tel. 0179/ 2050 449

Seit Monaten jammert der Bundesverband der Luftverkehrswirtschaft (BDL) darüber, dass die Fluggastzahlen in Deutschland hinter der europäischen Entwicklung zurückbleiben. Bei unseren Gesprächen mit der Leitung des Flughafens wurde ebenfalls bedauert, dass der Flughafen Stuttgart immer noch nicht die Vor-Corona-Marke von gut 12 Mio. Fluggästen (2019) erreicht hat. Für die SG Filder dagegen ist das eine gute Nachricht, weil dann die betroffene Bevölkerung weniger Lärm aushalten muss. Die Lobbyorganisation BDL leitet daraus allerdings die Forderung an die Bundesregierung ab, die Luftverkehrssteuer abzuschaffen und die staatlich beeinflussbaren Standortkosten, wie die Flughafenentgelte und die Flugsicherungsgebühren, zu halbieren.
Tatsächlich sind nach einer Studie des Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt (DLR) im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums im Zeitraum Oktober 2023 bis September 2024 ca. 24 Mio. weniger Passagiere von deutschen Flughäfen gegenüber dem Vergleichszeitraum 2018/2019 geflogen (100 Mio. statt 124 Mio.). Dazu erklärt Werner Kindsmüller, Präsident der Bundesvereinigung gegen Fluglärm e.V., in der auch die SGF Mitglied ist: „Aus Sicht des Klimaschutzes und der von Fluglärm geplagten Anwohner begrüßen wir diese Entwicklung. Unabhängig davon entsprechen die Behauptungen des BDL, die langsame Erholung der Fahrgastzahlen sei durch eine gegenüber anderen europäischen Ländern höhere Belastung mit Gebühren und Steuern verursacht, nicht den Tatsachen."

Die im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums im März 2025 veröffentlichte Studie des DLR kommt zu einem anderen Ergebnis: Der in Deutschland gegenüber den relevanten europäischen Staaten etwas höhere Anstieg der Standortkosten erklärt nach Analysen des Instituts nur 3,2 % des Passagierrückgangs in Deutschland. Eine Rücknahme der moderaten Erhöhung der Luftverkehrssteuer um 3 Euro für innereuropäische Flüge würde kaum Nachfrageeffekte auslösen. Wie die Studie zeigt, haben wirtschaftliche Faktoren, insbesondere die Schwäche des volkswirtschaftlichen Wachstums und des privaten Konsums, einen viel höheren Einfluss auf die Nachfrage nach Tickets.

Der starke Rückgang des Inlandsverkehrs für Geschäftsreisende seit Corona stellt einen weiteren wichtigen Faktor für das geringere Passagieraufkommen dar. Ebenso der Wegfall des vor dem Überfall Russlands auf die Ukraine bedeutende Markt für Flüge nach Russland und in die Ukraine sowie die Marktkonzentration in der Branche.

Die Analysen zeigen also, dass die im Koalitionsvertrag von Union und SPD angekündigte Rücknahme der im April 2024 vorgenommenen Erhöhung der Luftverkehrssteuer nur ein weiteres Geschenk für die klimaschädliche Luftverkehrsbranche wäre, die bereits heute großzügig subventioniert wird: Der grenzüberschreitende gewerbliche Luftverkehr in Europa ist von der Mehrwertsteuer befreit. Diese Subventionen liegen alleine für den deutschen Flugverkehr jährlich bei rund 4,2 Mrd. Euro. Subventioniert wird auch der Treibstoff. Auf Kerosin ist keine Energiesteuer zu entrichten. Würde die in Deutschland getankte Kerosinmenge mit einer Energiesteuer analog zu Benzin (65,45 Cent pro Liter) bepreist, beliefen sich die Steuereinnahmen auf rund 8,1 Mrd. Euro.

Die klimaschädlichste Form der Mobilität, nämlich der Luftverkehr, sollte von der Bundesregierung nicht noch mehr unterstützt werden. Stattdessen ist es dringend geboten, eine „Roadmap für einen klimaneutralen Luftverkehr“ auf den Weg zu bringen, um den Anteil des Luftverkehrs an der Zerstörung des Klimas zu reduzieren.

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Amtsblatt der Gemeinde Wolfschlugen
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Ausgabe 24/2025
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