
Das Schütteln ist ein charakteristisches Verhalten, das bei nahezu allen Hunden zu beobachten ist. Es wirkt auf den ersten Blick oft amüsant, erfüllt jedoch eine Vielzahl wichtiger Funktionen – von der Körperpflege bis zur Stressregulation. Im Folgenden werden die wichtigsten Ursachen, die biologische Bedeutung und die veterinärmedizinischen Aspekte dieses Verhaltens detailliert erläutert.
1. Biologische und alltägliche Gründe für das Schütteln
a) Entfernung von Wasser und Schmutz
Der wohl bekannteste Grund, warum sich Hunde schütteln, ist das Entfernen von Wasser nach dem Baden, Schwimmen oder einem Spaziergang im Regen. Durch das schnelle Schütteln des gesamten Körpers können Hunde bis zu 70 % der Feuchtigkeit aus ihrem Fell schleudern. Dies ist nicht nur ein Komfortverhalten, sondern schützt auch vor Unterkühlung und erleichtert die Beweglichkeit, da nasses Fell schwer und unangenehm sein kann (1, 2, 3, 4).
Ebenso dient das Schütteln dazu, Schmutz, Staub, kleine Insekten oder Pflanzenteile aus dem Fell zu entfernen. Nach dem Wälzen im Gras oder Sand ist dieses Verhalten besonders häufig zu beobachten (1, 3).
b) „Reset“-Funktion nach Schlaf oder Inaktivität
Viele Hunde schütteln sich nach dem Aufstehen aus dem Schlaf oder nach längerem Liegen. Dieses Verhalten wird als eine Art „Neustart“ des Körpers interpretiert: Es lockert die Muskulatur, aktiviert den Kreislauf und bereitet den Hund auf die nächste Aktivität vor (1, 2, 3).
c) Stressabbau und emotionale Regulation
Das Schütteln ist auch ein wichtiger Bestandteil der emotionalen Selbstregulation. Nach stressigen, unangenehmen oder aufregenden Situationen – etwa nach einem Tierarztbesuch, einer intensiven Begegnung mit Artgenossen oder nach einer Disziplinierung – schütteln sich viele Hunde. Dieses Verhalten dient dem Abbau von Anspannung und hilft dem Hund, wieder ins emotionale Gleichgewicht zu kommen. In der Fachsprache wird dies als „shake off“ bezeichnet (1, 2, 3).
d) Abschluss sozialer Interaktionen
Nach dem Kontakt mit anderen Hunden oder nach ausgiebigem Streicheln durch den Menschen schütteln sich manche Hunde. Dies ist meist kein Zeichen von Unwohlsein, sondern dient dazu, die Interaktion innerlich abzuschließen und wieder zur Ruhe zu kommen (1, 2).
2. Medizinische und gesundheitliche Ursachen
Obwohl das Schütteln in den meisten Fällen harmlos ist, kann es auch auf gesundheitliche Probleme hinweisen. Besonders aufmerksam sollten Hundehalter werden, wenn das Schütteln sehr häufig auftritt oder von weiteren Symptomen begleitet wird.
a) Ohrenentzündungen und Fremdkörper
Ein häufiges medizinisches Problem ist die Ohrenentzündung (Otitis). Hunde, die sich auffällig oft am Kopf schütteln, sich an den Ohren kratzen oder einen unangenehmen Geruch aus dem Ohr aufweisen, könnten an einer Entzündung oder einem Fremdkörper im Ohr leiden. Besonders Hunderassen mit hängenden Ohren sind anfällig für solche Probleme (2, 3, 4).
b) Hautprobleme und Parasiten
Juckreiz durch Allergien, Parasiten (wie Flöhe oder Milben) oder Hautirritationen kann ebenfalls zu häufigem Schütteln führen. In solchen Fällen ist das Schütteln oft von vermehrtem Kratzen begleitet (2, 3, 4).
c) Schmerzen und neurologische Störungen
In seltenen Fällen kann das Schütteln auf Schmerzen (z. B. nach einer Verletzung) oder auf neurologische Störungen hinweisen. Zeigt der Hund zusätzlich Koordinationsprobleme, Zittern oder Schwäche, sollte umgehend ein Tierarzt aufgesucht werden (2, 3).
d) Kälte
Kleinere Hunderassen, Welpen oder Hunde mit kurzem Fell schütteln sich manchmal, wenn ihnen kalt ist. Das Schütteln kann in diesem Fall als Versuch gewertet werden, Wärme zu erzeugen oder Kälte abzuschütteln (2).
3. Wann ist das Schütteln bedenklich?
Ein gelegentliches Schütteln ist völlig normal und Teil des natürlichen Wohlfühlverhaltens. Häuft sich das Verhalten jedoch, tritt es ohne erkennbaren Auslöser auf oder wird von weiteren Symptomen wie Rötungen, Schwellungen, Schmerzen oder Verhaltensänderungen begleitet, sollte ein Tierarzt konsultiert werden (1, 2, 3, 4).
4. Fazit
Das Schütteln ist ein vielschichtiges Verhalten, das sowohl der Körperpflege als auch der emotionalen Regulation dient. In den meisten Fällen ist es harmlos und ein Zeichen für das Wohlbefinden des Hundes. Dennoch sollten Hundehalter aufmerksam bleiben und bei auffälligen Veränderungen oder zusätzlichen Symptomen tierärztlichen Rat einholen.
Quellen:
1: www.hunde-welpen-tipps.de/warum-schuetteln-sich-hunde/
2: rundum.dog/wiki/allgemein/schuetteln/
3: www.anicura.de/fuer-tierbesitzer/hund/wissensbank/hund-schuettelt-sich/
