Warum sollten Obstbäume veredelt werden – geht es überhaupt ohne

Einer der Hauptgründe für die Notwendigkeit, Veredelungen vorzunehmen, ist, dass die meisten Kulturbäume nicht kernecht sind. Das bedeutet, dass aus den Samen keine identischen Nutzpflanzen gezogen werden können. Meist gelingen auch keine Stecklinge.

Ein Beispiel: Aus einem Kirschkern wächst zwar ein Kirschbaum, aber die Früchte dieses neuen Baums sind nicht so wie die von der geernteten Kirsche. Oft werden es nur eine Art kleiner Wildkirschen. Dasselbe passiert bei allen unseren Obstsorten auch.

Ein zweiter Grund ist, dass oft die Edelpflanze keine ausreichende Wurzelqualität selbst herstellen kann. Das ist unter anderem häufig auch bei Rosen der Fall.

Ein dritter Grund sind Eigenschaften einer Unterlage, die auf das Edelgehölz übertragen werden können. Wie zum Beispiel Resistenzen gegen Krankheiten oder ein verbesserter Widerstand gegen ungewöhnliche Witterungsschwankungen oder aber auch eine bessere Verträglichkeit zu den vorhandenen Bodenverhältnissen.

Ein vierter Grund ist dann noch ein Einfluss auf die Wuchsgröße. Diese geht von der Zwergform bis zu den Hochstämmen unserer Streuobstwiesen. Zwergformen werden häufig im Erwerbsobstbau verwendet, da diese schon nach 2-3 Jahren Früchte tragen, im Gegensatz zu den Hochstämmen unserer Streuobstwiesen, die meist erst nach dem 7 Jahren oder noch später erste Früchte tragen.

Der Nachteil kleinwüchsiger Obstbäume liegt im kleineren Wurzelstock. Sie brauchen dann einen Pfahl als Halt und in Trockenperioden sind sie auf Wässern angewiesen.

Ein fünfter Grund ist, wenn man mehrere Sorten auf einem Baum haben möchte, um weniger gleiche Früchte oder bessere Befruchtungsverhältnisse haben will. Sogenannte Duo-Bäume, oft in U-Form gezogen, sind eine Besonderheit für den kleinen Garten.

Ein letzter Grund, der mir einfällt, betrifft unsere Altbäume in den Streuobstwiesen. Wir haben einen Obstbaum mit Früchten, die wir lieben, kennen aber nicht den Sortennamen. Dann können im Winter Edelreiser geerntet und im späten Frühjahr dann auf eine Wurzelunterlage veredelt werden und wir haben wieder einen jungen Baum unserer Lieblingssorte.

Im Januar werden wir einen weiteren Artikel zum Thema veredeln bringen und erläutern, wie Edelreiser geerntet und eingelagert werden können.

Georg Junghanns