
Laub ist kein „Dreck“, den Bäume „machen“ – eine Vermutung, die man immer wieder hören kann, sondern stellt ein komplexes Mikroökosystem dar, das den Boden schützt und zahlreiche Arten unterstützt. Hier einige ökologisch-biologische Fakten dazu. Beim winterlichen Zersetzen geben die Blätter Stickstoff, Phosphor und Kalium frei. Mikroorganismen und Pilze bauen sie zu Humus ab, einem natürlichen Langzeitdünger, der CO₂ bindet, die Krümelstruktur verbessert, die Wasserspeicherung erhöht, Verdunstungsschutz ist und Erosion vermindert.
Laub ist Überwinterungsraum für Arthropoden. Ein Quadratmeter Laub beherbergt bis zu 2.000 Gliederfüßer, dazu bis 50.000 Springschwänze, die sich an der Humusbildung beteiligen und die Bodenfruchtbarkeit fördern. Asseln zerkleinern das Material. Spinnen und Laufkäfer überwintern hier als Ei oder Imago. Schmetterlingspuppen nutzen die Isolierschicht. Hummelköniginnen überwintern solitär im Boden, durch Laub geschützt vor Frost und Räubern. Diese Tiere dienen höheren Tieren als absolute Nahrungsgrundlage. Die Entfernung des Laubes vernichtet Generationen von Arthropoden.
Unterschlupf für Kleinsäuger, Bedeutung für Vögel. Igel bauen Überwinterungsnester aus 3–5 kg Laub; Amseln und Rotkehlchen finden hier im Winter Insektenlarven, also Protein. Fast alle heimischen Singvögel füttern ihre Küken im Frühjahr mit Raupen aus Laub. Frösche, Kröten und Salamander nutzen Laub als Feuchtigkeitsspender und erzielen dadurch höhere Überlebensraten. Laubentfernung mit Saugern oder Bläsern saugt Jungtiere ein, schreddert oder zerfetzt Kleintiere und reduziert so verfügbare Nahrung für die genannten Gruppen empfindlich.
Praktische Umsetzung. Laubhaufen mit Reisig in Ecken dauerhaft einrichten. 10–15 cm Schicht auf Beeten und Rasen belassen ergibt einen Mulch-Effekt. Reisig obendrauf verhindert Verwehung. So wird der Garten zu einem kleinen funktionalen Ökosystem, artenreich und pflegeleicht. Ein kleiner Beitrag mit großer Wirkung.


