Designagenturen tauchen selten im Alltag auf, ihre Arbeit hingegen begegnet einem ständig: auf Plakaten, Webseiten, in Broschüren oder Videos. Doch was genau steckt hinter dem Berufsfeld „Design“ – und wie sieht der Alltag in einer kleinen Agentur tatsächlich aus?
Ein Beispiel dafür findet sich gut versteckt in der Wieslocher Altstadt: Feuerwasser, Agentur für Grafik, Web und Design. Die Agentur liegt hinter dem Freihof, in einem kleinen, unscheinbaren Altstadthaus. Von außen deutet fast nichts darauf hin, dass hier gestalterisch gearbeitet wird. Nils Mielke und Ralf Kraus arbeiten hier in Bürogemeinschaft mit einem Architekturbüro.
Beide arbeiten seit rund 25 Jahren zusammen – zunächst projektweise, dann gründeten sie die gemeinsame Agentur. Einen genauen Gründungszeitpunkt können sie spontan nicht nennen. Vieles sei nach und nach entstanden. Eine frühe gemeinsame Arbeit war ein Musikvideo im Comic-Stil für die Wieslocher Band „The Busters“, das sogar auf Arte ausgestrahlt wurde. Bis heute gehört die Band zu ihren regelmäßigen Auftraggebern. Doch der Arbeitsalltag in einer Designagentur ist meist weniger glamourös. Die Bandbreite reicht von der Gestaltung von Logos, Flyern, Broschüren und Geschäftsberichten bis hin zu Webseiten und Werbevideos. Die eigentliche kreative Idee macht dabei nur einen kleinen Teil der Arbeit aus. „Design ist zu 80 Prozent Handwerk“, sagt Nils Mielke. Gemeint ist: Nach der kreativen Ideenphase folgen viele Schritte der Ausarbeitung, Abstimmung und technischen Umsetzung. Vieles, was nach außen spontan und leicht wirkt, basiert auf detaillierter, oft langwieriger Arbeit.
Ein zentrales Element im Designprozess ist die Auseinandersetzung mit dem Kunden. „Zuerst versuchen wir zu verstehen, was wirklich gebraucht wird“, sagt Ralf Kraus. Es gehe nicht darum, möglichst aufwendige oder auffällige Gestaltung zu verkaufen, sondern Lösungen zu finden, die zur jeweiligen Situation passen – sei es für einen kleinen Handwerksbetrieb oder eine größere Stiftung. Die beiden Designer arbeiten dabei sehr unterschiedlich: Während Mielke Ideen oft erst gedanklich durchdringt, bevor er erste Entwürfe macht, probiert Kraus lieber direkt viele Varianten aus und wählt später aus. Ein festes Schema gibt es nicht – Flexibilität sei entscheidend, auch angesichts ständig neuer Software, Techniken und gestalterischer Trends.
Der Kundenstamm von Feuerwasser kommt überwiegend aus der Region. Die Agentur arbeitet häufig mit lokalen Partnern wie Druckereien oder Textern zusammen. Beispiele für Projekte, in denen die zwei Kreativen ihre eigenen Grenzen ausloten, sind Videos für Firmen wie Schuhwolf oder Spieß Elektro aus Rauenberg – letzteres läuft bis heute immer mal wieder im Luxor-Kino. Auch Printprodukte gehören weiterhin zum Repertoire, auch wenn die Bedeutung digitaler Medien deutlich zugenommen hat. Künstliche Intelligenz ist mittlerweile ebenfalls Teil des Alltags. Viele Designprogramme nutzen heute KI-basierte Funktionen – zum Beispiel zur Bildbearbeitung oder beim automatisierten Layout. Für die Agentur ist das vor allem ein Werkzeug, das sinnvoll eingesetzt werden kann, ohne dabei die kreative Arbeit zu ersetzen.
Wer überlegt, selbst in den Designbereich einzusteigen, sollte vor allem Offenheit für Neues und eine gewisse Ausdauer mitbringen. „Ich hätte rückblickend gerne vor dem Studium eine klassische Ausbildung als Grafikdesigner gemacht“, sagt Mielke. Das hätte ihm solide Grundlagen verschafft. Kraus betont vor allem die Abwechslung im Beruf: „Kein Tag ist wie der andere – das macht es spannend, aber manchmal auch herausfordernd.“ Wenn kreative Ideen mal ausbleiben, hilft oft ein Projektwechsel. Feuerwasser arbeitet wie viele Agenturen meist an mehreren Aufträgen gleichzeitig – ein Vorteil, wenn man Inspiration sucht. Der Agenturname war übrigens eine spontane Idee. Feuer und Wasser – zwei gegensätzliche Elemente, die sich gleichzeitig ergänzen. Wie die beiden Gründer eben auch.
Der Beruf des Designers umfasst weit mehr als das bloße Gestalten von schönen Oberflächen. Es geht um Kommunikation, Zielgruppenverständnis, technische Umsetzung und ständiges Lernen. Designagenturen wie Feuerwasser in Wiesloch zeigen, dass dieser Beruf sowohl kreativ als auch handwerklich ist – und oft näher an einem dran, als man denkt. (ch)