Warum Nassholzlager trotz Niedrigwasserstände wichtig bleiben
Im Kreis Calw sorgen die anhaltenden Niedrigwasserstände in den Bächen und Flüssen zunehmend für Besorgnis. In Zeiten wie diesen fordert das Landratsamt die Bürger auf, verstärkt Wasser zu sparen, um die Ressourcen zu schonen und eine nachhaltige Wasserversorgung zu gewährleisten. Mit Wirkung vom 11. Juli 2025 bis zum 15. Oktober 2025 wurden Wasserentnahme aus den Flüssen und Bächen des Landkreises Calw beschränkt. Doch auch inmitten dieser Herausforderungen gibt es Bereiche, in denen eine Wasserentnahme für die Zukunft unseres Waldes und der regionalen Wirtschaft von entscheidender Bedeutung bleibt – ein solcher Bereich ist die Beregnung von Nassholzlagern.
Der Wald als Wasserregulator und -speicher
Ein oft vernachlässigter, aber äußerst wichtiger Aspekt des Waldes ist seine Funktion als Wasserregulator und -speicher. Wälder spielen eine entscheidende Rolle im natürlichen Wasserkreislauf, indem sie Regenwasser aufnehmen, speichern und nach und nach an die Umgebung abgeben. Durch den Wald wird das Wasser also langsamer abgegeben, was Überschwemmungen verhindert. Darüber hinaus trägt der Wald dazu bei, die Verdunstung von Wasser zu regulieren und das Mikroklima vor Ort zu stabilisieren.
Wald ist daher nicht nur für die Erholung, den Holzmarkt oder die lokale Wirtschaft von Bedeutung, sondern auch für den Umweltschutz und die Sicherung der Wasserressourcen. Durch ihre Wasserspeicherfähigkeit tragen Wälder zur Stabilisierung der regionalen Wasserkreisläufe bei. Dies ist im Zuge von Klimaänderungen und zunehmenden Extremwetterereignissen besonders wertvoll.
Nasslager – Was ist das und was wird dort gemacht?
Holz wird aus dem Wald gefahren und ins Nasslager gelegt. Dort wird es beregnet. Was sich so einfach anhört, ist ein bewährtes und gut durchdachtes System in Zeiten des Klimawandels insbesondere auch zum Schutz unserer Wälder.
Im Frühling, mit dem Beginn der wärmeren Jahreszeit, wurden die beiden Nasslager im Landkreis Calw in Betrieb genommen. Dies ist zum einen das Nasslager am Bernecker Bahnhof bei Altensteig, welches von Stadt Altensteig in Zusammenarbeit mit der Unteren Forstbehörde des Landkreises Calw betrieben wird. Und zum anderen das Nasslager Christophshof im Großenztal südlich von Bad Wildbad, welches in der Zuständigkeit des Forstbezirks Nordschwarzwald (ForstBW) liegt.
Wozu Holz in ein Nasslager legen?
Nach großen Schadereignissen wie die Stürme Vivian/Wiebke 1990 und Lothar 1999 waren die Nasslager eine große Hilfe. Hier konnten große Mengen Holz konserviert und deren Qualität gesichert werden. Gleichzeitig wurde der Holzmarkt entlastet. Heute stehen neben diesen beiden Aspekten der Schutz und Erhalt unserer Wälder bei der Nasslagerung im Vordergrund. Unsere Sommer werden trockener und wärmer - optimale Vermehrungsbedingungen für Borkenkäfer und damit eine Gefahr für unsere Wälder. Borkenkäfer besiedeln nicht nur stehende Bäume, sondern vermehren sich auch in dem an Waldwegen lagernden Holz. Holz, das nicht schnell genug in ein Sägewerk abtransportiert wird, wird befallen und die ausfliegenden Jungkäfer bohren sich in neue, stehende Bäume angrenzender Wälder ein. Stefan Waidelich als zuständiger Revierleiter für das Nasslager Christophshof weiß: „Durch das rechtzeitige Einlagern und Beregnen des Holzes in das Nasslager wird Borkenkäferbefall und damit auch das Absterben neuer Bäume in den Wäldern verhindert. Gleichzeitig wird die Holzqualität erhalten. Auch können wir dadurch auf Pflanzenschutzmittel gegen Käfer verzichten.“
Nasslager sind daher neben anderen Maßnahmen ein Baustein, den Schwarzwald im Sommer vor Massenvermehrungen der Borkenkäfer zu schützen. Sie dienen auf diese Weise dem Walderhalt und somit der Sicherstellung unserer Lebensgrundlagen.
Wassermanagement
Das Beregnen des Holzes bedarf eines durchdachten Systems. Pumpen ziehen das Wasser aus den Flüssen Nagold und Enz und transportieren es über Rohrleitungen an die eingelagerten Holzpolter. Dort verteilen Sprinkleranlagen das Wasser und sorgen für eine flächige Beregnung. Es wird nur so viel Wasser genutzt, wie zur Sicherstellung der Holzkonservierung notwendig ist. Stefan Waidleich betont: „Wir beregnen in Intervallen. Zudem fließt ein Teil des entnommenen Wassers wieder in die Flüsse Enz und Nagold zurück oder versickert ins Grundwasser, ein Teil des Wassers verdunstet.“
Wasserentnahmen aus Flüssen wie der Enz und Nagold dürfen in Baden-Württemberg nur unter den im Wassergesetz Baden-Württemberg geregelten Voraussetzungen durchgeführt werden. „Die Entnahme von Wasser aus Flüssen und Bächen durch Abpumpen ist grundsätzlich nur zulässig, wenn dafür eine Entnahmeerlaubnis des Landratsamtes als Untere Wasserbehörde vorliegt“, so die Abteilung Umwelt- und Arbeitsschutz des Landratsamtes Calw. „Auch wer eine solche Erlaubnis hat, wird angehalten, mit Rücksicht auf die Gewässerökologie bei Trockenheit nur sparsam Wasser zu entnehmen“.
Da sich das Klima spürbar ändert, setzen Forscher und Forstexperten zunehmend auf innovative Lösungen wie wassersparende Technologien, Intervallberegnung oder auch ein Kreislaufsystem mit Zisternen oder Teichen, das den Wasserverbrauch für Nassholzlagerflächen reduziert. Auch im Kreis Calw arbeiten das Landratsamt und ForstBW an Lösungen, den Wasserverbrauch bei der Beregnung auf den Nasslagerplätzen zu reduzieren, um für die Zukunft gerüstet zu sein und die Gewässerökologie zu schützen.