
„Weihnachten heißt nicht, dass alles perfekt ist.
Weihnachten heißt, dass Gott mitten in unsere Unvollkommenheit kommt.“
Anselm Grün
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
das Jahr 2025 neigt sich dem Ende zu. Die Weihnachtszeit lädt uns ein, innezuhalten, zurückzublicken und zugleich nach vorne zu schauen. Sie ist eine Zeit der Besinnung, der Dankbarkeit und des Miteinanders – Werte, die unser Zusammenleben in Bondorf prägen und die gerade in bewegten Zeiten von besonderer Bedeutung sind.
Unsere„Unvollkommenheiten“ sind vielfältig. Die andauernden Kriege und Konflikte in der Ukraine, in Gaza und im Sudan. Geopolitische Rivalitäten der Großmächte. Strategische Partnerschaften in der NATO, der EU und anderen Allianzen werden hinterfragt. Manche vermeintlichen Sicherheiten der letzten Jahre oder Jahrzehnte scheinen geradezu pulverisiert.
Beim Blick in die Nachrichten ließen sich noch viele weitere solche Themen benennen. Auch in unserer Region, deren Wirtschaftskraft und Wohlstand besonders am Automobilbau hängt, gibt es Zukunftssorgen. Sie sind ernsthaft und fordern unsere Aufmerksamkeit und den gemeinsamen Lösungswillen in Politik wie in der Gesellschaft.
Andererseits: Ich erinnere mich noch gut an manche TOP-Themen der 80er oder 90er Jahre, wie das Ozonloch oder den Ausbau der Atomkraft sowie die mit großen Protesten verbundene Endlagersuche.
Blickt man auf Schlagzeilen aus 2025, so ist zu lesen, dass erneuerbare Energien in Deutschland weiter auf dem Vormarsch sind und das Ozonloch über der Arktis so früh schließt, wie seit Jahren nicht mehr.
Natürlich sind damit unsere Probleme oder Herausforderungen nicht gelöst. Und die Transformation der Wirtschaft muss uns gelingen, wenn wir den Wohlstand und unsere sozialen Errungenschaften einigermaßen erhalten wollen. Doch es gibt eben auch zahlreiche positive Entwicklungen, die wir vielleicht zu wenig wahrnehmen.
Geht es uns in unserem wohlhabenden Teil der Erdkugel, in Deutschland und speziell auch in unserem Bundesland wirklich so schlecht, wie es die Schlagzeilen oder manche politische Akteure uns glauben machen wollen? Ich sage Nein!
Wir alle wissen es, dass die Welt und die heutigen Herausforderungen komplex sind und am Ende zumeist nur das Aushandeln von Kompromissen eine Lösung mit sich bringt.
Häufig nehmen wir es in der Politik als Streit wahr, wenn sich unsere Regierungen in Bund oder Land nicht gleich einig sind. Aber ganz ehrlich: Ist es nicht auch in der Familie, im Freundeskreis oder in der Arbeitswelt genauso, dass es eines Aushandelns der Positionen bedarf, um am Ende eine für alle tragfähige Lösung zu finden? Die Alternative, dass nur eine oder einer das Sagen hat, können wir doch nicht wirklich wollen?
Es ist deshalb besonders wichtig, dass wir unsere freiheitlichen Werte hochhalten: die Achtung der Menschenwürde, die Meinungsfreiheit, den respektvollen Dialog und die Bereitschaft, einander zuzuhören – auch dann, wenn wir nicht einer Meinung sind. Eine lebendige Demokratie lebt vom Austausch, vom Mitdenken und vom Mitmachen.
Der Schriftsteller Charles Dickens brachte es treffend auf den Punkt:
„Ich werde Weihnachten in meinem Herzen ehren und versuchen, es das ganze Jahr hindurch aufzuheben.“ Dieser Gedanke kann uns leiten – nicht nur in der Adventszeit, sondern im gesamten Jahr.
Ich möchte an dieser Stelle hervorheben, dass ich anders, als es vielleicht unser Gefühl beim Blick in die Welt ist, dieses gute Miteinander und die Wertschätzung in Bondorf in besonderem Maße sehe. Im Gemeinderat, im Zusammenwirken der Vereine und Gruppierungen, Initiativen und bei unzähligen Begegnungen über das Jahr hinweg.
Mit dem Dorffest im Sommer, bei dem wieder zahlreiche Vereine, Organisationen und die Gemeinde zusammen ein wunderbares gemeinsames Fest veranstaltet haben, wurde dies auch äußerlich deutlich: Gemeinsam kann noch viel mehr erreicht werden, als es jede oder jeder selbst könnte.
Bondorf zeichnet sich durch ein starkes Miteinander aus. Ob Jung oder Alt, alteingesessen oder neu zugezogen: Unser Ort lebt von der Vielfalt der Menschen, die hier wohnen. Diese Vielfalt ist eine Stärke. Sie erinnert uns daran, dass Freiheit und Menschenrechte keine Selbstverständlichkeit sind, sondern Werte, die wir gemeinsam schützen und leben müssen – im Alltag, im Gespräch und im gegenseitigen Respekt.
Im ZDF-Politikbarometer wurden die Menschen in unserem Land zum Jahresabschluss nach ihrer persönlichen Jahresbilanz gefragt: Für 65 Prozent war 2025 persönlich ein eher gutes Jahr. Was das kommende Jahr angeht, erwarten mit 60 Prozent die meisten für sich persönlich keine großen Veränderungen, 26 Prozent glauben, dass 2026 für sie eher besser wird. Das ist doch eigentlich eine recht positive Bilanz und ein optimistischer Ausblick! Vielleicht gelingt es uns, das auch auf unsere Gesellschaft und die in der Verantwortung Stehenden zu übertragen.
Trotz mancher Herausforderung dürfen wir deshalb mit dem Blick auf das Jahr 2026 zuversichtlich sein. Vor uns liegt ein Jahr mit neuen Chancen, Aufgaben und Gestaltungsmöglichkeiten.
Als Gemeinde wollen wir auch weiterhin Räume schaffen für Begegnung, Beteiligung und Zusammenhalt. Gemeinsam können wir die Zukunft Bondorfs verantwortungsvoll und menschlich gestalten.
Der Theologe Dietrich Bonhoeffer schrieb:
„Je stiller es um uns wird, desto hörbarer werden die Stimmen in uns.“
Mögen die kommenden Tage der Ruhe auch Ihnen Kraft geben, das neue Jahr mit Offenheit, Mut und Zuversicht zu beginnen.
Ich danke allen, die sich im Jahr 2025 mit Herz, Zeit und Engagement für Bondorf eingesetzt haben – in Politik, Verwaltung, Ehrenamt, Wirtschaft, Bildung, Pflege, Feuerwehr und vielen weiteren Bereichen. Mein Dank gilt ebenso allen Bürgerinnen und Bürgern für ihr Vertrauen, ihre Kritik und ihre Mitwirkung.
Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien ein gesegnetes Weihnachtsfest, erholsame Tage zwischen den Jahren und für 2026 Gesundheit, Frieden, Zuversicht und viele gute Begegnungen.
Lassen Sie uns auch im neuen Jahr füreinander einstehen.
Ihr
Bernd Dürr
Bürgermeister