Der Arbeitsplatz vom Storchenbeauftragten der Region, Helmut Stein, liegt in luftiger Höhe. Mit dem Hubsteiger geht es hoch hinaus, direkt an die Storchennester heran.
Oben angekommen, nähert sich Stein mit langsamen, ruhigen Bewegungen den Küken. Während die Eltern das Geschehen etwas skeptisch und mit Abstand aus der Luft beobachten, drücken sich die Küken tief in das Nest. Damit die Kleinen möglichst ruhig bleiben, deckt Stein ihre Köpfe mit einem dunklen Tuch ab. Ganz behutsam bringt er nun die Erkennungsringe am Bein der jungen Störche an. Sorgsam werden sie „angeclipst“ – für die Störche komplett schmerzfrei.
Bei dieser Aktion kann die Anzahl der jungen Störche erfasst und per Sichtkontrolle der Gesundheitszustand des Nachwuchses beurteilt werden. Trotz des Starkregens in den vergangenen Tagen sind die Jungstörche in gutem Gesundheits- und Ernährungszustand.
Das Beringen ist eine wissenschaftlich wichtige und etablierte Vorgehensweise, um verlässliche Daten zu sammeln. Diese können anschließend zum Beispiel für den Schutz der Storchenpopulation genutzt werden.
Anhand der Nummer auf dem Erkennungsring lassen sich die Störche eindeutig identifizieren. Durch Sichtungen erhalten Vogelkundler auf diesem Weg Informationen über die Lebensweise oder die jeweils bevorzugten Flugrouten eines jeden Vogels.
Zudem lässt sich herausfinden, welche Brutplätze die Störche gerne anfliegen. Für diese Areale können dann Schutzmaßnahmen entwickelt werden, um den Störchen – wie hier im Zoo Heidelberg – einen geschützten Ort für die Jungvogelaufzucht zu bieten. Jeder kann übrigens bei der Sichtung der Störche in der Region mitmachen und abgelesene Ringnummern bei Euring.org melden.
Die Weißstörche kehren jedes Jahr im Frühjahr zurück in den Heidelberger Zoo. Inzwischen sind in vielen Nestern bereits ein oder mehrere Küken geschlüpft, die von den Eltern gut umsorgt werden.
Die in den 70er-Jahren fast erloschene Weißstorch-Population in Baden-Württemberg habe sich wieder sehr gut erholt, erklärt Joshua Förg, Vogelkurator im Zoo Heidelberg. „Dass wir im Zoo Heidelberg mittlerweile eine Brutkolonie mit fast 40 Nestern haben, macht uns stolz und zeigt, dass die vielfältigen Schutzmaßnahmen ihre Wirkung entfalten konnten“, fügt er hinzu.