Die Stadt Bad Dürrheim will die Entwicklung von Photovoltaik-Freiflächenanlagen künftig aktiver und gezielter steuern. Denn der Bedarf an regenerativ erzeugtem Strom wächst – nicht zuletzt aufgrund des Ausbaus der Elektromobilität und des zunehmenden Einsatzes strombetriebener Wärmepumpen.
Zur fundierten Planung hat die Stadt das Umweltbüro des Gemeindeverwaltungsverbands Donaueschingen mit einer umfassenden Potenzialflächenanalyse beauftragt. In die Bewertung flossen verschiedene Kriterien ein – darunter die Qualität der landwirtschaftlichen Böden, Belange des Naturschutzes, das Landschaftsbild, Abstände zur Wohnbebauung sowie wasserwirtschaftliche Aspekte.
Laut Dr. Gerhard Bronner, dem Leiter des Umweltbüros, wurden rund 1.509 Hektar als grundsätzlich geeignete Potenzialflächen identifiziert. Das entspricht etwa 25 % der gesamten Gemarkungsfläche und rund 43 % der landwirtschaftlich genutzten Flächen in Bad Dürrheim.
Zum Vergleich: Bereits 1 % der landwirtschaftlichen Fläche würden ausreichen, um den Strombedarf aller Privathaushalte zu decken. Um zusätzlich Gewerbe und Infrastruktur zu versorgen, wären 1,6 % erforderlich.
Die Landesregierung Baden-Württemberg verfolgt das Ziel, 0,2 % der Landesfläche für Freiflächen-Photovoltaik bereitzustellen. Auf Bad Dürrheim umgerechnet entspricht das 12,4 Hektar – ein Ziel, das mit dem aktuellen Stand von etwa 20 Hektar bereits übertroffen ist. Weitere rund 30 Hektar befinden sich derzeit in Planung oder im Genehmigungsverfahren.
Die Stadt Bad Dürrheim unterstützt den Ausbau erneuerbarer Energien, möchte diesen jedoch nicht unbegrenzt zulassen, sondern gezielt steuern. Großflächige Anlagen – insbesondere auf gepachteten Flächen – können erhebliche Auswirkungen auf landwirtschaftliche Betriebe haben. Die Stadtverwaltung schlägt daher eine stadtweite Obergrenze von 2,5 % der landwirtschaftlichen Fläche vor, was etwa 87 Hektar entspricht. Dieser Wert liegt deutlich über dem Landesziel, bietet jedoch Spielraum für eine strategisch gesteuerte Entwicklung. Da sich die geeigneten Flächen ungleich auf die Ortsteile verteilen, würde eine stadtweite Obergrenze mehr Flexibilität ermöglichen als eine ortsteilbezogene Einschränkung.
Bevor über konkrete Flächen entschieden werden kann, steht noch die Stellungnahme des Landwirtschaftsamts aus. Diese wird in Kürze erwartet. Anschließend sollen die Ortschaftsräte sowie der Gemeinderat erneut in die Beratungen eingebunden werden. Erst dann wird die Stadt dem Regionalverband Rückmeldung geben, wo künftig Photovoltaik-Freiflächenanlagen entstehen sollen.
Dr. Gerhard Bronner betonte im Ausschuss: „Wir müssen aufpassen, dass nicht alles Mögliche mit Photovoltaik bepflastert wird, sondern nur dort, wo wir es wollen.“ Ziel sei es, ein gutes Gleichgewicht zwischen Energiewende, Landwirtschaft und Naturschutz zu finden.
Für die Bilanzierung der kommunalen Klimaneutralität wird der bundesweite Strommix herangezogen. Der Ausbau der Freiflächen-Photovoltaik hat daher keinen direkten Einfluss auf die CO₂-Bilanz bzw. die Klimaneutralität der Stadtverwaltung. Dennoch trägt er dazu bei, den Anteil erneuerbarer Energien im Gesamtsystem zu erhöhen – und verbessert die Klimabilanz mittelbar ein Stück weit.