Seit 65 Jahren wird in Weingarten hochwertiger Kies gefördert und hat in diesem Zeitraum einen großen Baggersee entstehen lassen, der viele Möglichkeiten der Naherholung bietet. Erster Pächter im Bauboom der 1950er Jahre war die Firma Wolfer & Goebel. Seither ist die Kiespacht eine feste Einnahmeposition im Gemeindehaushalt. Mit einem Quarzgehalt von etwa 80 Prozent hat der Weingartener Kies eine hohe Qualität.
Bereits 2003 wurde der See erweitert und hatte dann eine Größe von 34 Hektar erreicht. Bei der Fortschreibung des Regionalplans im Jahr 2011 sollte die Abbaufläche um 10,8 Hektar erweitert werden. Der Gemeinderat genehmigte jedoch 2014 eine Erweiterung der Abbaufläche von nur 5,9 Hektar und belegte diese mit einer Veränderungssperre. Im Januar 2019 begannen dann die Rodungsarbeiten im ersten Teilabschnitt.
Ende November dieses Jahres wurde der zweite Teilabschnitt der Erweiterung mit den Rodungen in Angriff genommen. Deshalb wird in der kommenden Badesaison den „Wasserratten“ eine geringere Strandfläche zur Verfügung stehen.
Seit 2019 sind bereits 2,7 Hektar der bewilligten Abbaufläche abgebaggert worden. Eine Erweiterung über die genannten 5,9 Hektar hinaus sei nicht vorgesehen, teilt die Verwaltung mit. Der letzte Teilabschnitt mit dem Betriebsgelände selbst wird nach heutigem Sachstand frühestens in drei Jahren in Angriff genommen werden.
Bevor die Gemeinde Weingarten erstmals den Kiesabbau an eine externe Firma verpachtete, betrieb sie im Bereich der heutigen Forsthütte eine sogenannte Sandgrube. Dort wurde die obere, etwa drei Meter starke Schicht mit rotem Sand abgebaut. Da dieser jedoch im Gegensatz zum tiefer gelegenen Kies ziemlich bröselig war, mischten ihm die Maurer und Gipser manchmal eine Schaufel feine Erde bei, um den Mörtel „sämiger“ zu machen. Dadurch konnten sie ihn besser verarbeiten.
Wer zu jener Zeit Sand brauchte, konnte bei der Gemeindekasse gegen eine geringe Gebühr einen sogenannten „Sandschein“ kaufen. Den Transport zu den Baustellen im Ort besorgten in jenen Jahren meistens noch Landwirte mit ihren Pferdegespannen und schweren Kastenwagen. Durch die Verpachtung der Kiesgewinnung an eine privatwirtschaftliche Fremdfirma stieg der Preis für eine Fuhre Kies beträchtlich. Das hat damals unter den Bürgern zu großer Verärgerung geführt. (rof)