Zwei traditionelle Brauhäuser haben einen gemeinsamen neuen, jungen Chef: Max Spielmann, schon seit sieben Jahren in der Geschäftsleitung der familiengeführten Welde-Brauerei in Plankstadt, hat seine ersten hundert Tagen nun auch als Geschäftsführer der Heidelberger Brauerei erfolgreich bewerkstelligt. Die gute Nachricht ist, dass für beide Unternehmen ihre Selbständigkeit weiterhin bestehen bleibt und alle Mitarbeitende sich freuen, ihre Arbeitsplätze zu behalten. Klares Ziel der Kooperation ist es, langfristig regionale Biervielfalt für die Kurpfalz zu bieten.
Mit Max Spielmann steht ein sehr kompetenter Chef an der Spitze der beiden Unternehmen. Er ist Betriebswirt mit abgeschlossenem Master-Studium, ausgebildeter Braumeister und Biersommelier mit Auslandserfahrungen. Und er ist quasi mit der Bierproduktion im elterlichen Betrieb groß geworden.
Nach „gründlicher Prozess-Analyse“, bei der auch intensive und individuelle Befragungen der Mitarbeiter*innen mit einbezogen und berücksichtigt wurden, sind Modernisierungen bei laufendem operativem Geschäft bereits in vollem Gange. Umstellungen betreffen das Qualitätsmanagement. Zur produktiven Qualitätssicherung beider Unternehmen wurde eine explizite Leitungsstelle implementiert. So können beispielweise beide Brauereien von den ausgezeichneten, modernen Laborkapazitäten der Welde profitieren und schnellere Ergebnisse erzielen als bisher. „Allein dadurch wurde die Bierqualität so verbessert, dass künftig eine Haltbarkeit der Bier – wohlgemerkt gekühlt - bis zu 12 Monaten gewährleistet werden kann,“ heißt es in einer Pressemitteilung der Geschäftsleitung.
Rohstoffe werden für beide Brauereien konsequent nur noch von regionalen Betrieben aus Schriesheim, Heidelberg und Bruchsal eingekauft. Für die Bierherstellung werden ausschließlich die teureren Aromahopfen verwendet. Neue Reinzuchthefestämme führen zu verbesserten Gär- und Reifeprozessen und zu einem besseren Geschmacksprofil. Auch die Brautechnologie, wie Ventile, Hähne und Schläuche, wurde bereits erneuert, was mit hohen Kosten verbunden war. Die Braumanufaktur Welde ist seit 2014 eine von etwa 20 deutsche Brauereien, die das strengste internationale Gütesiegel für Bier – da Slow Brewing-Siegel – tragen. „Das Slow Brewing Gütesiegel beginnt, wo das Reinheitsgebot aufhört,“ beschreibt die hohe Anspruchshaltung des Forschungszentrums Weihenstephan für Brau- und Lebensmittelqualität (TU München). Hier werden nicht nur die Qualität und Geschmacksbeständigkeit, sondern auch Transparenz und Qualität der Rohstoffe, die Hygiene in der Brauerei, die Lebensmittelsicherheit sowie die Qualität der Brauweise streng kontrolliert und jährlich geprüft.
Slow Brewing ist eine langsame, schonende Brauweise; es würden nur reinste, natürliche Rohstoffe verwendet werden. Dieses Verfahren wird nun auch in der Heidelberger Brauerei eingesetzt: Den neuen Heidelberger Bieren wird eine Kälte-Reifezeit von vier bis sechs Wochen erlaubt, was die Biere gehaltvoller macht und den Geschmack weicher ausbalanciert. „Ich liebe Bier!“, sagt Spielmann. „Richtig gute Pilsbiere, ein ehrliches Helles oder ein frisches Hefeweizen sind einfach was Herrliches!“ Und ergänzt: „Weil es einfach gut schmeckt. Und weil es ein geselliges, aber auch demokratisches Getränk sei, das in seinen Grundzügen wenig Elitäres habe. Dafür aber viel Natur, Leidenschaft und Handwerk.“ Max Spielmann kommt aus einem Familienunternehmen, ist inzwischen selbst auch Familienvater - und Jazzliebhaber. (rw)