Der große Gemeindesaal am Schlossplatz 9 war bis auf den letzten Platz besetzt, als die Schwetzinger in ökumenischer Verbundenheit den diesjährigen Weltgebetstag feierten. Seit mehr als 100 Jahren wandert das Gebet immer am ersten Freitag im März 24 Stunden lang durch mehr als 150 Länder rund um die Welt.
Die diesjährige Gottesdienstordnung wurde von den Frauen der südpazifischen Cook-Inseln vorbereitet und gestaltet. Das Motto war in diesem Jahr ein Vers aus dem 139. Psalm: „Wonderfully made!“
In Schwetzingen gab es ein Team von insgesamt 20 Mitarbeitenden. Im Kernteam: Ute Roes, Margit Rothe (Diakonin) und Hanna Schwichtenberg von der evangelischen Kirchengemeinde Schwetzingen, Susanne Muth und Christine Oberhausen von der katholischen Kirchengemeinde und Julia Wirth von der Gemeinde am Schlossplatz – dazu viele Helferinnen, die das Büfett bestückten, Deko bastelten oder besorgten, Lesestimmen übernahmen oder die Technik bedienten, sowie eine eigens für den Weltgebetstag musizierende Frauen-Band unter der Leitung von Jutta Schnorbach.
Die Besucher wurden empfangen mit dem Maori-Gruß „Kia Orana“, der ein erfülltes und segensreiches Leben wünscht, Kokoswasser als Begrüßungstrunk, und Blumen, die sich alle hinters Ohr stecken konnten. So hatten es die Cook-Insulanerinnen vorgeschlagen, damit ihre ursprüngliche Maori-Kultur geteilt und solidarisch gewürdigt wird. Die Kolonialisierung und die damit einhergehende Christianisierung vor 200 Jahren hatten diese Kultur versucht zurückzudrängen, die Frauen aber kämpften sehr um ihren Erhalt. Typische Elemente der Maori-Kultur wie Tanzen, Singen und Trommeln als Ausdruck ihrer Lebensfreude werden wieder gepflegt.
Alle diese Elemente wurden in den Gottesdienst integriert, was eine sehr positive Resonanz fand. Die Musikerinnen begeisterten alle mit den mitreißenden Melodien und dem Sologesang von Gaby Schneider. Neben den Instrumenten Saxofon, Flöte, Trommel war es eine große „Ocean drum“, die das Meeresrauschen herbeizaubern konnte, was viel Beifall fand. Dazu kam die Liturgie mit ihren lebensbejahenden und ermutigenden Elementen, die Hintergrundinfo zu den Cook-Inseln als Bilderpräsentation, die durch Fallbeispiele dreier Frauen unterschiedlicher Altersgruppen im Gottesdienst konkretisiert wurde.
Die Cook-Inseln, eines der letzten Paradiese, haben trotz der Schönheit ihrer Natur große Herausforderungen zu bestehen: die Auswirkungen des Klimawandels, häusliche Gewalt, Abwanderung der Jugend, Übergewicht als Volkskrankheit durch Ersatz der traditionellen Ernährung von Fisch, Obst und Gemüse durch importierte ungesunde Essgewohnheiten als Begleiterscheinung des Tourismus, die Bedrohungen durch geplanten intensiven Tiefseebergbau. Die Frauen der Cook-Inseln ermutigen dazu, das Motto des Weltgebetstages „Informiert beten – betend handeln“ tatkräftig und voller Gottvertrauen umzusetzen und die Probleme anzupacken.
Beim geselligen Beisammensein nach der Feier konnten landestypische Spezialitäten wie rosafarbener Kartoffel-Rote-Bete-Salat, exotische Früchte, Kürbissuppe mit Kokosmilch und Kokoskuchen verkostet werden, was viel Anklang fand. Am Ende gab es viel Lob für die gelungene Veranstaltung und eine großzügige Kollekte für internationale Frauenprojekte.
„Das war die schönste Weltgebetstagsfeier, die ich bisher erlebt habe, es war wunderbar“, sagt Tina Knoth. Vor allem der kämpferische Einsatz der Frauen für ihre Kultur habe sie beeindruckt, ebenso ihre dankbare Einstellung zum Leben, die in den Texten, mehr noch in der Musik zum Ausdruck kam, das habe sie sehr berührt. „Ich nehme viel mit und freue mich auf den Weltgebetstag im nächsten Jahr“, war ihr Fazit. (hs)