"Musik im Park" hat begonnen

Welthits lyrisch und musikalisch in Szene gesetzt

Sommerzeit – Musikzeit. Die jährliche Open-Air-Konzertreihe „Musik im Park“ startete mit einem Höhepunkt. Zu Gast: Pop & Poesie von SWR.
Open Air Musik im Park. Pop und Poesie.
Die Musiker sorgten für gute Stimmung und zeigten dem Publikum die Poetik vieler Songtexte.Foto: amoos

Welthits lyrisch und musikalisch in Szene gesetzt

Sommerzeit – Festspielzeit. Die jährliche Open-Air-Konzertreihe „Musik im Park“, ein Höhepunkt im Schwetzinger Kultursommer, hat mit „SWR1 Pop & Poesie in Concert“ am Donnerstagabend begonnen.

Welthits erleben mal anders, denn hier erhielten Liedtexte – im Englischen sinnvoll als „Lyrics“ bezeichnet – einen eignen Stellenwert unabhängig von Melodien und Arrangements, indem sie als Poesie in deutscher Sprache vorweggenommen wurden, ehe die Songs als gesamtes Werk erklangen. Moderator Jochen Stöckle hatte auch ein paar lustige Anekdoten und Informationen als Zugabe auf Lager. Weniger prosaisch: Es regnete. Freundlicherweise konnte man am Eingang nicht nur seine Tickets abholen, sondern auch Regencapes für einen kleinen Betrag erstehen. So ausgerüstet, konnten die etwa 2.300 Besucherinnen und Besucher das Konzert genießen. Jochen Stöckle gab bekannt, dass die Formation „Pop & Poesie“ schon im 17. Jahr auf Tour sei. Dann konnte es losgehen.

Lokalmatador

Als die Band mit Frontmann Dominik Steegmüller, dem Lokalmatador, zum ersten Stück „The Power of Love“ von Huey Lewis and the News einsetzte, und E-Gitarrist Klaus-Peter Schöpfer auch gleich sein erstes hervorragendes Gitarrensolo lieferte, wurde klar, dass das Publikum keine schlichten Coverversionen oder Remakes erwarteten, sondern ausgezeichnete, spannende Eigeninterpretationen. „The Power of Love“ lautete das Thema des Konzertabends.

Buntes Programm

Gegen all die aktuellen Nachrichten von Krieg und Hetze, mit denen man täglich konfrontiert sei, wolle man mit dem Motto ein klares Zeichen setzen, denn: „Hass ist krass, aber die Liebe ist krasser,“ sagte Radiosprecher Jochen Stöckle. Dass Liebe nicht nur eitler Sonnenschein, sondern ein Schuss ins Herz bedeuten kann, hatte Bon Jovi mit dem Song „You Give Love a Bad Name“ festgehalten; Sängerin Leslie Jost sang das Lied mit überzeugend rockiger Stimme. Moderator Stöckle beschwor die Vielfalt der Liebe und unterstrich seine Botschaft, indem er die Regenbogenflagge aufrollte. „Hey du, mit den traurigen Augen, lass dich nicht entmutigen,“ fügte Schauspielerin Simone von Racknitz-Luick hinzu und bildete damit die Überleitung zu „True Colors“, was so viel bedeutet wie „innere Werte“; die amerikanische Sängerin Cindy Lauper sang diesen Song und setzte sich damit bereits seit den 1980er Jahren immer wieder für die Rechte der LGBTQ-Community ein.

Danach überraschte Dominik Steegmüller mit Funk, abwechselnder Falsetto- und Bassstimme und gekonnten Tanzeinlagen mit dem Song „Kiss“ von Prince und erntete Begeisterungsstürme. Wie oft hatte man ihn schon in Schwetzingen gesehen – und doch war er immer wieder für Überraschungen gut! Gitarrist Patrick Schwefel hatte sich bisher eher im Hintergrund gehalten; mit „Sweet Child O‘ Mine“ von Guns N‘ Roses zeigte er sein professionelles Können als Sänger und Sologitarrist.

Friedensbotschaft

Den emotionalen Höhepunkt servierte Pop & Poesie vor der Pause mit einer musikalischen Friedensbotschaft: Stellt euch vor, es gebe keinen Himmel, keine Hölle, keine Länder, keine Religion, für die es sich zu töten oder zu sterben lohnt – „Imagine“ von John Lennon, der Friedenssong per se. Und damit nicht genug: In direktem Anschluss spielte die Gruppe „Give Peace a Chance“ von John Lennon und Yoko Ono. Viele sangen mit – und man spürte, dass das Schwetzinger Publikum mit dieser Hymne Hoffnung und den Wunsch nach Frieden gen Nachthimmel schickte. Ein Wunsch ging in Erfüllung: Es hatte aufgehört zu regnen!

Der mehr erotischen Liebe galten die Songs nach der Pause. „Music was my first love and it will be my last,“ hatte John Miles in den 1970er Jahren gesungen und damit aus den Herzen echter Musikfans gesprochen. Steegmüller tat es ihm nach, begleitet von einem fast klassischen Piano, gespielt von Peter Grabinger, der die musikalische Leitung des Abends innehatte. Mit der Hintergrundmusik „Riders on the Storm“ von den Doors geleitete das Ensemble hinüber in die 1960er Jahre, die Zeit von Flower-Power und freier Liebe. Simone von Racknitz-Luick und Dominik Steegmüller sangen „Somebody to Love“ von Jefferson Airplane, deren Sängerin damals die legendäre Grace Slick war.

Tango und mehr

Dann erklang Tango! Die Begleitmusik zu „Roxanne“ von Police. Pop & Poesie machte sich auf Reise nach Südamerika. „Suerte (Whenever, whenever)“ von Shakira interpretierte Leslie Jost mitreißend auf Spanisch, dazu feuriger Salsa mit Clave und Timbales als typische Perkussionsinstrumente. Bassist Alex Merzkirch und Drummer Martin Grünenwald bildeten die rhythmische Grundlage. Sie schloss daran „Can’t get you out of my head“ von Kylie Minogue an, das überraschenderweise als sanfte Ballade begann und dann das Tempo zu einem Tanzrhythmus steigerte. Es folgten „Wonderwall“ von Oasis und „I Was Made for Loving You“ von Kiss. Thematisch eine Reprise war „The Power of Love“ zum Schluss – allerdings in der Version von Frankie Goes to Hollywood. Zugabe und Abschluss war „Heroes“ von David Bowie. Das Konzert dauerte zweieinhalb Stunden. (rw)

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