
Der Welttag für seelische Gesundheit fand am 10. Oktober 2025 im evangelischen Gemeindehaus Ringhof in Freudenstadt statt. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand die Frage, wie sich das eigene Selbstbild entwickelt – und was geschieht, wenn frühe Bindungserfahrungen und traumatische Erlebnisse diese Entwicklung prägen oder verzerren. Musikalisch eröffnet wurde die sehr gut besuchte Veranstaltung durch die Combo der Kepler Big Band unter der Leitung von Michael Herzig.
Schirmherr der Veranstaltung war Landrat Andreas Junt. Gastgeber und Hausherr war Dekan Andreas Streich. Durch den Abend führte Damaris Eisele, Mitarbeiterin im Sozialamt des Landratsamtes. Der Welttag wurde wieder im Auftrag der Informations-, Beratungs- und Beschwerdestelle (IBB-Stelle) durch ein Team aus dem Arbeitskreis Psychiatrie sowie den Sozialen Diensten im Landkreis Freudenstadt organisiert.
Céline Herrmann, Traumapädagogin, referierte eindrucksvoll über das Selbstbild und führte die Besucher auf verständliche Weise durch psychologische Grundlagen. Sie erläuterte, dass das Selbstbild aus Gedanken, Gefühlen, Fähigkeiten und Einstellungen zu uns selbst entsteht und dass Bindung und Resonanz in der frühen Kindheit entscheidend dafür sind, wie Menschen sich selbst und andere wahrnehmen. Fehlende sichere Bindungen, Vernachlässigung oder Missbrauch können das Selbst tiefgreifend erschüttern und langfristig zu einem negativen Selbstbild, Scham und Schuldgefühlen führen. Besonderes Augenmerk legte Céline Herrmann auf die Selbstbestimmungstheorie, die die Bedürfnisse nach Geborgenheit, Kompetenz und Selbstwirksamkeit als Grundlage eines stabilen Selbstwertgefühls beschreibt. Werden diese Bedürfnisse erfüllt, kann sich ein gesundes Selbstbild entwickeln – andernfalls können Unsicherheiten und Selbstzweifel entstehen. Mit anschaulichen Beispielen und Zitaten aus der Traumaforschung zeigte die Referentin, wie Genesung durch neue Beziehungserfahrungen, Spiegelung und Selbstverstehen möglich wird. „Ein gesundes Selbstbild wächst nicht aus Selbstoptimierung, sondern aus Selbstverstehen“, so Herrmann. Im Mittelpunkt stand dabei die Erkenntnis, dass Heilung nicht isoliert geschehen kann, sondern in Verbindung mit anderen: „Wo ein Mensch wieder fühlen darf, was er fühlt, und verstehen darf, warum – da beginnt das Selbst, sich zu ordnen, zu beruhigen und zu heilen.“
Im Rahmen der Veranstaltung konnten zahlreiche Bilder der Foto AG der psychosozialen Tagesstätte der BruderhausDiakonie Horb sowie verschiedene Bücher der Buchhandlung Dewitz betrachtet werden. Zudem bestand die Möglichkeit, sich mit der psychosozialen Notfallseelsorge des Landkreises Freudenstadt auszutauschen.
Für die Pause hatte das Windrad der Erlacher Höhe einen Imbiss vorbereitet. Der Ausklang der Veranstaltung wurde musikalisch durch die Combo der Kepler Big Band gestaltet. So endete ein Abend, der seine Gäste gleichermaßen begeisterte, zum Nachdenken angeregt, aber auch berührt hat. Weitere Informationen auf der Homepage unter www.welttag-freudenstadt.de