Rund 70 Personen hatten sich vor Kurzem zur Führung unter dem Motto „Kennen Sie Münchingen?“ durch den historischen Ortskern einladen lassen. Sie versammelten sich am Heimatmuseum, dem ehemaligen alten Schulhaus. Darin ist noch bis zum 29. Juni die Ausstellung „Vielfalt & Gegensätze: von den 70ern bis heute zu sehen“, zu dessen Rahmenprogramm die Veranstaltung zählt.
Alexander Brunotte und Ewald Gaukel vom Heimatverein führten die Gruppe zu Beginn in die Evangelische Johanneskirche. „Die Kirche wurde 1496 geweiht“, so Gaukel. Im Dreißigjährigen Krieg sei diese zerstört worden, das Dach abgebrannt. Allein das Rippengewölbe sei stehengeblieben. Kostbarkeiten wie die barocke Orgel, Grabmale und -platten des Münchinger Ortsadels befinden sich im Chorraum. Weiter wurde von der Renovierung 1965 berichtet: „Es war eine riesige Aktion. Die Decke hing zuvor bis zu 50 Zentimeter durch. Das war einer der schwierigsten Punkte.“
Das Hengelhaus, dessen Geschichte bis vor dem Dreißigjährigen Krieg zurückgeht, war die nächste Station. Es wurde von 1998 bis 2005 vom damaligen Besitzer Kurt Hengel denkmalgerecht renoviert. „Die Mühe war groß, diese Ziegel zusammenzutragen und das Dach damit zu decken“, erklärte Gaukel. Brunotte und Gaukel verwiesen auch auf das gegenüberliegende Münchinger Rathaus, eines der schönsten und imposantesten Fachwerkhäuser im Kreis Ludwigsburg. Nach der Zerstörung wurde das Gebäude 1687 wiederaufgebaut.
Das „Glöckle“ ist eine im Jahr 1780 errichtete Hofanlage mit mehreren Scheuern, ein wichtiges Zeugnis für die landwirtschaftliche Prägung von Münchingen. „Der Name bezieht sich auf die im Jahr 1780 auf dem Dach angebrachte kleine Glocke, die eventuell als Signal für den Schultheiß genutzt wurde“, schloss Brunotte. Familie Schmalzried habe das Gebäude erbaut und über mehrere Generationen das Ortsoberhaupt gestellt.
Das Alte Schloss, zum ersten Mal 1304 urkundlich erwähnt, wurde von den Herren von Münchingen als Wasserschloss erbaut und mit einem Burggraben umgeben. 1733 wurde es von Baron von Harling gekauft. Er ließ auch das neue spätbarocke Schloss bauen. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts war es in dessen Besitz, anschließend kaufte es Familie Schmalzried. Wesentliche Renovierungen wurden in den 1970er Jahren vollzogen.
Die letzte Station war der Münchinger Spitalhof. Es ist eine der ältesten noch erhaltenen Anlagen im historischen Ortskern, zu dem viele Gebäude wie Scheuern und Stallungen sowie rund 100 Hektar Ackerflächen, Wiesen und Weinberge gehörten. Das Anwesen wurde bereits 1278 als Gutshof des Esslinger Katharinenspitals urkundlich erwähnt.
Zuletzt danke Museumsleiterin Miriam Ecker für die interessante und informative Führung und lobte die Veranstaltung als wertvollen Beitrag für das Rahmenprogramm der aktuellen Ausstellung im Museum und für das Stadtjubiläum. Sie wies darauf hin, dass im kommenden Herbst Führungen durch die Stadtteile Korntal und Kallenberg geplant sind.
Austauschen konnte man sich über das Gesehene und Gehörte bei einem geselligen Ausklang in der Bürgerstube Lamm. Dort trugen drei ehrenamtliche Helferinnen mit einem Imbiss und Getränken zu einem gelungenen Abschluss bei. Finanziell gefördert wurde die Veranstaltung durch die Stadt Korntal-Münchingen.