Im letzten Jahr hat die Gemeinde Loßburg eine Saatgutbibliothek ins Leben gerufen. Dort kann Saatgut von Kräutern, Gemüsepflanzen oder Stauden getauscht werden. Vor allem alte und damit womöglich besonders klimaresistente Sorten stehen im Fokus von Gustav Jahn, dem Vorsitzenden des örtlichen Gartenbauvereins, der das Projekt fachlich betreut.
Angesiedelt ist die Saatgutbibliothek bei der gemeindeeigenen Bücherei, zu deren Öffnungszeiten kann getauscht werden. „Die Nachfrage ist noch verhalten“, berichtet Bürgermeister Christoph Enderle. Dabei ist der Herbst die geeignete Jahreszeit, um Samen zu ernten.
Mein Selbstversuch startete im vergangenen Jahr mit einer Tüte Saatgut alter Tomaten, sogenannter „Urtomaten“, die mir Gustav Jahn zum „Anlocken“ schenkte. Als Hobbygärtnerin beschäftigte ich mich bisher eher mit Zierpflanzen, um die Zucht von Gemüse habe ich mich jahrelang erfolgreich gedrückt, da sie mir aufwändig erschien. Nun also: im Frühjahr wurden die Samenkörner mit Anzuchterde in einem Eierkarton ans helle Küchenfenster gestellt, gewässert und gedüngt. Schon bald zeigen sich erste, zarte Triebe, richtige Winzlinge. Bei schönem Wetter durften sie im Garten ein bisschen Sonne tanken. Wenn es kalt und regnerisch war, kamen sie wieder in die warme Küche. Im Mai verließen sie ihren Eierkarton und bekamen eigene kleine Töpfe, Ende des Monats waren sie bereits deutlich gewachsen und wurden in entsprechend große Pflanzgefäße umgetopft. Schon bald waren sie so große, dass sie Stützstäbe brauchten. Mit viel Sonne entwickelte sich schnell eine richtige Plantage, zu der sich noch geschenkte Setzlinge mit anderen Sorten gesellten. Ab Mitte Juli zeigten sich dann erste Früchte, in unterschiedlichen Größen und Farben, die langsam am Gewicht und Farbe zulegten. Inzwischen konnte ich schon die ersten Tomaten ernten. Ein ganz anderes Geschmackserlebnis, wenn sie am Strauch richtig reifen können. Ich will auf jeden Fall aus einigen davon Samen trocknen und im Frühjahr erneut eine Zucht beginnen. Eine Tüte mit Samen geht aber auf jeden Fall an die Saatgutbibliothek nach Loßburg zurück.